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Die Mühe des Lebens


 
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Die Mühe des Lebens

Es gibt Lasten, die alten Menschen das Leben heute unnötig schwer machen. Sie sind im wesentlichen auf unsere Gesellschaftsordnung zurückzuführen oder auf allgemein übliches Verhalten, für das es keine sozialen Sanktionen gibt.

Eine dieser Lasten ist der Wertverlust für denjenigen, der aus der Arbeitswelt ausscheidet. Dazu kommt der große Wandlungsprozess der Familie, die sich von einer patriarchalischen Großfamilie zu einer städtischen Kleinfamilie entwickelt hat, die zerbrechlicher ist. Das hat dazu geführt, dass der alte Mensch den Problemen des Alters zunehmend alleine gegenübersteht. In der Kleinfamilie wird der alte Mensch mit seinen altersbedingten Bedürfnissen oft als Last empfunden, vor allem wenn man in der Stadt lebt, wo erschwerte Bedingungen für Nachbarschaftshilfe und mitmenschliche Beziehungen vorherrschen. So wird der Mensch, wenn er alt geworden ist, aus seiner Familie, seiner Geschichte und aus seinem eigenen Haus verbannt. Am härtesten sind dann diejenigen betroffen, die wirklich ins Altenheim müssen. Unsere Generation ist die erste, die es nicht mehr als normal erachtet, mit ihren alten Leuten zusammenzuleben.

 Die Lebensbedingungen alter Menschen haben sich im wesentlichen verschlechtert, seitdem unsere Gesellschaft hauptsächlich in städtischen Strukturen lebt. Die alten Menschen wirken oft wie Übriggebliebene: Sie haben die alten Zeiten überlebt, aber sie sind in den neuen Zeiten unerwünscht. Öffentliche Einrichtungen zur Versorgung alter Menschen fehlen häufig, und dort wo sie vorhanden sind, entsprechen sie nicht den Bedürfnissen, die aus der größeren Zerbrechlichkeit der alten Menschen und ihrem Wunsch nach einem Leben in Würde entstehen.

Anzeichen eines echten Generationenkonflikts sind immer deutlicher zu sehen. Die Debatte über einschneidende Maßnahmen, die den Sozialstaat immer mehr zurückdrängen, ist ein Zeichen dafür. Es wird behauptet, dass alte Menschen den Etat im sozialen und im gesundheitlichen Bereich zu sehr belasten, so dass am Ende die Mittel fehlen, um für die Jugend investieren zu können. Dabei wird aber außer Acht gelassen, dass die jungen Menschen den Wohlstand, der heute in unserer Gesellschaft herrscht, aber auch die Freiheit und die Demokratie, in der viele Länder leben, niemand anderem als eben den Menschen zu verdanken haben, die heute alt sind.

Die Lebensbedingungen vieler einsamer, armer, verlassener alter Menschen offenbaren das Nützlichkeitsdenken unserer Gesellschaft. Die Botschaft, die den alten Menschen eingetrichtert wird, lautet, dass es besser sei, Platz zu machen. Der Fortschritt verlängert ihr Leben, aber die Gesellschaft sagt ihnen, dass sie zu lange leben. Bei Verlust der Selbständigkeit scheint dann die beste Lösung, die sich anbietet, die Einweisung in ein Altenheim, Wohnstift oder ein Pflegeheim. Die Einweisung in ein Heim gleicht oft einer Verurteilung zur Einsamkeit, die den Lebenswillen der alten Menschen schwinden lässt. Einige Heime nehmen bis zu 500 Personen auf. Es ist leicht, dort jede Individualität zu verlieren. Es ist nicht mehr möglich, seine vertrauten Gewohnheiten zu pflegen, sondern man muss sich festen Rhythmen anpassen und außerdem mit Menschen zusammenleben, die man gar nicht kennt. Man muss sich den Regeln der Einrichtung anpassen, die einen aufnimmt. Es ist schwierig, sich auch nur die kleinsten Bedürfnisse zu erfüllen, geschweige denn zusätzliche Aktivitäten durchzuführen. In Wirklichkeit könnten viele alte Menschen weiterhin zu Hause wohnen bleiben oder müssten nicht in ein Heim eingewiesen werden, wenn sie daheim über eine einfache medizinische Betreuung, Reha-Maßnahmen und die nötige Unterstützung zur Genesung oder zur Erhaltung der eigenen Selbständigkeit verfügen würden. Bei kranken alten Menschen tendiert man in den meisten Krankenhäusern, die nur seltensten geriatrische Abteilungen haben, dazu, diejenigen, die eine längere Behandlung bräuchten, schnell zu entlassen, um jüngeren Menschen den Vorzug zu geben. Oft wird alten Menschen das Recht auf eine ausreichende Behandlung verweigert. Immer öfter hingegen ist hier die Rede von Euthanasie.

Wenn alte Menschen um Sterbehilfe bitten, ist das jedoch oft nur das traurige Ergebnis von Gleichgültigkeit und Ablehnung, die ihnen als weit verbreitete Haltung entgegengebracht werden. In dem Zusammenhang spricht Kardinal Martini von „Euthanasie aus Verlassenheit". Wer jedoch die Möglichkeit hatte, Sterbende zu begleiten, die eine entsprechende Behandlung hatten, die den körperliche Schmerz lindert, denen es außerdem nicht an Begleitung und menschlicher Zuneigung und Nähe gefehlt hat, welche die Gründe der Verzweiflung beseitigen, weiß, dass diese Menschen leben und nicht sterben wollen. 

 Die Einsamkeit ist ein großes Problem, das nicht nur die alten Menschen in den Altenheimen betrifft, sondern auch die, die daheim und/oder in der Familie leben. Die Einsamkeit erzeugt Mutlosigkeit, Depressionen und Traurigkeit, Gemütszustände, die den körperlichen und seelischen Abbau beschleunigen. Ein alter Mensch mit vielen menschlichen Beziehungen erkrankt wesentlich seltener als einer, der alleine ist. Die Zuneigung der Freunde und/oder Familienangehörigen vertreibt eine negative Auffassung des Alters und des eigenen Zustandes, der einsamen alten Leuten so viel Angst macht. Am härtesten sind die alten Menschen von Einsamkeit betroffen, die arm oder krank oder nicht mehr selbständig sind. Eine weitere Begleiterscheinung der Einsamkeit sind Untätigkeit und Passivität, die den Alterungsprozess beschleunigen.

 In den letzten Jahren hat die Armut vieler alter Menschen zugenommen. Einige müssen mit Renten auskommen, die so niedrig sind, dass niemand davon leben könnte, geschweige denn ein alter Mensch, der zusätzliche Unkosten für Hilfeleistungen oder Medikamente hat. In der westlichen Welt bitten immer mehr alte Leute bei caritativen Einrichtungen oder in Pfarreien um Lebensmittel, Kleidung, Medikamente oder Geld. In einigen Gesellschaften wie z.B. in Osteuropa hat man nach 1989 eine bedeutende Verringerung der Lebenserwartung feststellen können. In diesen Ländern sind es besonders die alten Menschen, die unter der schwierigen Umwandlung in eine Marktwirtschaft leiden. Im Süden der Welt, besonders in Lateinamerika und Asien, wo die Zahl der alten Menschen rapide ansteigt, haben die Gesellschaften vorläufig nicht für soziale Schutzsysteme gesorgt. Das stellt einen weiteren Krisenmoment dar, der die in vielen Ländern bereits vorhandenen Spannungen noch erhöhen wird.

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