Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag

Liturgie des Sonntags

30. Sonntag im Jahreskreis
Erfahren sie mehr

Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags

Homilie

„Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist.“ Diese Worte aus dem Buch Jesus Sirach (35,21), die diesen Gottesdienst eröffnen, nehmen das wieder auf, was wir am letzten Sonntag gehört haben. Das Gebet bleibt der Horizont, in den uns das Wort Gottes einfügt. Doch nun geht es nicht mehr um die Inständigkeit, mit der man sich so wie die arme Witwe vom letzten Sonntag an Gott wenden soll, sondern vielmehr um die innere Haltung, die der Mensch beim Beten einnehmen soll. Der Evangelist Lukas (18,9–14) schickt seiner bekannten Gleichniserzählung vom Pharisäer und dem Zöllner einen Hinweis voraus, der den Grund für die Erzählung angibt: „Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel.“ Tatsächlich haben wir es hier mit einer Situation zu tun, in der wir uns alle wiederfinden können. Jeder von uns hat in seinem Innersten eine gute Auffassung von sich selbst, die einhergeht mit einer eher kritischen Sicht auf die anderen. Ich denke, es ist richtig, dies gerade in der heutigen Zeit einmal deutlich zu sagen, in der es allzu leicht geworden ist, mit dem Finger auf andere zu zeigen, ohne sich selbst anzuschauen. Abweichungen und Entgleisungen kommen aber oft auch daher, dass die jeweilige Umgebung sie erlaubt oder hinnimmt. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass wir alle, wenn auch in unterschiedlichem Maße, Mitverantwortung tragen für den Niedergang der moralischen Werte, deshalb ist es schwer, sich von all dem völlig fern zu halten. Daher ist das Gleichnis des heutigen Sonntags sehr aktuell: Es sind zu viele, die sich für gerechter als die anderen halten und es scheint als wäre „der Tempel“ dieser Welt übervoll an Menschen, die „von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt sind und die anderen verachten“. Der Pharisäer, der aufrecht direkt vor dem Altar steht und Gott für das gute Leben, das er führt, dankt, ist nicht allein, er ist umgeben von der Mehrheit. Weiß Gott, er kann sich einiger Dinge rühmen, die die meisten wohl kaum vorweisen können. Er hat auch etwas Beispielhaftes an sich: Dass er zum Tempel geht, ist eine gute Sache. Es ist auch schön, dass er sich nicht in einem Winkel irgendwo hinten versteckt oder gleich ganz in der Nähe der Tür aufhält, wie dies häufig in den Kirchen geschah und noch immer oft der Fall ist. Auch das, was der Pharisäer sagt, ist wahr: Er ist weder Dieb noch Betrüger, er betrügt seine Frau nicht und ist anders als der Zöllner, der hinten stehen geblieben ist. Dann fastet er auch noch an zwei Tagen in der Woche und gibt Almosen. Das alles ist nicht wenig, nicht alle tun dies. Und so ist es auch recht, Gott zu danken. Es scheint also alles in Ordnung zu sein.
Was den Zöllner angeht, trifft ebenfalls alles zu, wenn auch in umgekehrtem Sinn. Dass er hinten stehen bleibt, ist gleichfalls emblematisch und wenn er nicht den Mut hat, den Blick zum Himmel zu erheben, wird dies sehr wohl seine guten Gründe haben. Wenn er sich an die Brust schlägt, hat er Grund dazu (er war Steuereintreiber, der sich leicht ein unrechtmäßiges Zubrot verschaffen konnte). Wenn er sich selbst als Sünder bezeichnet, hat er recht damit, er ist einer. Er ist jedenfalls keine Person, die wir für gut halten könnten. Aber er ist sich dessen bewusst und tut Buße. Genau darin liegt der entscheidende Punkt, an dem das Gleichnis sich einer anderen Beurteilung zuwendet. Jesus sagt eindeutig, dass es vor Gott nicht auf die Werke ankommt, die man anhäuft, sondern auf die Haltung des Herzens.
Sicherlich ist dieses Gleichnis eine gute Unterweisung für das Gebet, noch mehr aber ist es dies im Blick auf die Haltung, die wir vor Gott haben sollen. Die Sünde des Pharisäers liegt nicht im Bereich der praktischen Religionsausübung – hier beachtet er alles sehr genau – sondern in seiner Einbildung, in der Selbstzufriedenheit, der Hartherzigkeit und Bosheit, die ihn dazu bringen, den sündigen Zöllner zu verurteilen. Er ist ein Sünder wie der Zöllner, denn auch er lebt ohne Barmherzigkeit zu üben. Der Pharisäer steigt nicht zum Tempel hinauf, weil er um Hilfe oder um Vergebung bitten will, im Gegenteil, er fühlt sich imstande, Gott seine Almosen zu bringen. Sein Herz ist voll von sich selbst. Der Zöllner dagegen, der es immerhin zu einigem Wohlstand in seinem Leben gebracht hat und wohl auch gefürchtet ist, spürt, dass er etwas braucht. Auf dem Weg zum Tempel sind seine Hände nicht voll, sondern leer. Er kommt nicht, um zu geben, sondern um zu erbitten. Seine Haltung vor Gott ist die eines Bettlers, der seine Hand ausstreckt (denken wir bei dieser Gelegenheit daran, dass die Bettler vor unseren Kirchentüren ein Zeichen für unser Dasein vor Gott sind, wie der heilige Augustinus schreibt). Für den Evangelisten ist der Zöllner der Prototyp eines jeden Gläubigen: Er vertraut nicht auf sich selbst und seine womöglich durchaus guten Werke, sondern auf Gott. Hier zeigt sich erneut das Paradoxe im Evangelium: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (V.14). Außerdem steht geschrieben: „Wer arm ist, sucht den Herrn“, nicht, wer sich für gerecht hält. Dies ist eine große Wahrheit, eine Weisheit, über die uns das heutige Evangelium nachzudenken vorschlägt.

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika