Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag

Liturgie des Sonntags

Das Volk der Sinti und Roma, auch die Muslime unter ihnen, feiert den heiligen Georg, der als Märtyrer starb, um die Kirche zu befreien. Erfahren sie mehr

Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags
Sonntag 6 Mai

Homilie

Heute ist der fünfte Sonntag der Osterzeit, das fünfte Mal, dass dieser eine und einzige Tag der Auferstehung wiederkehrt – und so ist es mit allen Sonntagen: Sie kehren getreulich immer wieder, gleichsam als Zeichen der Treue Gottes; sie kehren wieder, auch wenn wir oft abwesend sind. Sie kehren wieder, damit wir alle mit Ostern verbunden bleiben und dem auferstandenen Jesus begegnen können. Deshalb sagten die ersten Christen immer wieder, sie könnten nicht ohne den Sonntag, nicht ohne die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus leben. Das heutige Gleichnis vom Weinstock und den Reben ließe sich auch auf den Sonntag anwenden. Der Weinstock steht für den Sonntag und die Reben für die anderen Wochentage. Denn die Werktage bleiben ohne Frucht, wenn sie nicht durch den Geist belebt werden, den wir in der heiligen Liturgie des Sonntags empfangen. Im Sonntag zu bleiben, also das im Herzen zu bewahren, was wir in der heiligen Liturgie sehen, hören und erleben, bedeutet, die darauffolgenden Tage fruchtbarer zu machen.
Das Wort Gottes unterstreicht die Notwendigkeit, „in Jesus zu bleiben“, ein Thema, das dem Apostel Johannes besonders am Herzen liegt. In seinem ersten Brief sagt er: „Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Das Herzstück des Gleichnisses vom Weinstock und den Reben bildet das Wort „in ihm bleiben“. Das Bild vom Weinberg war den Jüngern als religiöses Symbol sehr bekannt. Eine der schönsten Verzierungen des von Herodes errichteten Tempels in Jerusalem, den Jesus regelmäßig aufsuchte, war ein goldener Weinstock mit mannsgroßen Trauben. Doch besonders in der Schrift war das Bild vom Weinberg eines der wichtigsten, um die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk auszudrücken. Der Psalmist sagt: „Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! Blick vom Himmel herab und sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat“ (Ps 80,15). Jesaja beschreibt in seinem wunderbaren „Lied vom Weinberg“ die Enttäuschung Gottes über Israel, seinen Weinberg, den er angepflanzt, gepflegt, umgegraben und verteidigt hatte, von dem er aber nur bittere Früchte erntete. Jeremia tadelt das Volk Israel: „Ich aber hatte dich als Edelrebe gepflanzt, als gutes, edles Gewächs. Wie hast du dich gewandelt zum Wildling, zum entarteten Weinstock!“ (2,21).
Jesus wandelt den Inhalt dieser Worte auf recht ungewöhnliche Weise ab. Der Weinstock ist nun nicht mehr Israel, sondern er selbst: „Ich bin der wahre Weinstock“. Niemand hatte so etwas jemals zuvor gesagt. Um diese Worte ganz zu verstehen, muss man berücksichtigen, wo Jesus sie ausgesprochen hat, nämlich im Kontext des Letzten Abendmahles. An diesem Abend war das, was er zu den Jüngern sagte, ausführlich, vielschichtig und von jenem Ernst gekennzeichnet, wie er für die letzten Momente des Lebens typisch ist – ein Testament im wahrsten Sinne des Wortes. In seiner ersten Rede macht Jesus deutlich, wer der wahre Führer des Volkes Gottes ist. Schon zu einem früheren Zeitpunkt hat er zu ihnen gesagt: „Ich bin der gute Hirt.“ Gleich darauf sagt er zu Beginn seiner zweiten Rede: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer.“ Jesus identifiziert sich mit dem Weinstock und erklärt, dass er der „wahre“ Weinstock ist. Offensichtlich will er sich damit vom „falschen Weinstock“ unterscheiden.
Doch er ist kein isolierter Weinstock. Er fügt hinzu: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Die Jünger sind an den Meister gebunden und bilden einen wesentlichen Teil des Weinstocks. Es gibt keinen Weinstock ohne Reben und umgekehrt. In gewisser Hinsicht ist die Bindung der Jünger an Jesus so existenziell und stark wie die der Reben an einen Weinstock. Sie geht weit über unsere psychologischen Höhen und Tiefen, unsere guten und bösen Zeiten hinaus. Das alte biblische Bild des Weinbergs erscheint von Neuem in seiner vollen Stärke. Mit Jesus entsteht ein Weinberg, der größer und weiter ist als der bisherige, und vor allem fließt in ihm ein neuer Saft, die Agape, die Liebe Gottes selbst. Die Kraft dieser Liebe ist bahnbrechend. Sie ermöglicht einen reichen Ertrag. Jesus sagt: „Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt“. Papias, einer der apostolischen Väter, schrieb zu diesem Abschnitt des Evangeliums einen schönen Kommentar: „Es werden Tage kommen, in welchen Weinberge wachsen mit je zehntausend Weinstöcken. Jeder Weinstock wird zehntausend Reben haben, jede Rebe wird zehntausend Weinblätter haben und jedes Weinblatt wird zehntausend Trauben haben. Jede Traube wird zehntausend einzelne Trauben haben und jede ausgepresste Traube wird ein Übermaß an Wein ergeben.“
Das Evangelium fährt fort: „Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.“ Ja, gerade die Reben, die Frucht bringen, kennen auch die Zeit der Beschneidung. Es sind jene Schnitte, die genau wie in der Natur von Zeit zu Zeit vorgenommen werden müssen, damit wir „ohne Flecken“ (Eph 5,27) sein können. Das Evangelium möchte nicht sagen, dass Gott seinen liebsten Kindern Schmerzen und Leiden sendet, um sie zu erproben oder zu läutern. Die Reinigung darf nicht in diesem Sinn verstanden werden. Der Herr hat es nicht nötig, seine Kinder durch Leiden zu bessern. Seine Wahrheit ist viel sanfter. Das spirituelle Leben ist immer ein Weg oder, wenn man so will, ein Wachstum. Aber es ist nie selbstverständlich oder naturgegeben und es ist auch kein stets eindeutiges Fortschreiten. Jeder von uns hat die Erfahrung gemacht, dass in ihm gute Früchte gemeinsam mit schlechten Gefühlen, egoistischen Gewohnheiten, kalten und gewalttätigen Einstellungen, bösen Gedanken und Momenten des Neides und des Stolzes wachsen. Hier muss der Schnitt angesetzt werden und zwar nicht nur einmal. Denn diese Gefühle kehren immer wieder, wenn auch auf verschiedene Arten und in unterschiedlichen Ausdrucksweisen. Es gibt keinen Zeitabschnitt im Leben, in dem Veränderungen und Korrekturen – also ein reinigender Schnitt – nicht mehr notwendig wären.
Auch wenn diese Einschnitte manchmal sehr schmerzhaft sind, reinigen sie unser Leben und lassen den Lebenssaft der Liebe des Herrn mit größerer Frische fließen. Sechs Mal innerhalb von acht Zeilen wiederholt Jesus: „Bleibt in mir“ und „bleibt im Weinstock“. Das ist die Bedingung, um Frucht zu bringen, um nicht zu verdorren und dann abgeschnitten und verbrannt zu werden. Vielleicht verstanden die Jünger an diesem Abend nichts. Vielleicht haben sie sich gefragt: „Aber was bedeutet das, bei ihm zu bleiben, wenn er weggehen will?“ Und doch hat Jesus einen einfachen Weg gezeigt, um bei ihm zu bleiben. Man bleibt in ihm, wenn seine Worte in uns bleiben. Das ist der Weg, den seine Mutter Maria eingeschlagen hat, die „alles im Herzen bewahrte“. Es ist auch der Weg, den Maria, die Schwester des Lazarus, gewählt hat, als sie sich Jesus zu Füßen setzte. Es ist der Weg, der jedem Jünger vorgezeichnet ist. In der byzantinischen Tradition gibt es eine wunderschöne Ikone, die dieses Gleichnis anschaulich darstellt. In der Mitte des Bildes steht der Stamm des Weinstocks, auf dem Jesus mit der geöffneten Schrift sitzt. Vom Stamm gehen zwölf Äste aus, auf denen je einer der Apostel sitzt, mit der geöffneten Schrift in Händen. Diese Ikone des neuen Weinbergs ist das Bild für die neue Gemeinschaft, die in Jesus, dem wahren Weinstock, ihren Ursprung hat. Die Apostel haben das gleiche geöffnete Buch in Händen wie Jesus: Es ist der wahre Lebenssaft, der dafür sorgt, dass wir „nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“.

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika