Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag

Liturgie des Sonntags

Gedenken an Pater Aleksandr Men, einen orthodoxen Priester aus Moskau, der 1990 grausam ermordet wurde. Erfahren sie mehr

Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags
Sonntag 9 September

Homilie

Der Erzählung von der Heilung des Taubstummen sind wir immer wieder begegnet, zuerst am Tag unserer Taufe, als der Priester genau das an uns getan hat, was Jesus an dem Taubstummen vollzog. Der Priester berührte unsere Ohren und unseren Mund, als wir noch nichts verstehen und nicht sprechen konnten. Dabei sagte er: „Der Herr … öffne … auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst.“ Schon am Anfang unseres Lebens, als wir die Worte noch nicht verstehen konnten, wurde uns gesagt, dass das Hören auf das Wort unsere Rettung ist. Zweifellos hat die von Markus überlieferte Episode des Evangeliums einen symbolischen Wert für das gesamte vor uns liegende Jahr und das ganze Leben. Jesus befindet sich in der heidnischen Region der Dekapolis. Das Wunder in dieser Gegend hat die Bedeutung, dass sich das Evangelium über die Grenzen Israels hinaus ausbreitet. Wo immer die Männer und Frauen leben und zu welcher Kultur sie auch gehören, das Wort Gottes und seine Barmherzigkeit erreichen und berühren sie überall.
Markus spricht von einem Taubstummen, oder besser gesagt von einem Mann, der heftig stottert. Seine Heilung besteht nämlich darin, dass er richtig reden kann. Er wird vor Jesus hingeführt, um geheilt zu werden. Jesus nimmt ihn daraufhin beiseite. Sie entfernen sich von der Menschenmenge, als wolle Jesus die Notwendigkeit einer persönlichen, direkten und vertrauten Beziehung zwischen sich und dem Kranken betonen. Die Wunder geschehen im Rahmen einer tiefen und vertrauensvollen Freundschaft mit Gott. Als Jesus den Mann beiseite geführt hat, legt er ihm gemäß einem alten Brauch die Finger in die Ohren und berührt dann seine Zunge mit Speichel. Es ist, als springe ein Strom der Liebe über, während Jesus die Hände dieses Kranken hält. So geschieht es immer, wenn man die Hände der Kranken hält, wenn man den Schwachen unter die Arme greift und denen voll Liebe und Zuneigung nahe ist, die allein und hilfsbedürftig sind. So beginnt das Wunder, vor allem auch in unserer Welt, die es gewohnt ist, zerstreut und schnell weiter zu gehen, Distanz zu wahren, Schranken aufzubauen und jeden Kontakt zu meiden.
Jesus, der Freund der Menschen und besonders der Schwachen, schaut diesen Mann voll Zuneigung und Barmherzigkeit an. Vielleicht dachte der Apostel Jakobus auch an diese Episode, als er die Christen in seinem Brief ermahnte, ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Armen und Schwachen zu richten. Gott bevorzugt zwar niemanden, aber die Waagschale seines Herzens neigt sich trotzdem gleichsam den Armen und Schwachen zu. Im Evangelium stehen sie an erster Stelle. So muss es für jeden Gläubigen und für jede christliche Gemeinde sein. Jesus ist offen für die Begegnung mit dem Taubstummen, er nimmt ihn zur Seite und bleibt bei ihm stehen. Vielleicht spricht er mit ihm. Dann erhebt er die Augen zum Vater im Himmel, als wolle er ihm diesen armen Taubstummen anvertrauen, und stößt einen tiefen Seufzer aus. Das ist das Gebet Jesu. In ihm verbindet sich das Flehen zu Gott, der alles vermag, mit einem tiefen Mitleid zu diesem kranken Menschen, der Heilung braucht. Ebenso hatte er vor der Brotvermehrung gehandelt. Er hatte Mitleid mit der müden und erschöpften Menge und dann „blickte er zum Himmel auf“ (Mk 6,41).
Jesus spürt ein Beben in der Brust, eine Kraft aus dem Inneren, und sagt zum Taubstummen: „Effata!, das heißt: Öffne dich!“ Es ist nur ein einziges Wort, das aber aus einem mit der Liebe Gottes erfüllten Herzen kommt. „Sogleich“ – wie der Evangelist betont – „öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden“. Dabei muss man an die Worte des Hauptmanns von Kafarnaum denken: „Herr, sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund“ (Mt 8,8). Auch die nachdrückliche Mahnung Jesajas an das Volk Israel, das in Babel in der Sklaverei lebte, klingt an: „Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht … er selbst wird kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen.“ An jenem Tag war Gott in diesen abgelegenen Winkel gekommen, um diesen Mann von seiner Krankheit zu erlösen. Dabei zeigte sich die Kraft Gottes nicht mit Geschrei und Lärm. Ein einziges Wort genügte. Ja, ein einziges Wort des Evangeliums genügt, um den Menschen zu verändern, um das Leben zu verwandeln. Es kommt nur darauf an, dass es wie bei Jesus aus einem Herzen voller Leidenschaft kommt und dass es von einem bedürftigen Herzen wie beim Taubstummen aufgenommen wird. Jesus wendet sich sozusagen nicht an das Ohr und den Mund, sondern an den ganzen Menschen, an die ganze Person. Er spricht zum Taubstummen und nicht nur zu seinem Ohr: „Öffne dich!“ So wird wirklich der ganze Mensch geheilt, indem er sich für Gott und für die Welt öffnet.
Allerdings vollzieht sich das Wunder gleichsam in zwei Etappen. Zuerst berührt Jesus die Ohren: Der Mensch muss sich für das Hören auf Gottes Wort öffnen. Im zweiten Schritt berührt er dann die Zunge: Jener Mensch kann richtig sprechen, nachdem er gehört hat. Es gibt nämlich einen engen Zusammenhang zwischen dem Hören des Wortes und der Fähigkeit sich mitzuteilen. Wer nicht hört, bleibt auch im Glauben stumm. In den Auslegungen der Schrift wird oft von der wesentlichen Bedeutung des Hörens auf das Wort Gottes für den Gläubigen gesprochen. Dieses Wunder lässt uns über den Zusammenhang zwischen unseren Worten und dem Wort Gottes nachdenken. Wir schenken dem Gewicht unserer Worte und der Bedeutung unseres Sprechens oft zu wenig Aufmerksamkeit, und doch drücken wir uns darin viel mehr aus, als wir meinen. Nicht selten vergeuden wir unsere Worte oder, was noch schlimmer ist, wir benutzen sie schlecht. Der Apostel Jakobus erinnert uns im dritten Kapitel seines Briefes daran: „Mit ihr [der Zunge] preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die als Abbild Gottes erschaffen sind. Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein“ (3,9–10).
Das Wunder, das uns verkündet wurde, betrifft weniger die Wiederherstellung der Sprache als die des richtigen Sprechens. Hier haben wir es demzufolge gewissermaßen mit einem Wunder des guten Sprechens zu tun und mit einer Heilung von einem zwiespältigen und bösen Sprechen, wie Jakobus es anprangert. Und wer von uns muss den Herrn nicht darum bitten, ihn von einem falschen, manchmal sogar aggressiven und schlechten, lügnerischen und boshaften Sprechen zu befreien? Oft, zu oft, denken wir nicht an die konstruktive oder destruktive Kraft unserer Zunge. Deshalb ist es vor allem nötig, auf das Wort Gottes zu hören, damit es unsere Worte, unsere Sprache und unsere Ausdrucksweise läutert und fruchtbar macht. Für die Christen ist dies eine überaus große Verantwortung, denn wir haben nur eine Möglichkeit, das Evangelium mit anderen zu teilen, und das ist unser Bestand an Worten. Sie sind armselig, aber unglaublich wirksam. Wenn sich Gottes Wort in ihnen spiegelt, können sie Berge versetzen. Jesus sagt: „Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen; denn aufgrund deiner Worte wirst du freigesprochen, und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden“ (Mt 12,36–37).

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika