Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag

Liturgie des Sonntags

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Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags
Sonntag 9 Juni

Homilie

Das Evangelium zeigt uns, wie Jesus auf den Straßen und über die Plätze seines Landes geht und seine Jünger und eine große Men-schenmenge ihm folgen. Dies wird von den Evangelien oft berichtet. Bei diesen Reisen geht es Jesus nicht um sein Vergnügen, nicht dar-um, neue Dinge zu entdecken oder seine Interessen zu befriedigen. Vielmehr weisen die Evangelien darauf hin, dass das, was Jesus seit Beginn seines öffentlichen Wirkens dazu antreibt, auf den Straßen der Menschen zu gehen, sein Mitleid mit der Menschenmenge ist, „denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt 9,36). Deshalb zog Jesus, so schreibt Matthäus, „durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden“ (Mt 9,35). Im heuti-gen Abschnitt des Lukasevangeliums sehen wir, wie Jesus zum Städt-chen Naïn kommt. In der Nähe des Stadttors trifft er auf einen anderen Zug, eine Menschenmenge, die eine arme Witwe, die ihren einzigen Sohn verloren hat, zum Friedhof begleitet. Jesus läuft nicht einfach weiter, wie wir es vielleicht tun, er geht nicht auf seinem eigenen Weg und bleibt nicht einfach stehen, bis der Zug vorüber ist, um dann wie-der sein eigenes Ziel zu verfolgen. Vielmehr betrachtet er diesen Zug und sieht diese Witwe, die verzweifelt um ihren einzigen Sohn weint. Deshalb bleibt er stehen. Er ist ergriffen von einem starken Mitleid.
Wir dagegen haben den Begriff Mitleid regelrecht entmachtet, ihn zu einem ärmlichen, fast verachtenswerten Gefühl gemacht. Es ist für uns nicht der starke Impuls, der uns stehen bleiben lässt, um uns mit dem Leidenden zu verbinden. Doch bildet das Mitleid das Herz von allem, was in der Bibel geschieht. Alles in der Schrift, von der ersten bis zur letzten Seite, spricht vom Mitleid Gottes, der den Himmel verlassen hat, um zu den Menschen auf die Erde zu kommen und sie vor der Macht des Bösen und des Todes zu retten. „Mitleid“ ist in der Heiligen Schrift ein starker Begriff, es ist eine Liebe, die einen aus sich selbst heraustreten lässt, um sich der anderen bewusst zu werden, die dazu bringt, die anderen noch vor sich selbst zu lieben, und die dazu drängt, sein Leben für die anderen hinzugeben. Dieses Mitleid bewegt den Herrn und erreicht seinen Höhepunkt in der Sendung des Sohnes. Die Geschichte von der Heilung des Sohnes der Witwe von Sarepta, die im ersten Buch der Könige erzählt wird, nimmt vorweg, was in der Fülle der Zeiten geschehen sollte, bei der Menschwerdung des Mitleids in Jesus von Nazareth. Ja, Jesus ist der Mann des Mitleids, der sogar sein Leben für die anderen hingibt.
Schon im Buch Exodus sehen wir, dass Gott Mitleid mit seinem Volk hat, das in der Sklaverei in Ägypten lebt, und beschließt, herabzustei-gen, um es zu befreien. So ruft er Mose und sendet ihn zum Pharao, damit er das Volk Israel befreit. Genauso handelt er in der ganzen dar-auf folgenden Geschichte Israels, indem er von Zeit zu Zeit Propheten sendet. Die Geschichte Elias steht im Zusammenhang dieser Ge-schichte des Mitleids Gottes für die Menschen. Mit Jesus, dem Mann des Mitleids, erreicht Gottes Rührung ihren Höhepunkt. Es ist ein star-kes und mächtiges Mitleid, nicht ein billiges und wertloses Gefühl. Oft kommt es vor, dass das Wort „Gutmensch“ im Sinn eines Vorwurfs gebraucht wird. Das Mitleid ist ein starkes und kräftiges Gefühl, denn es verändert das Leben der Menschen, es bewegt die Geschichte hin zum Guten, es bezwingt das Böse und besiegt es.
Genau das geschah an diesem Tag an den Toren der Stadt Naïn. Je-sus brachte den Trauerzug zum Stehen. Er wandte sich direkt an den jungen Mann, der auf der Totenbahre lag, und sagte ihm: „Ich befehle dir, junger Mann: Stehe auf!“ Als dieser junge Mann die Stimme Jesu hörte, stand er auf, setzte sich auf die Bahre, auf der er gelegen hatte, und begann zu sprechen. Das Wort Jesu schafft das Leben neu und lässt aus der Verzweiflung und aus einem Leben, das wie tot war, auf-stehen. Wie ist das möglich? Es ist möglich, weil diese Worte von Barmherzigkeit, Anteilnahme, treuer Begleitung und inniger Liebe durchtränkt sind. Es ist unmöglich, ihnen zu widerstehen. Dieser junge Mann hörte sie und obwohl er tot war, stand er von neuem auf. Auch der Hauptmann von Kafarnaum sagte zu Jesus: „Sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund“ (Mt 8,8). Genauso geschah es. Das Wort Jesu ist stark, denn es ist von Liebe und Mitleid erfüllt.
Der Evangelist berichtet nicht, was der junge Mann Jesus, seiner Mut-ter und der Menschenmenge sagte, und das ist auch gar nicht so wich-tig für uns. Wichtig sind die Worte Jesu. Diese Worte müssen die Christen auch heute wieder sprechen, und zwar mit derselben Liebe, mit der sie Jesus gesprochen hat. Hier kann man an die vielen Jugend-lichen von heute denken, die sich selbst überlassen und Sklaven der zahlreichen Mythen unserer Welt sind. Ihr Leben ist Mythen ausgelie-fert, die sie wie in einer Spirale gierig umklammern und sie erdrücken, bis hin zum Tod. Noch nachdenklicher macht die Einsamkeit, in der man sie zurück lässt. Wer sagt ihnen die Worte des Evangeliums? Wer bleibt stehen und liebt sie, wie Jesus sie geliebt hat? Wer gibt sein Le-ben hin, um in mitleidsvoller Liebe bei ihnen zu bleiben? Leider drängt uns die herrschende Kultur, deren Kinder wir alle sind, dazu, nur an unsere jeweils eigenen Interessen zu denken. Oft achtet auch in den Familien jeder nur auf sich selbst. Deshalb ist es nötig, das Mitleid Je-su wieder zu entdecken, das uns dazu drängt, uns in das Leben aller hineinnehmen zu lassen, besonders der Schwächsten, der Jugendli-chen und der Kinder. Sie brauchen Menschen, die schon jetzt Mitleid mit ihnen haben, und nicht erst, wenn es schon zu spät ist. Auch heute geschieht es, dass wir uns zahlreich um die Särge von Jugendlichen versammeln, deren Leben gewaltsam beendet wurde. Wir müssen uns fragen, ob wir nicht zu spät Anteil nehmen. Es ist dringend notwendig, zu den Jugendlichen zu sprechen, wie Jesus es tat, mit der Vollmacht der Liebe, mit der Vollmacht dessen, der sein Leben für sie hingibt. Diese Worte berühren das Herz und bewirken, dass man sich aus ei-nem Leben erhebt, das schon wie tot ist.
Das Evangelium, das wir gehört haben, drängt uns dazu, uns erneut in die Nachfolge Jesu zu begeben, um seine Liebe in uns aufzunehmen und die Werke zu tun, die er selbst getan hat. Er selbst sagte eines Tages zu seinen Jüngern: „Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen“ (Joh 14,12).

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika