Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag

Liturgie des Sonntags

27. Sonntag im Jahreskreis
Gedenken an den heiligen Franziskus von Assisi. Gedenken an die Weihe der kleinen Kapelle von Primavalle, dem ersten Gebetsort der Gemeinschaft Sant'Egidio am Stadtrand von Rom. Am 4. Oktober 1992 wurde in Rom der Friedensvertrag unterzeichnet, der den Krieg in Mosambik beendete. Gebet für alle, die für den Frieden arbeiten.
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Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags
Sonntag 4 Oktober

Homilie

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.“ Diese Worte, die Gott am Anfang der Menschheitsgeschichte gesprochen hat, sind dem Leben aller Männer und Frauen ins Herz geschrieben und drücken ihre tiefste Berufung aus: Jeder ist zur Gemeinschaft, zur Solidarität und zur gegenseitigen Hilfe berufen. Das ist gleichsam die ‘Berufung’ Gottes selbst, der keine erhabene und unnahbare Einsamkeit, sondern eine Gemeinschaft aus drei Personen ist. Diese Berufung, die den Geschöpfen ins Herz gelegt worden ist, macht das unverbrüchliche Wesen jedes Menschen und der gesamten Schöpfung aus. In diesem tiefen Sinne ist es zu verstehen, dass der Mensch als Abbild Gottes und ihm ähnlich geschaffen wurde, wie das Buch Genesis schreibt (Gen 1,26-27). So wie Gott nicht allein lebt, können auch Mann und Frau nicht alleine leben. Diese weitgespannte Dimension umfasst zahllose Formen der Gemeinschaft, die in jener Gemeinschaft gipfeln, die wir in ihrer letzten Fülle am Ende der Zeiten sehen (und vor allem erleben) werden, wenn Gott „über alles und in allem“ herrscht (1Kor 15,28). Dann erfüllt sich die Einheit der um den einen Herrn und Vater versammelten Menschheitsfamilie.
Das Evangelium dieses 27. Sonntags lässt uns über die besondere und grundlegende Form der Gemeinschaft nachdenken, die aus der Ehe erwächst. Anlass hierzu ist die Frage nach der Scheidung, die einige Pharisäer an Jesus richten: „Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen?“ Der junge Prophet aus Nazaret antwortet nicht direkt auf die ihm gestellte Frage; er verweist auf die Vorschrift des Mose, die es dem Mann erlaubt, sich von der Frau scheiden zu lassen, wenn „er an ihr etwas Anstößiges entdeckt“ (Dtn 24,1). An der Frage, was „anstößig“ sei, hatten sich im Lauf der Jahrhunderte nicht wenige Kontroversen entzündet. Während manche den Ehebruch als anstößig betrachteten, hielten andere alles, was dem Ehemann nicht gefiel, für tadelnswert. In der Schule des Hillel genügte es zum Beispiel, dass die Frau das Essen anbrennen ließ, damit der Ehemann die Ausstellung des Scheidungsbriefs verlangen konnte. Mose jedenfalls hatte die Frau mit der Vorschrift, dass der Mann einen Scheidungsbrief vorlegen musste, in gewisser Weise schützen wollen. Mit einem solchen Dokument nämlich behielt die Frau ihre Ehre und auch die Freiheit, wieder zu heiraten.
Jesus aber begibt sich auf eine andere Ebene. In seiner Antwort erinnert er zunächst an die Anfänge der Schöpfung, also an die eigentlichen Wurzeln des Lebens von Mann und Frau. Ausdrücklich bezieht er sich auf den Anfang des Buches Genesis (1,27 und 2,24) und schlussfolgert, dass Gott die Erschaffung der menschlichen Geschöpfe an das Gebot geknüpft hat, dass die Eheleute eine unauflösliche Einheit bilden sollen. Mann und Frau verlassen ihre jeweiligen Familien – diese Bindungen hatten nach altem Verständnis ein sehr viel größeres Gewicht als heute –, um untrennbar zusammenzugehören: „in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit“, wie es in der Formel des Ehesakraments heißt. Die beiden Eheleute, so Jesus, bilden „ein Fleisch“, wobei die Betonung im Text eher auf dem Wort „ein“ als auf dem Wort „Fleisch“ liegt, das im Hebräischen den Menschen in seiner Gesamtheit meint. Noch einmal wird die Berufung von Mann und Frau zur beiderseitigen Gemeinschaft unterstrichen. Die Freude, die Adam beim Anblick Evas empfand, bringt diese Berufung zur Liebe – und ganz sicher nicht zur Herrschaft des Mannes über die Frau oder der Frau über den Mann – zum Ausdruck. Mann und Frau sind dazu geschaffen, einander zu lieben. Diese Verkündigung erwächst aus der Schöpfung selbst.
Die Ehe ist daher keine menschliche Einrichtung, sondern in die Schöpfung selbst hineingeschrieben und eine so erhabene Manifestation der Liebe, dass sie sogar als Bild der Liebe Gottes zu seinem Volk gedeutet wird. Es bedarf einer besonderen Gnade des Herrn, wenn dieses Bild zum Lebensideal werden soll. Hieraus entspringt das Sakrament der Ehe. Ein Leben lang zusammenzubleiben ist also eine erhabene Pflicht, die man hüten und hegen und für die man beten muss. Natürlich fehlt es wie in jeder Beziehung auch hier nicht an Schwierigkeiten und Problemen, doch die Gnade des Herrn kommt unserer Schwäche zu Hilfe. Tatsächlich aber scheint die Unauflöslichkeit des Ehebundes der Kultur und herrschenden Praxis unserer Zeit immer fremder zu werden. Man bevorzugt und praktiziert die Suche nach dem unmittelbaren und wohlfeilen Vergnügen und verfällt somit auch hier der egozentrischen Mentalität der Wegwerfgesellschaft. Auf diese Weise aber – daran erinnert uns Jesus – entfernen wir uns von dem, was der Herr mit dem Leben der Menschen und der ganzen Schöpfung vorhat. Die Gemeinschaft ist tief in die Logik der Menschheitsgeschichte hineingeschrieben. Einen Ehebund zu brechen heißt immer, die Schöpfung zu verletzen. Die negativen Folgen treffen wie üblich die Schwächsten und Wehrlosesten: Kinder, Alte und Kranke. Gewiss gibt es äußerst komplexe Situationen, die mit Verständnis und Barmherzigkeit beurteilt werden müssen. Doch eine Entscheidung, die ein Leben lang gilt und aus zwei Menschen „ein Fleisch“ macht, muss in ihrem ganzen Reichtum beschützt werden.
In der christlichen Ehe – deren sakramentale Besonderheit immer betont werden muss – manifestiert sich die wunderbare Vereinigung Christi mit seiner Kirche. Von diesem Geheimnis muss man ausgehen, um den Reichtum der christlichen Ehe und ihre geschichtliche Bedeutung für die Ehegatten, ihre Familien und für die ganze christliche Gemeinschaft zu verstehen. Wie die Kirche so sehr mit Christus vereint ist, dass sie „ein Fleisch“, einen einzigen Leib mit ihm bildet, so müssen auch die christlichen Eheleute das Geheimnis ihrer Ehe begreifen. Die Kirche, verstanden als Familie Gottes, wird somit zum Inbegriff der Familie, die aus dem Sakrament der Ehe hervorgeht. Die Kirche selbst wird als eine Mutter aufgefasst, die die vielen kleinen Hauskirchen, die nach und nach errichtet werden, gebiert, behütet und begleitet. Der christlichen Gemeinschaft kommt die mütterliche Pflicht zu, mit ihrem Gebet und den konkreten Formen, die ihre Hilfsbereitschaft zu finden weiß, die Liebe und das Verständnis unter ihren Kindern zu fördern. Nötigenfalls muss sie jenen Kleinen und Schwachen, die am meisten unter dem Mangel an familiärer Zuneigung leiden, ein Mehr an Liebe anbieten. Gerade in der Kirche müssen die Worte aus dem Buch Genesis noch mehr als anderswo umgesetzt werden: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt!“ Denn die Kirche ist Gottes Familie und erweist sich als die Familie aller Menschen. Deshalb ist sie das Haus der Gemeinschaft, in dem niemand allein gelassen wird.

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika