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Unterstützung der Gemeinschaft

  
14 September 2011

Wie die Netzwerker des Friedens in München zum Dialog anstiften

Die Methode Sant'Egidio

 
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München. Mohamed Abdul Malek und Fatih Mohammed Baja brauchen jetzt erst einmal einen Kaffee. Um 16 Uhr sollen der Vizepräsident der Muslimbruderschaft in Libyen und das Mitglied des Nationalen Übergangsrates wieder im Herkulessaal der Münchner Residenz über den Arabischen Frühling diskutieren. Gerade noch haben sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gelauscht.

Aufmerksam bemüht sich Vittorio Scelzo auch um die Erfüllung kleiner Wünsche seiner Gäste. Seit März kümmert sich das Mitglied der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio intensiv um Libyen, also fast seit Beginn des Umsturzes dort. Schritt für Schritt habe man versucht, einen Kontakt zu den Revolutionären gegen Gaddafi aufzubauen, erzählt Scelzo am Rande des internationalen Friedenstreffens der katholischen Gemeinschaft.
"Muslimische Freunde"

Es gelang über libysche Migranten in Italien und über "unsere muslimischen Freunde". Schon im Frühjahr war der Präsident des libyschen Übergangsrates bei Sant'Egidio in Rom. "Er wollte bewusst von einem christlichen Ort aus ein Zeichen des Dialogs setzen: Das neue Libyen sucht ihn", erläutert Scelzo. Auch der Besuch von Baja und dessen Plädoyer für Rechtsstaatlichkeit und Pluralismus seien ermutigende Zeichen.

Der Professor aus Bengasi und der Muslimbruder - es ist eine Premiere nicht nur für sie, sondern auch für Sant'Egidio. 1989, beim Friedenstreffen in Malta, bot Oberst Gaddafi der katholischen Gemeinschaft an, alle Kosten zu übernehmen. Wenn er denn die Eröffnungsrede halten dürfte. Die freundlichen Herren von Sant'Egidio lehnten dankend ab.
"Nicht professionell – aber auch nicht naiv"

"Wir sind nicht professionell, aber auch nicht naiv", sagt Scelzo. Die Gemeinschaft ist selbst arm, lässt sich aber nicht kaufen. Außerdem verfolgt sie nach Scelzos Worten keine eigenen Interessen, etwa, was Öl angeht. Diese Eigenschaften sind es, die Sant'Egidio als Mediatoren geeignet erscheinen lassen.

"Wir kommen soweit es möglich ist, als Freunde", berichtet Mario Giro. "Wir treten in eine Realität eines Konflikts ein, jedoch ohne vorgefertigte Rezepte; wir versuchen, die Menschen zu verstehen", erzählt der Direktor für Internationale Beziehungen von Sant'Egidio. Bei allen wirtschaftlichen oder politischen Motiven entscheide letztlich immer der einzelne Mensch, wie er sich in einer Auseinandersetzung verhalte. Hier setze die Methode Sant'Egidio an: "Es müssen die Personen Frieden machen, die sich gegenseitig bekämpfen."
Beziehungspflege als Schlüssel

Beharrliche Beziehungspflege ist dafür ein Schlüssel. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx bescheinigt der geistlichen Bewegung in diesem Punkt eine "gewisse Unerbittlichkeit". Ist der Kontakt einmal hergestellt, "werden Sie die nicht mehr los", sagt er mit einem anerkennenden Schmunzeln.

Giro erläutert den pädagogischen Ansatz dahinter: "Wir wissen, dass wir die gleichen Dinge oft wiederholen müssen." Deshalb werden zu den seit nun 25 Jahren stattfindenden Friedenstreffen auch immer wieder frühere Gäste und Gesprächspartner eingeladen. Damit etwas entstehen kann, was über den Tag hinaus wirkt.
Kein Erfolgsdruck

Einen weiteren Vorteil hat Sant'Egidio gegenüber der internationalen Diplomatie: Man steht nicht unter Erfolgsdruck. "Wenn wir die Initiative ergreifen, rechnen wir auch damit, dass wir versagen können", sagt Giro. "Und wir verstehen es auch, zu warten."

Sant'Egidio sei nicht besser oder intelligenter als viele andere Vermittler, fügt er noch hinzu. Doch die Gemeinschaft wage auch so manchen aussichtslos scheinenden Versuch. Und so sitzen an diesem Dienstagmorgen ein israelischer Minister und ein Funktionär der palästinensischen Autonomiebehörde auf einem Podium in München.
"Zerbrechliche Demokratien unterstützen"

Es sei sehr wichtig, "zerbrechliche Demokratien zu unterstützen", findet Giro - eine Aufgabe, die es vielleicht auch bald in Libyen zu meistern gilt. Sein Mitstreiter Vittorio Scelzo jedenfalls will sich möglichst bald selbst ein Bild von der Lage im Land machen: In den kommenden Wochen plant er eine Reise nach Bengasi zu Baja und dessen Kollegen vom Nationalen Übergangsrat.


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