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Appell einiger vor Lampedusa von italienischen Schnellbooten abgeschobenen eritreischer Jugendlicher, die in Libyen gefangen gehalten werden


 
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Appell einiger vor Lampedusa von italienischen Schnellbooten abgeschobenen eritreischer Jugendlicher, die in Libyen gefangen gehalten werden.

Allgemeiner Rahmen
Wir sind aus Italien abgeschobene eritreische Asylbewerber und überwiegend Jugendliche, die wegen ungerechter, erniedrigender, unrealistischer und harter Politik der Machthaber von Asmara keine Lebensmöglichkeiten in unserem Heimatland haben. Deshalb ist es unmöglich, gefährlich und sinnlos, in einem Land zu leben, in dem es weder Meinungsfreiheit noch Religionsfreiheit gibt und in dem grundlos drastische Strafen verhängt werden. Um dieser Lage zu entkommen, sind wir aus unserem Land in die Nachbarstaaten geflohen.

Das Leben in den Nachbarstaaten
Auch in diesen Staaten und insbesondere im Sudan sind wir auf viele Probleme gestoßen. Zum Beispiel haben eritreische Spione viele Jugendliche entführt und nach Eritrea ins Gefängnis gebracht. Daher sind diese Staaten nicht sicher und arbeiten teilweise mit der eritreischen Regierung zusammen. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Sahara zu durchqueren und über Libyen nach Europa zu kommen. Viele von uns sind in der Wüste verhungert oder verdurstet oder wurden von Händlern angegriffen. Die Glücklichen, also wir, haben Libyen erreicht und sind auf noch größere Schwierigkeiten als im Sudan gestoßen.

Die Krise auf italienischer Seite
Seit wir Libyen erreicht haben, wurden wir wegen unserer Hautfarbe und Religion diskriminiert und auf den Straßen verfolgt. Deshalb haben wir das Risiko der Mittelmeerüberquerung im Schlauchboot auf uns genommen und hofften, Italien zu erreichen und endlich in Sicherheit zu sein. Am 27. Juni 2009 fuhren wir ab, 76 Personen mit 9 Frauen und 3 Kindern. Weil wir nicht wussten, wie lange die Reise dauert, haben wir nicht genügend Proviant an Wasser und Essen mitgenommen und hatten vier Tage lang nichts zu essen. Dann haben wir unsere Verwandten in Europa mit Satellitentelefon angerufen und hofften, die italienische Regierung würde uns helfen, weil wir eine gute Meinung von den Italienern hatten. Eritrea trägt immer noch die Spuren von Italien, denen wir folgen wollten, es gibt ein positives Bild, das wir achteten. Außerdem wagen wir zu sagen, dass wir Teil der Geschichte Italiens sind und deshalb hofften, Aufnahme zu finden.
Am 30. Juni 2009 erreichten wir nach einer zermürbenden Reise italienische Territorialgewässer ca. 15 Meilen vor Lampedusa. Als ein italienisches Kriegsschiff (p-410) unseren Alarm sah, den wir mit den Satellitentelefon schickten, führ es an unserer Seite seit 5.20 Uhr am Morgen.
Leider verlief alles anders, als wir erwarteten. Wir wurden auf das Schiff verladen, doch sie gaben uns nur Wasser und ignorierten unsere Bedürfnisse, unseren schlechten Gesundheitszustand  und insbesondere den der Kinder. Die Hälfte von uns war vollkommen erschöpft, doch niemand kümmerte sich darum. Im Gegenteil, die italienischen Soldaten nahmen uns Geld, Handys, Dokumente und allen Besitz ab, ohne Rücksicht auf unseren Zustand als arme Asylbewerber zu achten.
Das Schlimmste jedoch war, dass sie uns im Glauben ließen, uns nach Sizilien zu bringen, dagegen 12 Stunden lang in der Nacht in entgegengesetzte Richtung fuhren. Als wir es bemerkten, flehten wir sie an, unser Leben nicht in Gefahr zu bringen, indem sie uns nach Libyen zurückbrachten; doch vergeblich. Viele schrieen, weinten und flehten, doch keiner der Italiener war auf unserer Seite, vielmehr setzten sie Stöcke und Elektrogeräte ein, um unseren Protest zu unterbinden, und verwundete vier von uns schwer.
Am 1. Juli um genau 8.30 Uhr hat uns die italienische Marine in Libyen mit hinter dem Rücken gefesselten Händen in einer Stadt mit Namen Zwara entladen, wo wir über 25 Tage lang im Elend lebten. Dieses Trauma ist bis heute in unseren Gedanken eingeprägt. Es ist ein Wunder, dass wir nicht verrückt geworden sind.

Das Leben im Gefängnis von Musrata
Nach 25 Tagen in Zwara wurden 37 Personen in das Gefangenenlager von Musrata transportiert während die anderen in das Lager von Twasha gebracht wurden, von ihnen haben wir keine Nachricht mehr. Über 7 Monate verbrachten wir im Lager und haben Folter, Unterernährung, Hautkrankheiten und andere Krankheiten bekommen, weil das Lager nicht mit hygienischen Anlagen ausgestattet ist. Endlich hat uns am 8. Februar 2010 der UNHCR Libyens besucht, interviewt und Formulare ausgefüllt, dann versprach man uns Hilfe, damit wir aus dem Gefängnis kommen und nach Tripolis gehen können.

Aktuelle Situation
Zur Zeit sind wir in Tripolis in Häusern mit 5 oder 6 Personen, doch auch hier ist unser Leben schrecklich, weil wir keine Freiheit haben. Wir haben noch keine Dokumente vom UNHCR bekommen, daher haben wir noch keine Garantien und haben Angst, dass man uns gefangen nimmt und wieder ins Gefängnis schickt.

Schlussfolgerungen
Wie alle Jugendlichen haben wir unsere Pläne, Phantasien, Ziele und Träume, was wir gern machen möchten. Doch der Unterschied ist, dass wir sie nicht verwirklichen können. Wir wissen, dass Jugendliche unseres Alters in anderen Ländern studieren, ihre Möglichkeiten entfalten, sich vergnügen, verlieben und zum Erfolg emporsteigen.
Wir dagegen vergeuden unser Leben als Gefangene einer schrecklichen Welt zwischen Sorgen, Foltern, Leid und Niederlagen. Es bedrückt uns wirklich, dass die öffentliche Meinung sich nicht für unsere Lage interessiert und uns leiden lässt. Wir haben keine Wohnung, wir haben alles verloren, sind allein, abgelehnt und bedürftig. Daher suchen wir jemanden, Organisationen oder Autoritäten, die uns aus dieser Wolke befreien, in der wir leiden, um uns wieder auf den Weg zu führen.
Deshalb erwarten wir schließlich hoffnungsvoll eure Hilfe und zählen auf eure Organisationen, damit sie Mitleid mit uns haben und für die Veränderung unseres Lebens arbeiten und uns zu Bürgern einer besseren und verantwortungsbewussteren Welt machen.

Danke schön.

Euer Yohannes Gebrezgiabhier Habtu

3. Mai 2010


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