Osimo (Italien) 18.-20. März 2011: Eine Delegation der Gemeinschaft Sant'Egidio bei der Tagung der italienischen Bischofskonfrenz über "Katechese und Behinderung"
Eine Delegation der Gemeinschaft Sant'Egidio aus Rom, Novara, Genua und Neapel hat an der von der italienischen Bischofskonferenz organisierten jährlichen Tagung über Katechese und Behinderung teilgenommen. Das diesjährige Treffen fand vom 18. bis 20. März in Osimo (AN) statt und hatte den Titel "Zum guten Leben des Evangeliums erziehen. Der Beitrag und die Anwesenheit von Menschen mit Behinderung in der christlichen Gemeinde".
An der Tagung nahmen über 150 Personen verschiedener Diözesen aus ganz Italien teil, die in der Pastoral und Katechese für Menschen mit Behinderung engagiert sind. Paola Scarcella von der Gemeinschaft Sant'Egidio wurde die Aufgabe übertragen, Grundlinien für die Katechese an geistig behinderten Erwachsenen aufzuzeigen, die sie als eine Generation bezeichnete, die "bei der Reflexion der Kirche über Glaube und Behinderung außen vorgelassen wurde".
Paola Scarcella sprach über den "reifen" Glauben der Behinderten und über einige Elemente, die ihren Glaubensweg charakterisieren. Besonders hob sie hervor, dass "wir nicht über einen eigenen Weg der Behinderten sprechen dürfen, sondern über einen Weg für alle Christen, den Weg der Kirche, der zur Liturgie, zur Bibel und zur Predigt führt. Dieser Weg ist nicht auf die christlichen Initiationssakramente beschränkt, sondern er ist eine Katechese für das ganze Leben".
Weiter sagte sie: "Dieser Glaubensweg ist in "sanfter Weise fordernd", fordernd, weil er die anderen ernst nimmt und auch über Sünde und Hoffnung auf Vergebung spricht".
Dann wies sie auf einen weiteren Aspekt des reifen Glaubens von behinderten Menschen hin: "Das Gebet gehört zu den stärksten und unmittelbaren Weisen ihres Glaubens. Für sehr schwer behinderte Menschen ist es teilweise nur die dauernde Wiederholung des Namens Jesu: 'Freund Jesus', 'Jesus gut' oder einfach 'Amen'".
Danach sprach Scarcella über den Dienst an den Ärmeren: "Häufig meint man, dass der Dienst an den anderen, den Ärmeren, denen vorbehalten ist, die physisch und mental gesund sind. Doch auch die Schwächeren können wirklich anderen helfen. Auch geistig Behinderte können auf unterschiedliche Weise entsprechend ihren Schwierigkeiten helfen. Das Evangelium hat Behinderten und Nichtbehinderten gelehrt, dass niemand so arm oder schwach ist, dass er nicht jemanden helfen kann, der ärmer ist als er. Dies stellt eine Mentalität in Frage, nach der Behinderte nur Hilfe empfangen oder betreut werden können".
Am Ende sagte Paola Scarcella: "Das Leben der Behinderten ist ein Zeugnis für den Glauben und die christliche Freude für viele sogenannte 'normale' Christen, die manchmal traurig und satt sind. Diese Freude kommt vom Leben des Evangeliums und aus der Nachfolge Jesu. Die geistig Behinderten erinnern uns durch ihre Einfachheit und Reinheit des Herzens daran und evangelisieren uns".
Die italienische Bischofskonferenz hat dazu aufgerufen, in allen Diözesen zur Spendung des Firmsakramentes eine Liturgie mit den Behinderten zu feiern nach dem Vorbild der seit Jahren von der Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom und Neapel gefeierten Gottesdienste. Matilde Azzolini sprach über die Erfahrung in Neapel und unterstrich das schwierige Leben der Behinderten im Süden. Sie sagte, dass durch die Erfahrung von Sant'Egidio viele andere Organisationen beteiligt werden konnten, die sich für Behinderte engagieren. Die Liturgie der Spendung des Firmsakraments für Behinderte mit Kardinal Sepe wird bedeutsamerweise am ersten Adventssonntag gefeiert und eröffnet das Kirchenjahr. Sie ist ein festlicher und froher Augenblick für die ganze Diözese und schon eine Tradition geworden.
Die Tagung endete mit einer beeindruckenden Liturgie in der Nebenkathedrale von Osimo mit Behinderten der Diözese, bei der taube und blinde Jugendliche das Firmsakrament empfingen und die Erstkommunion feierten.