Jesus, der neue Mose, wollte den Aussätzigen heilen, er wollte ihn berühren, er wollte ihn wieder in die Gesellschaft eingliedern, ohne sich in Vorurteilen selbst zu beschränken, ohne sich der herrschenden Mentalität der Leute anzupassen, ohne sich über die Ansteckung überhaupt Gedanken zu machen. Jesus antwortet auf die flehentliche Bitte des Aussätzigen unverzüglich und ohne die üblichen Verzögerungen, um die Situation zu untersuchen und alle eventuellen Folgen abzuwägen! Was für Jesus zählt, ist vor allem, die Fernen zu erreichen und zu retten, die Wunden der Kranken zu heilen und alle wieder in die Familie Gottes einzugliedern. Und das ist manchem ein Ärgernis!
Vor dieser Art von Ärgernis hat Jesus keine Angst! Er denkt nicht an die Verschlossenen, für die sogar eine Heilung ein Ärgernis ist, die an jeglicher Öffnung Anstoß nehmen, an jedwedem Schritt, der nicht in ihr geistiges und geistliches Schema passt, an jeder Liebkosung oder Zärtlichkeit, die nicht ihren Denkgewohnheiten und ihrer ritualistischen Reinheit entspricht. Er wollte die Ausgegrenzten eingliedern und diejenigen retten, die sich außerhalb des Lagers befinden (vgl. Joh 10).
Es sind zwei Arten von Logik des Denkens und des Glaubens: die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten. Auch heute geschieht es manchmal, dass wir uns am Kreuzungspunkt dieser beiden Arten der Logik befinden: der Logik der Gesetzeslehrer, das heißt die Gefahr zu bannen durch Entfernen der angesteckten Person, und der Logik Gottes, der mit seiner Barmherzigkeit den Menschen umarmt und aufnimmt, ihn wieder eingliedert und so das Böse in Gutes, die Verurteilung in Rettung und die Ausgrenzung in Verkündigung verwandelt.
Predigt bei der Eucharistiefeier mit den neuen Kardinälen, 15. Februar 2015 |