Ein Blick auf das tägliche Leben der Menschen heute zeigt deutlich, dass es überall einen kräftigen Schuss Familiengeist braucht. Denn der Charakter der - gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, rechtlichen, beruflichen und bürgerlichen - Beziehungen der Menschen erscheint sehr rational, formal, organisiert und auch sehr "vertrocknet", oberflächlich, anonym. Häufig ist er unerträglich. Obwohl er in seinen Formen inklusiv sein möchte, verurteilt er in der Realität zu Einsamkeit und zur Ausgrenzung von immer mehr Menschen.
Daher erschließt uns die Familie viel eine menschlichere Sicht für die ganze Gesellschaft: Sie öffnet die Augen der Kinder für das Leben - nicht nur den Blick, sondern auch alle anderen Sinne - und steht für eine Sichtweise der menschlichen Beziehungen, die auf dem freien Bündnis der Liebe gegründet sind. Die Familie führt zum Bedürfnis nach treuen Beziehungen, Ehrlichkeit, Vertrauen, Zusammenarbeit, Respekt. Sie schenkt den Mut, eine lebenswürdige Welt zu gestalten und auch in schwierigen Situationen an vertrauensvolle Beziehungen zu glauben. Sie lehrt, das gegebene Wort einzuhalten und die Einzelperson, sowie die persönlichen Grenzen des anderen zu respektieren. Wir alle sind uns der unersetzlichen familiären Fürsorge für die kleinsten, gebrechlichsten, schwächsten und sogar auf Abwegen in ihrem Leben geratenen Mitgliedern bewusst. Wer diese Haltungen in der Gesellschaft praktiziert, hat sie von der Lebenshaltung der Familie übernommen, sicherlich nicht vom Konkurrenzkampf und vom Wunsch nach Selbstverwirklichung.
Generalaudienz vom 7. Oktober 2015 |