Eine weitere Hilfsaktion für die Überschwemmungsopfer in Pakistan begann in der vergangenen Woche. Durch die Zusammenarbeit zwischen italienischen Gemeinschaften von Sant'Egidio und verschiedenen pakistanischen Städten erreichen verschiedene Gruppen der Gemeinschaft in diesen Tagen einige Gebiete, wo noch keine internationale Hilfslieferungen angekommen sind.
Aus Islamabad erreicht uns die Zusammenfassung eines Tages in Charsadda im Gebiet von Peshawar:
In der großen Ebene in der Umgebung von Pashawar ist es noch sehr heiß, trotzdem ist das Wasser noch nicht ganz verschwunden. Die Temperaturen erreichen tagsüber fast 40 Grad. Einige Felder zeigen Risse oder sind von der Sonne ausgedörrt, andere sind ein großer Sumpf. Der Indusfluss mit himmelblauem Wasser und der trübe Kabul fließen ruhig bis zum Zusammenfluss dahin, doch die Ernte ist vernichtet, und die Bauern befürchten, dass für das kommende Jahr keine Aussaat möglich ist. In der Stadt Nowshera zeigt sich ein Bild der Verwüstung soweit das Auge reicht: Viele einfache Steinhäuser wurden über zwei Meter hoch überflutet, wodurch alles zerstört wurde. Die Mauern wurden unterhöhlt, die Möbel sind faulig. Alle Einwohner leben in kleinen oder größeren Zeltstädten.
Nach den ersten Tagen der Notlage, als die Bevölkerung an höhere Orte auf die Hügel oder den Autobahnring geflohen war, wurden jetzt kleine und große Zeltstädte aufgebaut.
Die Armee und einige Nichtregierungsorganisationen betreuen sie und besorgen etwas Essen, doch das ist alles. Die Evakuierten sind gezwungen, mit Hände zu essen, das Wasser zu rationieren, die wenigen geretteten Kleidungsstücke sorgfältig aufzubewahren. Es ist nicht einfach, in einer großen Ebene von Schlamm und Staub zu leben, nachdem man alles verloren hat.
Das haben die 500 Bewohner einer Zeltstadt in Charsadda (in der Nähe von Newshera), die überwiegend Kinder sind, mit Tränen in den Augen erzählt. Sie konnten das Ende des Ramadan nicht mehr Zuhause feiern, wie es der Tradition entspricht. Eine größere Delegation der Gemeinschaft (ca. fünfzig Personen aus ganz Pakistan und Rom) hat einen Tag mit ihnen verbracht und Zelt für Zelt ein Hilfspaket verteilt. Wir kamen mit einem Lastwagen aus der Hauptstadt Islamabad, das ca. 130 km entfernt ist. Wir brachten Teller, Besteck, Gläser, Eimer und Wasserkrüge, Materatzen und Schlafsäcke, um das Leben im Lager etwas würdiger zu gestalten.
Die Kinder haben das Lächeln wieder gefunden, als jeder von ihnen eine reichliche Portion Süßigkeiten und vitaminhaltige Fruchtsäfte zum islamischen Fest geschenkt bekam. Einige Frauen der Gemeinschaft haben die Hände der Mädchen mit Hennè verziert, denn auch das hilft, die Normalität und die Freude des Festes wieder zu finden. Die Erwachsenen konnten es nicht abwarten, zu sprechen, zu erzählen, diese Fremden zu umarmen, die nicht einmal ihre Sprachen kannten: Denn in der Region lebt die Ethnie der Paschtun, und nur wenige können Urdu oder Englisch. Die Männer sind gerührt, die Frauen beten mit zum Himmel gerichteten Händen und danken Allah.
Die Verteilung erfordert Zeit, die Kinder folgen neugierig von einem Zelt zum anderen, dann werden sie an einen eigenen Ort zusammengerufen, um zu spielen, zu singen und miteinander zu tanzen. Es bildet sich eine riesige Schlange, die von den Jugendlichen mit einer Taube und dem Regenbogen auf einem weißen T-Shirt angeführt wird. Einige wollen auch ein paar Worte auf Italienisch lernen. In der Umgebung sind die Lieder von der Schule des Friedens zu hören.
Der kleine Mansùr wacht aus einem Hitzeschlaf auf, er wurde vor weniger als einem Monat in einem Zelt von einer jungen Mutter geboren, die bei der Flut ihre ganze Familie verloren hat. Mansùr (sein Name bedeutet der Sieger) hat seine ersten Lebenstage unter diesen Bedingungen überlebt. Sorgfältig hat seine Mama Babykleidung aus einem Hemd und einem Rock genäht. Er und die anderen Kinder brauchen Kleidung, Fliegennetze und Medikamente gegen Hautinfektionen. Wir haben ein Verzeichnis für den dringendsten Bedarf erstellt und werden zurückkehren, um in den kommenden Tagen die nötigsten Dinge zu bringen.
Ihre Familien brauchen Hoffnung für die Zukunft, sie bitten, dass man sie nicht vergisst und dort nicht verlässt. Sie hoffen, dass die Schule eines Tages wieder geöffnet wird und ihre Kinder sie wieder besuchen. Sie hoffen, dass sie in den Lagern den minimalen Bedarf finden, mit dem sie schon immer durchgekommen sind. Wir werden in einigen Tagen mit weiteren Hilfsgütern zurückkehren und vor allem mit dem Versprechen, sie nicht zu verlassen, sondern ihnen beim Wiederaufbau zur Seite zu stehen.
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