Über fünfhundert Schüler und Studenten haben sich im Scout Center Roms getroffen und an der Veranstaltung "Wir sind alle Römer. Europäische Jugendliche gegen Rassismus" teilgenommen. Am Treffen beteiligten sich auch verschiedene Studentenvereinigungen. Es fand am Vorabend eines wichtigen Datums für Rom statt, dem 69. Jahrestag der Deportation von über tausend römischen Juden in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau (16. Oktober 1943). Das Treffen wurde live auch nach Kiew in die Ukraine und nach Catania übertragen.
"Ich brauche eure Hilfe, damit sich die Rassenverfolgung niemals wiederholt. Ihr seid jung. Ihr habt die Möglichkeit, euer Land und Europa aufzubauen. Schaut die Menschen ohne Vorurteile an: schaut in die Augen und versucht in jedem den Menschen zu sehen. Es kommt nur auf das Herz an. Der Mensch ist ein Abbild Gottes. Vergesst das niemals. Deshalb verurteilt niemals einen Menschen". Mit diesen Worten beendete Rita Prigmore, ihr beeindruckendes Zeugnis; sie ist eine deutsche Sinta, die medizinische Experimente der Nationalsozialisten 1943 überlebte (siehe Bio). Ihr Beitrag warf ein helles Licht auf den Antigitanismus in der europäischen Geschichte, dessen Höhepunkt in der Vernichtung von Hunderttausenden von Roma und Sinti im Zweiten Weltkrieg erreicht wurde.
Der Antigitanismus ist in verschiedenen europäischen Gesellschaften immer noch verbreitet. Die Diskriminierung der Roma in Rom löst Alarm aus, denn ein Integrationsversuch wurde abrupt beendet durch die sRäumung des Lagers von Tor de’ Cenci am 28. September dieses Jahres. Daran erinnerte mit leidenschaftlichen Worten die Lehrerin der integrativen Schule von Via Frignani, die über ihre bisherige Arbeit der Integration von Romakindern sprach. In den vergangenen Wochen haben die Studenten von Sant'Egidio Schulmaterial, Lebensmittel und Kinderkleidung an der Universität "La Sapienza" und Rom III gesammelt.
In der Direktverbindung mit Kiew gab ein Jugendlicher, der vor kurzem an der Pilgerreise der europäischen Jugendlichen nach Auschwitz teilgenommen hatte, ein Zeugnis über die große Kraft eines Besuches an den Orten der Shoah und über die Friedensenergien, die viele europäische Jugendliche durch diesen Besuch geschöpft haben. Aus Catania wurde der Beitrag eines jungen Nigerianers übertragen, der wegen ethnischer Spannungen aus seinem Land geflohen ist; er berichtete von seiner Flucht vor der Gewalt und von der "langen Reise" durch Niger und Libyen bis zur europäischen Küste.
Als Vorbereitung auf den Gedenkzug an den 16. Oktober 1943 organisiert die Gemeinschaft Sant'Egidio Treffen und Konferenzen an weiterführenden Schulen und römischen Bildungseinrichtungen mit der Absicht, die Geschichte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln und wirksame Antworten auf die in der jungen Generation verbreiteten antisemitischen, antigitanischen, rassistischen und intoleranten Kundgebungen zu geben.
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