Das BRAVO!-Programm in der Elfenbeinküste und in Ruanda
(Januar 2009)
In vielen Ländern besonders in Afrika arbeitet das BRAVO!-Programm der Gemeinschaft Sant'Egidio weiter, das Kinder und Jugendliche durch die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt aus der Anonymität befreit und ihnen eine Zukunft in Würde, eine Arbeit und eine Eingliederung in die Gesellschaft ermöglicht.
ELFENBEINKÜSTE
In der Elfenbeinküste ist nur 55% der Bevölkerung beim Einwohnermeldeamt registriert.
In den ersten drei Monaten nach der Geburt bezahlt man für die Anmeldung nur die Gebührenmarke, die 500 Franc CFA (75 Eurocent). Wenn diese Zeit verstrichen ist, muss man sich für eine Registrierung an ein Gericht wenden, um die Existenz eines Individuums zu bestätigen. Das erfordert mehr Zeit und ist teurer. Das Urteil eines Gerichts kostet nämlich 2.500 Franc CFA (3,50 €) zusätzlich zu den Gebühren für die Marke.
Viele Eltern verstehen nicht, wie wichtig die Registrierung bei der Geburt ist, und merken erst, wenn die Kinder herangewachsen sind, dass die Verzögerung der Anmeldung höhere Kosten verursacht und eine kompliziertere Prozedur ist. Bei der Schulanmeldung müssen sie die Geburtsurkunde des Kindes vorlegen, da viele jedoch keine besitzen, wird eine spätere Vorlage hingenommen. Man kann bis zum Ende der Schullaufbahn warten, doch dann muss man sie unbedingt vorlegen, weil man sonst keinen Abschluss machen kann
Das ist der Mutter von E.H. passiert, sie ist Analphabetin. Sie dachte, dass alles in Ordnung sei, weil ihr Sohn seit Jahren regelmäßig die Schule besuchte. Als die Abschlußprüfung näher rückte, sagten die Lehrer zu E.H., dass sie die Prüfung für das Gymnasium nicht machen könne, weil sie keine Geburtsurkunde vorgelegt hatte. Als die Mitglieder der Gemeinschaft Sant'Egidio davon erfuhren, versuchten sie, rechtzeitig für die Prüfung eine Einschreibung durchzuführen. Doch die Zeiten der Prozedur sind lang, E.H. hat ein Jahr verloren.
Dieses Jahr kann sie sich jedoch am Gymnasium anmelden, den mit einem 12jährigen Kind, zwei 8jährigen und drei unter Einjährigen war sie die letzte, die 2008 durch das BRAVO!-Programm in der Elfenbeinküste angemeldet wurde.
RUANDA
In Ruanda werden einige Veränderungen im Bürgerstandsverzeichnis vorgenommen. Alle Daten werden elektronisch gespeichert, was unter anderem dazu führt, dass jeder Bürger einen elektronischen Personalausweis bekommt.
Die früheren Vorschriften wurden abgeschafft, die eine Gebühr für eine verspätete Anmeldung vorsahen. Man musste nämlich für jeden Monat Verspätung 500 Ruandische Franc (80 Eurocent) bezahlen.
In dieser Übergangsphase fördert die Regierung für die gesamte in Runada lebende Bevölkerung die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt und ermöglicht daher auch eine kostenlose spätere Anmeldung.
Die Gemeinschaft führt mit Hilfe des BRAVO!-Programms eine Informationskampagne für die Familien durch, um eine möglichst große Zahl von Minderjährigen anzumelden. Sie hat Waisenkindern bei der Prozedur geholfen. Auf diesem Weg haben 96 Kinder nun ihre legale Identität erhalten.