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Unterstützung der Gemeinschaft

  
25 Februar 2015

„Mut zum Frieden“

Merkel erneut bei Papst Franziskus – Anschließend besucht die Kanzlerin die Gemeinschaft Sant'Egidio in Trastevere

 
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Vatikanstadt (DT/PM/KNA) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan die wichtigen Themen der deutschen G7-Präsidentschaft vorgestellt. Mehrere davon seien auch für die katholische Kirche von besonderem Interesse, sagte sie nach der rund 40-minütigen Begegnung am Samstag. Die Armutsbekämpfung, eine bessere globale Gesundheitsversorgung und die friedliche Lösung bewaffneter Konflikte habe Franziskus als die wichtigsten Themen der deutschen Agenda benannt, so die Kanzlerin. Ferner ging es in der Unterredung um Fragen der Menschenrechte und Religionsfreiheit in einigen Teilen der Welt, wie es in der Erklärung des Vatikan hieß. Im Anschluss an die Begegnung mit dem Papst traf die Regierungschefin mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen "Außenminister", Erzbischof Paul R. Gallagher, zusammen. Besprochen wurden laut "Radio Vatikan" Themen wie die Reichtumsverteilung in der Welt und die Situation der Kirche in China. Merkel erläuterte dem Papst auch die Arbeit der internationalen Impfallianz Gavi. Das Projekt der Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates plant die Impfung von 300 Millionen Kindern in Afrika. Deutschland unterstützt Gavi mit 600 Millionen Euro. Weitere Themen der Begegnung am Vormittag waren nach Angaben der Kanzlerin die Gleichberechtigung von Frauen, der Klimawandel und der Konflikt in der Ukraine. Das Gespräch mache der deutschen Seite Mut, "konkret und entschlossen nach Ergebnissen zu suchen und diese dann auch umzusetzen", sagte Merkel und bezeichnete die Begegnung mit Franziskus als "sehr bereichernd". Merkel überbrachte dem Papst unter anderem eine Geldspende der Bundesregierung für syrische Flüchtlinge in Jordanien, die vom Päpstlichen Rat "Cor Unum" betreut werden. Die Höhe des Betrags blieb ungenannt. Franziskus bedankte sich auf Deutsch und schenkte der Kanzlerin eine Medaille mit dem Bildnis des Heiligen Martin. Diese Medaille verschenke er gerne an Regierungschefs, so der Papst, weil der ausgebreitete Mantel des Heiligen diese an die Schutzfunktion für ihre Völker erinnere. Darauf sagte Merkel: "Wir werden versuchen, unser Bestes zu geben." Zudem überreichte Franziskus der Kanzlerin eine deutsche Ausgabe seines Apostolischen Schreibens "Evangelii gaudium".

Wie unter Berufung auf Delegationskreise verlautete, hat Merkel Papst Franziskus zu einem Besuch nach Deutschland eingeladen. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte in Rom die Einladung weder dementieren noch bestätigen. Für die Bundeskanzlerin, die während ihres Aufenthalts auch die Vatikanischen Museen besuchte, war es insgesamt die dritte Begegnung mit Papst Franziskus.

Anschließend besuchte Merkel die unter anderem für ihre Friedensarbeit in Krisenländern bekannte katholische Gemeinschaft Sant'Egidio im römischen Stadtteil Trastevere. Die Kanzlerin, die bereits im Jahr 2011 am von Sant'Egidio organisierten Internationalen Friedenstreffen in München teilgenommen hatte, kam zum Sitz der Gemeinschaft im Herzen Trasteveres und blieb über eine Stunde. Bei einem Gespräch mit dem Gründer von Sant'Egidio, Andrea Riccardi, wurde über dringliche internationale Themen gesprochen, über die Integration der Eingewanderten und die verzweifelten Reisen nach Europa, die immer höhere Opferzahlen fordern. Riccardi drückte die große Sorge der Gemeinschaft angesichts dieses Notstands aus und berichtete über Geschichten von Kriegsflüchtlingen, die die Kanzlerin als "schrecklich" und "unerträglich" bezeichnete.

Im "Saal des Friedens", in dem es Sant'Egidio 1992 gelang, eine Übereinkunft zwischen den beiden mosambikanischen Kriegsparteien zu erzielen, wandte sich der Präsident der Gemeinschaft, Marco Impagliazzo, in einem Grußwort an Merkel: "Die Menschen sehnen sich am meisten nach Frieden. Für uns Europäer ist der Friede ein Grundpfeiler unserer Einigung. Wir haben zu sehr durch Krieg gelitten und Leid zugefügt. Deshalb engagieren wir uns als Europäer und als Christen für den Aufbau des Friedens. Heute steht Europa vor einer Herausforderung: dem friedlichen Zusammenzuleben. Hier ist eine kulturelle und humane Aufklärung notwendig, um Misstrauen, Vorurteile und Spaltungen zu überwinden."

Am gleichen Ort sprach die Kanzlerin in ihrer Erwiderung von den Mitgliedern der Gemeinschaft als "Menschen mit Mut zum Frieden". Sie wies darauf hin, dass "der Friede nicht selbstverständlich" sei und lud die Länder der Europäischen Union ein, sich "für die Verbreitung des Friedens in der Welt einzusetzen, wie es Sant'Egidio tut, das sein Zeugnis an viele Orte der Welt bringt, indem es nicht nur vom Frieden spricht, sondern ihn lebt: Ich denke an die vielen Gesten der Versöhnung, die Sie möglich gemacht und die Brücken, die Sie gebaut haben."

Merkel forderte eine diplomatische Lösung für den Krieg in der Ukraine und mahnte, man solle "nicht die Augen vor den Konflikten in der Welt verschließen, denn die Probleme, die wir nicht direkt zu lösen vermögen, können künftig auch zum Problem für uns werden." Angesichts der Migrationsbewegungen rief sie zur Verantwortung auf: "Wir müssen uns einsetzen und den Mut und das Vertrauen haben, die Aufgabe auf uns zu nehmen, die Menschen von Armut und Krieg zu befreien und den Kindern zu helfen." Schließlich dankte sie der Gemeinschaft für die Begegnung: "Wir konnten an diesem Ort sein, an dem man Kraft und Mut bekommt, inspiriert durch christliche Wurzeln, wo man nicht die Augen verschließt, wo die Probleme angegangen werden und die Menschen die Verantwortung für ihren eigenen Beitrag übernehmen. Sie denken langfristig und haben die Freiheit nicht von etwas, sondern für etwas. Und Sie nutzen diese menschliche Freiheit, um die Welt zu verändern."

Zum Schluss stellte sich Angela Merkel noch für ein Erinnerungsfoto mit den Mitarbeitern der "Trattoria degli Amici" (Trattoria der Freunde) an der Piazza Sant'Egidio auf. In dem von der Gemeinschaft betriebenen Restaurant arbeiten mehrere Menschen mit Behinderung.