change language
du bist dabei: home - pressearchiv newsletterkontaktlink

Unterstützung der Gemeinschaft

  
22 Dezember 2015

An ihren Taten erkennen

Italiens Christen helfen Flüchtlingen

 
druckversion

ROM, 21. Dezember. Wenn es die europäischen Staaten nicht schaffen, dann wollen italienische Christen den Flüchtlingen selbst helfen. Die Gemeinschaft Sant’Egidio und der Verband evangelischer Kirchen in Italien wollen sich dafür einsetzen, dass es zumindest einer kleinen Gruppe aus zunächst 1000 Migranten gelingt, ohne Schlepper und ohne die Gefahren einer Seereise übers Mittelmeer nach Europa zu kommen. „Unser Pilotprojekt sieht zunächst nicht gerade eine hohe Zahl vor; aber es muss endlich etwas passieren“, sagt der Chef der international operierenden Laienbewegung Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, in Rom. Die ökumenische Initiative will Frauen und Kinder, allein reisende Jugendliche sowie Behinderte, die in Not sind, schon im Libanon, in Marokko, innerhalb der nächsten sechs Monate auch in Äthiopien auswählen. Sie werden dann von Freiwilligen zu den italienischen Konsulaten gebracht und mit Einreisevisa für Italien versorgt. Darüber haben sich die Organisationen mit dem Staat geeinigt.

Zur Gemeinschaft Sant’Egidio, die im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils 1968 gegründet wurde, gehören heute 60 000 Personen. In Rom helfen sie an vielen Plätzen, unter anderem in Roms ältester Marienkirche „Santa Maria in Trastevere“, mit Speisungen und Gottesdiensten für Arme und Obdachlose. International ist die Gruppe in der Friedensarbeit aktiv und konnte so zu einem Friedensschluss zur Überwindung des Bürgerkrieges in Mocambique beitragen. Die katholische Laienbewegung lud die italienischen Kirchen der Reformation und die Waldenser-Kirche zur Kooperation ein – auch um die nötigen Geldmittel von zunächst einer Million Euro zusammenzubekommen. „Anders als bei den Menschen, die in Boote steigen müssen,  werden unseren Schützlingen schon in unseren Büros vor der Abreise Fingerabdrücke abgenommen“, sagte Impagliazzo mit einem Seitenhieb auf die Behörden, die nur etwa einem Drittel der 150 000 Migranten, die bisher in diesem Jahr in Italien an Land gingen, die Fingerabdrücke abgenommen haben. Diese Tage hat die EU Italien noch einmal aufgefordert, neben Lampedusa auch noch auf Sizilien „Hotspots“ einzurichten, wo die italienischen Behörden Fingerabdrücke der Menschen nehmen sollen. Wenn dieser Prozess schon in Afrika stattfände und damit zur Voraussetzung dafür würde, dass die Menschen überhaupt nach Europa kommen können, würden sie sich nicht weigern, ihre Identität feststellen zu lassen, heißt es bei Sant’Egidio.

Die Operation wird auch durch Steuermittel getragen. Italiens Steuerzahler können selbst entscheiden, welcher Kirche oder welcher anerkannten gemeinnützigen Organisation sie die Pflichtsteuer von 0,8 Prozent ihrer Steuerlast abgeben. Die kirchlichen Gemeinschaften übernehmen die Kosten für die Einreise der Flüchtlinge per Schiff oder Flugzeug sowie die Unterbringung und Rechtsbeistand in Italien.