„Wir brauchen humanitäre Korridore“

Kölner Weihbischof Ansgar Puff leitet ökumenisches Gebet zum Gedenken an auf der Flucht Gestorbene – Kerzen als Zeichen der Erinnerung

Würzburg (POW) Eine deutliche politische Forderung hat der Kölner Weihbischof Ansgar Puff beim ökumenischen Gebet für auf der Flucht Gestorbene am Dienstagabend, 20. Juni, in der Würzburger Marienkapelle gestellt. „Wir brauchen humanitäre Korridore, damit nicht noch mehr Menschen auf der Flucht grausam sterben“, sagte der Weihbischof. Derzeit seien rund 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, betonte Pfarrer Dr. Matthias Leineweber zu Beginn des Gebets. Die Gemeinschaft Sant’Egidio hatte aus Anlass des seit dem Jahr 2000 am 20. Juni begangenen Weltflüchtlingstags zu dem Gebet eingeladen.

In seiner Predigt blickte Weihbischof Puff auf die Heilige Schrift. Diese sei von Abraham über Moses und David bis hin zu Jona und Jesus voll von Erzählungen über Flucht und Vertreibung. „Und in allen diesen Geschichten erfahren die Menschen den Beistand Gottes, sei es durch Engel oder durch Menschen.“ Durch die Teilnahme an dem Gebet in der Marienkapelle machten die Gläubigen deutlich, dass ihnen die Schicksale all derer, die heutzutage auf der Flucht umkommen, nicht gleichgültig seien. Weihbischof Puff zitierte aus dem Bericht eines Kölner Priesters, der dieses Jahr über die Kartage und an Ostern mit einer Nichtregierungsorganisation auf einem Schiff vor Libyen mithalf, Flüchtlinge vor dem Tod durch Ertrinken zu retten. Besonders schlimm habe dieser es erlebt, als für einen etwa sieben Jahre alten Jungen auf einem sinkenden Boot jede Hilfe zu spät kam. „Gott wird uns fragen: Wo warst Du, als Dein Bruder ertrank?“, hob Weihbischof Puff hervor.

Nachdenkliche Stille herrschte in der Kirche, als beispielhaft Namen von auf der Flucht Verstorbenen und genauere Umstände ihres Todes verlesen wurden. Für jeden namentlich Genannten wurde eine Kerze angezündet. Vertreter der Mitveranstalter des Gebets und Flüchtlinge trugen Fürbitten vor, bei denen unter anderem auch der vielen Menschen gedacht wurde, die wegen ihres Glaubens Verfolgung und Repressalien erleiden oder an die Frauen, die auf vielfältige Weise ausgebeutet werden. Syrische Frauen sangen in der Sprache ihrer Heimat christliche Lieder. Der muslimische Imam Adel Ateah sprach ein Grußwort. Er betonte: „Gott blickt in unsere Seelen. Wir alle sind aufgefordert, uns gemeinsam für das Gute einzusetzen und so dem Bösen Einhalt zu bieten.“

Mitveranstalter waren der Diözesancaritasverband Würzburg, die griechisch-orthodoxe Gemeinde der Heiligen Drei Hierarchien Würzburg, die syrisch-orthodoxe Gemeinde von der Ostkirchlichen Bruderschaft, die eritreisch-orthodoxe Gemeinde, die äthiopisch-orthodoxe Gemeinde sowie der Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg.


[ Markus Hauck ]