Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt zum Internationalen Weltfriedenstreffen in Westfalen. Sie nimmt an der Eröffnungsfeier am 10. September in Münster teil, wie die Veranstalter am Donnerstag in Osnabrück mitteilten.
Zu dem Treffen bis zum 12. September in Münster und Osnabrück mit rund 30 angekündigten Diskussionspodien werden auch EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, Kurienkardinal Peter Turkson sowie der frühere vatikanische "Ökumeneminister", Kardinal Walter Kasper, erwartet.
Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Patriarch der orthodoxen Kirche von Antiochien, Johannes X. Yazigi, und Nigers Präsident Mahamadou Issoufou haben den Angaben zufolge ihr Kommen zugesagt. Im Mittelpunkt stehen die Themen Flucht, Armut und Gerechtigkeit, wie die Bischöfe von Münster und Osnabrück, Felix Genn und Franz-Josef Bode, sowie der Generalsekretär der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, Cesare Zucconi, erläuterten. Das Treffen steht unter dem Motto "Wege des Friedens".
"Wege des Friedens"
Der Eröffnungsgottesdienst ist wegen eines Marathons bereits am 9. September im Dom von Münster geplant. Die Eröffnungsfeier mit Merkel ist am 10. September in der Halle Münsterland. Die Abschlusskundgebung mit mehreren tausend erwarteten Besuchern findet am 12. September in Osnabrück auf dem Marktplatz vor dem Rathaus des Westfälischen Friedens statt.
Von Münster und Osnabrück werde "ein deutliches Zeichen des Friedens in die ganze Welt ausgehen", sagte Genn. Ein solches Zeichen sei selten wichtiger gewesen als heute, so der Münsteraner Bischof mit Verweis auf die Kriege, Konflikte und Terror in aller Welt. Die Zeit sei eine Herausforderung an die Religionen, "Wege des Friedens" zu suchen, aufzuzeigen und zu gehen. "Wo sogar religiöse Begründungen missbraucht werden, um Kriege zu führen, müssen wir als Christinnen und Christen laut unsere Stimme erheben."
Religionsführer aus aller Welt
Es sei nicht allein eine Veranstaltung geplant, bei der Religionsvertreter vor und mit Publikum diskutierten, sagte Bode. Es solle auch darum gehen, Religion auszuüben. Dieser Part falle Osnabrück zu. Er hoffe auf mehrerer tausend Teilnehmer am Abend des 12. September. Höhepunkt werde die Verkündigung eines Friedensappells sein, den Kinder an die Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik und Kirche überbringen sollen.
Die 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant'Egidio veranstaltet jedes Jahr das Weltfriedenstreffen an wechselnden Orten. Sie stehen in der Tradition einer von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) begründeten Initiative. Dieser hatte 1986 erstmals Religionsführer aus aller Welt zu einem Treffen in Assisi zusammengerufen.
Weltfriedenstreffen:
Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio jährlich an wechselnden Orten zu interreligiösen Zusammenkünften im Geiste von Assisi ein.
Vor 30 Jahren, am 27. Oktober 1986, kamen auf Einladung von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mehr als 100 Vertreter aller großen Religionen in der mittelitalienischen Stadt zusammen. Gemeinsam legten sie ein feierliches Bekenntnis zum Frieden ab und verurteilten jegliche Gewalt im Namen der Religion. Gedacht war das als Beitrag zum "Jahr des Friedens", das die Vereinten Nationen für 1986 ausgerufen hatten.
Unmittelbarer Anlass für das zweite Friedenstreffen am 24. Januar 2002 waren die Terroranschläge vom 11. September 2001. Auf europäischer Ebene fand ein weiteres Friedenstreffen 1993 vor dem Hintergrund des Balkankrieges statt.
Am Neujahrstag 2011 lud Benedikt XVI. abermals Vertreter der Religionen nach Assisi ein, um den 25. Jahrestag des ersten Treffens zu begehen. Die Bezeichnung als "Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebetes für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt" sollte den Eindruck vermeiden, es handele sich um ein gemeinsames Gebet der Religionen. Die Vertreter der einzelnen Religionen beteten jeweils in getrennten Räumen für sich. Erstmals war auch eine Gruppe Nichtglaubende anwesend.
Die Bewegung Sant'Egidio entstand 1968 in Rom auf Initiative des Universitätsprofessors und Historikers Andrea Riccardi. Sie widmet sich nach eigenen Angaben der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen. Sie ist heute in mehr als 70 Ländern präsent und veranstaltet jährliche Weltfriedenstreffen. In diesem Jahr ist die Zusammenkunft zum dritten Mal in Deutschland nach 2003 in Aachen und 2011 in München. (Quelle: KNA / epd)