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L'Osservatore Romano - Wochenausgabe in deutscher Sprache

18 Marzo 2011

Die Gemeinschaft Sant’Egidio – Vorschau auf das Gebetstreffen in München

Christliche Hoffnungsträger im internationalen Dialog

Die Erzdiözese München und Freising ist in diesem Jahr Gastgeberin des 25. Internationalen Friedenstreffens, das alljährlich von der kirchlichen Gemeinschaft Sant‘Egidio organisiert wird. Es wird vom 11. bis 13. September in München stattfinden. Das Erzbistum und die Gemeinschaft führen die Veranstaltung gemeinsam durch. Die Friedenstreffen entstanden aus dem Weitgebetstreffen, zu dem Papst Johannes Paul II. 1986 Vertreter aller Religionen nach Assisi eingeladen hatte. Die Kongresse sollen den Kontakt und den Dialog unter den Religionen fordern.

 
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Die Vorbereitungen laufen schon. „Und wir sind zuversichtlich, das von unserer Begegnung in München Signale des Friedens ausgehen“, betont Andrea Riccardi, Gründer und Symbolfigur der kirchlichen Gemeinschaft Sant‘Egidio, die für Mitte September zu einem internationalen Treffen in der bayerischen Landeshauptstadt einlädt. „Zusammenleben - unsere Bestimmung. Religionen und Kulturen im Dialog“ lautet das Motto. Man erwartet rund 400 Vertreter der Weltreligionen und Politiker sowie 5000 Gäste, denn die Veranstaltungen sind offen für alle. 

Durch das von der Erzdiözese München geförderte Treffen fällt erneut ein Schlaglicht auf die in der Stadt des Papstes etablierte „Comunità di Sant’Egidio“. Also auf eine Gemeinschaft, die Hilfe für Bedürftige, Obdachlose, Immigranten sowie interrellgiöse und internationale Versöhnung auf ihre Fahnen geschrieben hat. Nach dem Vorbild der römischen „Urzelle“ entstanden bereits Sant‘Egidio-Gemeinschaften in 73 Ländern (darunter Deutschland, Osterreich, Schweiz). Ihre rund 60.000 unentgeltlich tätigen Mitglieder bilden ein Netzwerk, das vorbildlichen Einsatz im christlichen Sinne leistet. 

Weitergabe des Evangeliums — Dienst an den Armen 

Benannt ist die Comunità nach ihrem Hauptsitz, dem ehemaligen Kloster Sant‘Egidio im bekannten römischen Stadtviertel Trastevere. „Weitergabe des Evangeliums, Dienst an den Armen, Dialog auf dem Weg des Friedens, Verständigung zwischen Völkern und Kulturen“: So beschreibt man dort die Aufgaben und Ziele der Bewegung. 

Begonnen hatte alles einst im römischen Virgilio-Gymnasium. Also Ruckblende...1968: Der Abiturient Andrea Riccardi sucht angesichts der linken Studentenrevolte, die ihm chaotisch-utopisch erscheint, nach „wahren Werten“, nach einer überzeugenden Botschaft. Er findet sie in der Bibel. Fortan sammelt er etwa 20 Gleichgesinnte um sich - die Reformergruppe entsteht. Sie hält täglich Andachten und ist zunächst in der Sozialarbeit tätig, durch Nachhilfeunterricht in römischen Barackensiedlungen und die Fürsorge für alte, bedürftige Menschen. Riccardis Kreis etabliert sich im leerstehenden Konvent Sant‘Egidio. 

Die nächsten Etappen? 1970 gründet die Gruppe eine juristische Körperschaft mit anerkannter Spendenwürdigkeit; bald darauf beteiligt sich Professor Carlo Maria Martini SJ, der spätere Kardinal-Erzbischof von Mailand, an den Aktivitäten von Sant‘Egidio; 1975 setzen sich anläßlich einer Cholera-Epidemie in Neapel die „Egidianer“ erstmals außerhalb von Rom ein; die Gemeinschaft macht sich einen Namen. 

Häufig informieren sich prominente Kirchenmänner vor Ort persönlich über diese Basisgemeinde. An ihrer Spitze sogar Papst Johannes Paul II., der 1979 die Comunità besucht. „Ihr seid jung, ihr habt die Kraft der Begeisterung“, sagt er anerkennend. „Weiter so!“ 1986, als sich Sant‘Egidio bereits in viele Länder ausbreitet, erfolgt die offizielle Anerkennung als katholische Laienorganisation durch den Heiligen Stuhl. Mit der Aufgabe: Evangelisierung vor allem unter jenen Menschen, die von der christlichen Frohbotschaft weit entfernt sind. 

Gleichzeitig regelt Sant‘Egidio durch ein um fassendes Statut seine Arbeit. Die Kernpunkte? Alle vier Jahre eine Hauptversammlung; ein Wahlausschuß bestimmt einen „Rat“ (de facto: Vorstand) und den Präsidenten; der Vatikan ernennt aus einem Dreiervorschlag der Gemeinschaft den offiziellen geistlichen Beirat der Comunità, Finanzierung durch Spenden, öffentliche Zuschüsse und Beitrage der Mitglieder. Neue Gemeinschaften, heißt es weiter, erhalten den Namen „Sant’Egidio“ durch Beschluß des Rates in Rom und mit dem Plazet des Ortsbischofs. 

Aber 1986 ist auch das Jahr des historischen Friedenstreffens, zu dem Johannes Paul II. Religionsführer aus aller Welt nach Assisi einlädt. Sant‘Egidio hilft bei der Organisation. Und fortan bringt die Comunità selbst regelmäßig an wechselnden Orten die Repräsentanten verschiedener Konfessionen und Religionen zu „Gebetstreffen für den Frieden“ zusammen. Diesen Weg des Dialogs beschreiten die „Egidianer“ auch auf politischem Feld: Gute Kontakte zu Afrikanern ermöglichen ihnen eine Vermittlerrolle im Bürgerkriegsland Mosambik. Nach Geheimverhandlungen in Rom kommt 1992 ein Vertrag zwischen Mosambiks Regierung und den Guerillas zustande. Eine nichtamtliche katholische Organisation, eine „private UNO“ stiftet politischen Frieden -  einmalig! Ein eigener Raum in der Zentrale, die mit einer Gedenktafel ausgestattete „Sala della Pace“, erinnert an diese historische Leistung. Ab November 1994 vermittelt die Comunità auch im algerischen Bürgerkrieg. Alle nichtmilitärischen algerischen Parteien unterzeichnen in Sant‘Egidio die sogenannte „Plattform von Rom“ zur Beendigung des blutigen Konflikts. Zwar lehnt Algiers Regime ab -  somit scheitert der Versuch. Gleichwohl festigt die Gemeinschaft ihr Ansehen: Erstmals wird sie sogar für den Friedens-Nobelpreis nominiert. Folglich wächst auch das Medieninteresse an der Comunità. So veröffentlicht 1998 der deutsche Journalist Hanspeter Oschwald im Herder-Verlag das Taschenbuch „Bibel, Mystik und Politik. Die Gemeinschaft Sant’Egidio“ Mitbeten und Mithandeln, unterstreicht Oschwald, sind das oberste Leitmotiv der Comunità; die Organisation ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Im sozialen Netzwerk Sant‘Egidio, so der Autor, arbeiten Menschen mit, die aus christlicher Überzeugung etwas tun — dort, wo sie gerade stehen. „Das ist die Hausfrau, die einer Bedürftigen in der Nachbarschaft hilft. Das ist aber auch der Politiker, der Bischof oder Unternehmer, der seine Beziehungen den Notleidenden (einzelnen und ganzen Staaten) zur Verfügung stellt.“

Pilgerweg des Friedens 

Zwar lassen sich die „Egidianer“ keineswegs von dieser oder jener politischen Partei (etwa einer mit dem Beinamen „christlich“) vereinnahmen. Aber durch ihre internationalen Friedensbemühungen geraten sie fast automatisch in Widerspruch zu kriegführenden Regierungen und den dahinterstehenden Kräften. Kein Wunder zum Beispiel, das Sant‘Egidio die amerikanische Militärintervention im Irak kritisierte. Um so überraschender deshalb, das US-Präsident George W. Bush, 2007 zu offizieller Visite in Rom, damals ausgerechnet die führenden Männer dieser Comunità traf, die ihm gründlich ins Gewissen redeten. Ein Jahr später feierte die Gemeinschaft ihren 40. Geburtstag. Vor allem mit einem Gottesdienst in der Lateranbasilika, in der Kardinalsstaatssekretär Tarcisio Bertone die „Egidianer“ als christliche Hoffnungsträger würdigte. Drei Komponenten, so heben Insider hervor, machen das Geheimnis von Sant‘Egidio aus: die praktizierte Nächstenliebe durch Hilfe für Bedürftige; die Verwurzelung in der katholischen Kirche mit spiritueller Offenheit, und der internationale Einsatz, zu dem Friedensbemühungen, aber beispielsweise auch der Kampf gegen Aids in Afrika gehören. Andrea Riccardi, 61, wird nicht müde, diese verschiedenen Aspekte herauszustellen. Der Römer, im Hauptberuf Geschichtsprofessor, gab die Leitung der Gemeinschaft zwar langst ab — er blieb jedoch die Symbolgestalt von Sant‘Egidio. für seine Leistung erhielt er 2009 den Aachener Karlspreis. 

Im gleichen Jahr, kurz nach Weihnachten, besuchte Benedikt XVI. die Armen-Mensa der inzwischen von Marco Impagliazzo geleiteten Gemeinschaft in Trastevere. Es war nach seinen Worten eine tief bewegende Erfahrung, „hier mit euch, den Freunden Jesu beisammen zu sein“. Denn Jesus sei den Leidenden nahe. Der Pontifex aß mit den Armen, lies sich ihre Schicksale er zahlen, verteilte Geschenke an die Kinder. 

Unterdessen setzt Sant‘Egidio, wie bereits erwähnt, im „Geist von Assisi“ die internationalen Friedenstreffen fort. Mit der doppelten Botschaft: das der Friede immer möglich ist und das dazu alle einen Beitrag leisten können. In diesem Sinn, schreibt der führende „Egidianer“ Cesare Zucconi, hat die Gemeinschaft seit 1986 „einen Pilgerweg des Friedens ins Leben gerufen, der jährlich in verschiedenen Städten Europas und des Mittelmeers Station macht“. Zucconi erinnert etwa an die Begegnung von Christen, Juden und Moslems Anno ‘95 in Jerusalem. Oder an die erstmals mit den Orthodoxen organisierte Zusammenkunft 1998 in Bukarest. 

Und dieses Jahr also: München. für Sonntag, den 11. September, sind dort nach einem Gottesdienst im Frauendom das Gedenken an die New Yorker Terror-Anschläge vor genau zehn Jahren und die Eröffnungsveranstaltung in der Münchener Residenz geplant. Am Montag und Dienstag dann parallel zehn Diskussionsforen. Den Abschluß bildet das Gebet der einzelnen Religionen an acht verschiedenen Orten, das in die gemeinsame Schlußkundgebung auf dem Marienplatz mündet. Dort wird Andrea Riccardi zum einen die generelle Bedeutung des interkulturellen interreligiösen Dialogs erläutern, zum andern sicherlich sein persönliches Credo bekräftigen: „Frieden ist meine Leidenschaft.“ 


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