Weltfriedenstreffen in Osnabrück und Münster: Merkel kommt

Gemeinschaft Sant‘Egidio

 Osnabrück. Im September werden Osnabrück und Münster im Zentrum einer internationalen Friedensbewegung stehen. Mehrere tausend, vielfach prominente Teilnehmer werden erwartet.

Weltfriedenstreffen – mit diesem Begriff können viele noch nichts anfangen. Dass dieses Treffen im September in Osnabrück und Münster wichtig ist, zeigt aber schon ein erster Blick auf die Teilnehmerliste. Zum Auftakt in Münster kommen etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Präsident des EU-Parlaments Antonio Tajani. Am Treffen im vergangenen Jahr nahm sogar der Papst teil – der wird in diesem Jahr allerdings in Kolumbien sein, wenn Vertreter verschiedener Religionen, Politik und Gesellschaft nach Norddeutschland reisen.

Hochrangige Politiker

Vom 10. bis zum 12. September lädt die katholische Gemeinschaft Sant‘Egidio in die beiden Friedensstädte zu Gottesdiensten, Gesprächsrunden und Zeremonien ein. Motto: „Wege des Friedens“. Geplant sind rund 30 Diskussionspodien zu den Themen Flucht, Armut und Gerechtigkeit. Jeder kann teilnehmen. Der Eintritt ist frei

Um das Treffen vorzustellen, waren am Donnerstagmorgen die Bischöfe der beiden Bistümer und der Generalsekretär von Sant‘Egidio, Cesare Zucconi, nach Osnabrück gekommen. „Wir kehren ins Herz Europas zurück“, sagte Zucconi. Gerade in Zeiten des Terrors sei es wichtig, „die Kunst des Dialogs“ neu zu erlernen. „Münster und Osnabrück werden in diesen Tagen Hauptstädte einer Friedensbewegung sein.“ Am letzten Tag werden die Teilnehmer in einer feierlichen Zeremonie eine Friedensbotschaft vor dem Osnabrücker Rathaus an Vertreter der Politik überreichen. Da Merkel am Auftakt in Münster teilnehmen wird, ist damit zu rechnen, dass auch in Osnabrück hochrangige Politiker anwesend sein werden. Genaues wurde dazu jedoch noch nicht bekannt gegeben.

Rabbiner, Kardinäle, Imame

Fest steht, dass wichtige religiöse Vertreter kommen, wie etwa der Oberrabbiner von Istanbul, der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, der Präsident des Zentralrates der Juden, und die Kardinäle Peter Turkson, Ernest Simoni und Walter Kasper. Als orthodoxer Vertreter nimmt Patriarch Johannes X. teil.

Der Münsteraner Bischof Felix Genn sagte, das Treffen sei „auch in persönlicher Hinsicht ein ganz besonderer Augenblick“. Er spielte auf die langjährige Freundschaft zum Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode an. 1971 hätten sie sich beim Studium in Regensburg kennen gelernt, sagte Genn. Bode erweiterte diesen Gedanken: „Ich glaube, das tut auch der Beziehung unserer beiden Städte ganz gut.“

Abschlusstreffen in Osnabrück

Geplant ist ein Abschlusstreffen mit mehreren tausend Teilnehmern zwischen Rathaus und Dom in Osnabrück. Bode machte jedoch auch deutlich, dass er die Wirkung des Treffens realistisch einschätze: „Ich erwarte natürlich nicht von einem solchen Zeichen, dass sich die Welt auf einen Schlag verändert.“ Es sei aber nötig, ein „Netzwerk der Liebe, der Beziehung und des Dialogs“ den Netzwerken des Hasses entgegenzusetzen. Bode verwies auf den gemeinsamen Gottesdienst vor neun Jahren zum Jubiläum des Westfälischen Friedens: „Wenn es damals um den Westfälischen Frieden ging, geht es jetzt um den Weltfrieden.“

 

 

Die katholische Bewegung Sant‘Egidio wurde 1968 in Rom gegründet. Sie widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen. Nach eigenen Angaben hat sie rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon rund 5000 Mitglieder in Deutschland. Seit 1986 veranstaltet die Gemeinschaft jährlich ein internationales Treffen an wechselnden Orten.

 


[ Stefanie Witte ]