Papst informiert sich bei Steinmeier über Bundestagswahl

Rom - Bei seinem ersten Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Papst Franziskus Deutschlands Engagement in der Flüchtlingsfrage gelobt und sich über die jüngste Bundestagswahl erkundigt.

Interessiert habe den Pontifex, wie es zum Wahlerfolg nationalpopulistischer Parteien wie der AfD gekommen sei, sagte Steinmeier nach der Privataudienz im Vatikan. Zudem habe Franziskus seinen Respekt dafür gezeigt, wie Deutschland in der Flüchtlingskrise seine Verantwortung wahrgenommen habe. «Und er hat seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass Deutschland sich nicht abwendet von einem Problem, das uns begleiten wird.»

Auch über den Klimawandel und die Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten sprachen die beiden bei dem einstündigen und damit ungewöhnlich langen Treffen im Apostolischen Palast. Der argentinische Pontifex begrüßte den Protestanten Steinmeier auf Deutsch mit «Guten Morgen, Herr Präsident». Beim Thema Bundestagswahl habe Franziskus großes Interesse gezeigt. «Der Papst war sehr informiert über die Ergebnisse», so Steinmeier. Ihn habe interessiert, welche Auswirkungen die Wahl auf Deutschland und die Welt haben werde.

 

Des weiteren drehten sich die Gespräche im Jubiläumsjahr der Reformation um die Ökumene und die Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten. «Ich habe meine persönliche Auffassung bekundet, dass das Potenzial für Ökumene bei Weitem nicht ausgeschöpft ist», so Steinmeier, der schon am Vorabend einen Vortrag in der evangelischen Christuskirche in Rom zum Thema gehalten hatte. «Nach meinem Eindruck ist er ein Papst, der der Ökumene gegenüber sehr aufgeschlossen ist.»

Es ist das erste Mal, dass Steinmeier mit einem Oberhaupt der katholischen Kirche zusammentrifft. Auch als Außenminister war der SPD-Politiker nie im Vatikan gewesen. Zuletzt war sein Vorgänger Joachim Gauck 2012 zu einer Privataudienz beim damaligen Papst Benedikt. Der Vatikan erklärte, Steinmeier und der Papst hätten das gute Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland sowie die gute Zusammenarbeit der Kirche mit den Institutionen hervorgehoben.

Nach seinem Besuch beim Papst sprach Steinmeier vor der katholischen Hilfsorganisation Sant'Egidio, die sich unter anderem für Migranten einsetzt. «Gerade in Zeiten, in denen Religion als Begründung für Auseinandersetzungen, Feindseligkeit und Gewalttaten herangezogen und missbraucht wird, sind die Religionsgemeinschaften besonders gefordert, ihrer Friedensverantwortung gerecht zu werden», sagte der Präsident laut Redemanuskript.