Arbeiten für den Traum

Andreas Heiss bildet seit 15 Jahren Ärzte in Afrika aus

Mit 30 Patienten saß der junge Internist Andreas Heiss 2002 in einem kleinen HIV- Zentrum in Mosambiks Hauptstadt Maputo. "Wenn man die Zeitung dort aufgeschlagen hat, waren seitenlang nur Todesanzeigen von jungen Menschen zu finden", erzählt der Pasinger Arzt. 28 Millionen Menschen waren damals in ganz Afrika mit dem Virus alleingelassen. "Wir konnten zusehen, wie ganze Familien zu Grabe getragen wurden".

Heiss, 51, der damals für sechs Wochen als ehrenamtlicher Helfer in Maputo stationiert war, wollte langfristig für seine Patienten da sein. Seit 15 Jahren fliegt er zwei- bis dreimal pro Jahr nach Mosambik und Tansania, um dort lokale Ärzte auszubilden. Und aus dem kleinen HIV-Zentrum ist inzwischen "Dream" geworden, ein HIV- und Aids-Programm der kirchlichen Gemeinschaft Sant'Egidio, das Standorte in elf afrikanischen Ländern unterhält.

Als Andreas Heiss mit anderen europäischen Ärzten Dream gründete, wurden die Mitglieder des Teams noch als Utopisten abgestempelt. "Wer sind die, dass sie anfangen, 30 Menschen von 28 Millionen in ganz Afrika zu behandeln", sei ihnen damals vorgeworfen worden, erzählt er. An Aids-Therapie wie in Europa sei noch nicht einmal gedacht worden. Doch Heiss wollte schon immer so behandeln, wie er selbst zu Hause behandelt worden wäre.

Tausende Menschen haben in Maputo mittlerweile eine erfolgreiche Therapie erhalten und können wieder ein normales Leben führen. Heiss hat das moderne HIV- Zentrum dort zuletzt 2015 besucht: "Die Menschen waren früher auf dem sicheren Weg ins Grab, wir konnten sie in gewisser Weise wieder auferstehen lassen", erzählt er. Christliche Bilder sind dem Arzt wichtig. Er ist sich sicher, dass das Gottvertrauen seinen Teil zum Erfolg von Dream beigetragen hat: "Als christliche Gemeinschaft ziehen wir auch aus einem Therapierten von 28 Millionen einen Schimmer Hoffnung".

Mittlerweile arbeiten viele der ehemaligen Patienten selbst in den Zentren mit. Die Ärzte, die Heiss einst ausgebildet hat, bilden nun selbst Ärzte aus. Manche Patienten halten sogar Vorträge vor europäischen Entwicklungsministern oder schreiben Bücher über ihre erfolgreichen Therapien. Für den Münchner beweist das, was mit einer Vision und guter Teamarbeit alles möglich ist.