Cuamba (Mozambik): Die Freundschaft der Jugendlichen der Gemeinschaft Sant'Egidio überwindet die Mauer von Isolation und Vorurteilen, deren Opfer häufig die alten Menschen in Afrika werden
23. Februar 2009
Vor wenigen Tagen wurde das Dach vom Haus von Acácio fertig gestellt. Er ist ein alleinlebender alter Mann, der von seiner Familie verlassen wurde und am Rand der Stadt Cuamba lebt, einem kleinen Zentrum im Norden von Mosambik, fast an der Grenze zu Malawi. Durch die Gemeinschaft wurde das Dach von Acácio renoviert, nachdem es durch die Regenfälle der letzten Zeit zerstört worden war. Er hat aber auch eine neue Familie gefunden. Die Situation von Acácio ist leider keine Ausnahme.
Das Leben der alten Menschen
Wie in vielen afrikanischen Ländern hat auch in Mosambik in der vergangenen Jahren die Zahl der alten Menschen zugenommen, obwohl die Lebenserwartung durch AIDS unter 40 Jahre gefallen ist.
Durch die besseren Lebensbedingungen leben viele länger und erreichen ein unerwartetes Lebensalter. Während nun die Zahl der alten Menschen zunimmt, werden gleichzeitig jedoch viele Jugendliche und Erwachsene Opfer von AIDS.
Statistisch bewirkt dies ein Absinken des Durchschnittsalters, und im allgemeinen Bewusstsein verbreitet sich die Vorstellung, dass durch Hexerei einige alt werden können, während viele Jugendliche zu früh sterben müssen.
Deshalb werden alte Menschen Opfer von Aberglaube oder lokalen Traditionen, die manchmal unmenschlich sind. Insbesondere in kleineren Ortschaften wird ihnen der Vorwurf gemacht, dass sie den Jüngeren das Leben rauben. Deshalb werden sie häufig auch von der eigenen Familie verlassen, fortgeschickt oder sogar vertrieben und verfolgt. Für einen einsamen alten Menschen ohne Rente und Unterstützung durch Kinder oder Nachbarn wird das Leben dadurch wirklich schwierig.
Cuamba - die Gemeinschaft und die alten Menschen
Am Stadtrand von Cuamba (wo die Stadtviertel aus Hütten bestehen) leben viele alte Menschen, die in den 70er und 80er Jahren während des Krieges dorthin gekommen sind. Sie erzählen, dass das Leben in der Umgebung durch häufige Übergriffe unsicher war, während in Cuamba eine große Kaserne war und malawische Soldaten die Stadt schützten (weil sie die von der Küste kommende Bahnverbindung sicherten), sodass sie dort sicherer waren.
Sie sind arm und konnten in den vergangenen Jahren ihre Lage nicht verbessern, sie haben nicht einmal Portugiesisch gelernt. Vor allen Dingen einige Frauen leben mit einem oder zwei Enkeln, die selbst verlassen wurden. Einsamkeit und Armut begegnen sich, und sie helfen sich gegenseitig.
In dieser Stadt gibt es die Gemeinschaft schon seit 1994. Sie besteht vor allen Dingen aus Schülern und Universitätsstudenten. 2003 trafen sie zwei alte Frauen, die verlassen worden waren und überhaupt keine Hilfe hatten. Heute betreut die Gemeinschaft zahlreiche alte Menschen; für sie sind die Besuche der jüngeren Freunde wirklich die Rettung. Einige haben weder Wohnung noch Kleidung und haben Tage lang nichts zu essen. Die Freunde der Gemeinschaft haben für viele von ihnen Häuser renoviert und bringen ihnen oft auch Kleidung und Lebensmittel.
Weitere Geschichten
Joana
"Als wir Joana kennen lernten, schlief sie im Freien im Hof des Hauses der Tochter. Denn ihre Baracke aus Lehm und Stroh war durch die starken Regenfälle eingefallen. Daher hatte die Tochter sie aufgenommen, doch nur im Hof, denn in der Tradition ihres Stammes der Macua darf die Schwiegermutter nicht im gleichen Haus schlafen wie der Schwiegersohn.
Mit Erlaubnis der Tochter haben wir Ziegelsteine gebrannt und rechtzeitig vor Beginn der neuen Regenzeit für sie im Hof ein Haus errichtet. Jetzt kann Joana auch ihre Enkel beherbergen."
Mariana
"Mariana ist eine der ersten Freundinnen, die wir kennen gelernt haben. Sie wurde nicht nur von ihren Verwandten verlassen, weil man sie für eine Hexe hielt, sondern auch von den Nachbarn vertrieben, weil sie Angst vor ihr hatten. Zunächst zog sie umher und dann fand sie Zuflucht in einer Hütte, die wirklich am Stadtrand in der Gegend der "großen Felsen" liegt, wie dieser Ort in Cuamba genannt wird.
Sie war gleichsam von einer "Mauer der Isolation" umgeben. Wir haben sie regelmäßig besucht, und das hat ihr geholfen zu leben. Mariana ist eigentlich eine sehr sympathische alte Frau, sie empfängt gern Besuche von diesen etwas besonderen Jugendlichen. Wie fast alle alten Menschen kennt sie ihr Alter nicht, sie weiß aber, dass in ihrem Geburtsjahr die Regenfälle nicht mehr aufhörten. Bei ihr lebt ihr "Enkel", ein siebenjähriger Junge, der von den Eltern verlassen wurde und den alle Sozinho (Einsamer) nennen. Er heißt eigentlich Junior. Seit wir ihn kennen, hat er wieder seinen echten Namen angenommen und geht auch zur Schule."