Sant’Egidio baut Brücken statt Mauern – „No more Walls“ Kundgebung in Berlin

Ein Friedensfest in Neukölln weist auf die Chancen der Integration hin und zeigt die Schönheit des Zusammenlebens

Ein Friedensfest ohne Grenzen
Weit über tausend Menschen versammelten sich am 23. Juni auf dem zentralen Hermannplatz in Neukölln zum von der Jugend für den Frieden organisierten Friedensfest von Sant’Egidio mit dem Titel „No More Walls“. Nachdem in dieser Zeit die Logik der Mauern in Europa immer mehr Einzug erhält, senden die Jugendlichen von Sant’Egidio durch das Fest mit Menschen aus über 25 Nationen ein Zeichen für eine offene Gesellschaft, für eine Kultur des Zusammenlebens und der Inklusion. In Beiträgen der Kinder aus den Schulen des Friedens wurde über die Träume eines gemeinsamen Lebens gesprochen, das schon möglich ist und alle Seiten bereichert. Es wurde auch an die Ausgrenzung der jüdischen Kinder aus den staatlichen Schulen vor 80 Jahren erinnert, die letztlich zur Ausrottung des europäischen Judentums in der Shoah führte. Alles begann mit populistischer und nationalistischer Hetze und Vorurteilen.
Bewegend war das Zeugnis von Parinaz aus Afghanistan von der Schule des Friedens in Neukölln: „In Afghanistan gibt es Krieg. Meine Familie wurde von den Taliban verfolgt. Der Onkel meiner Mama wurde getötet, und unser Haus wurde abgebrannt. Wären wir an diesem Tag nicht geflohen, hätten wir nicht überlebt und ich könnte heute nicht hier sprechen [...] Ich wünsche mir, dass in dieser Welt niemand ausgegrenzt wird. Dass alle Obdachlosen ein Haus bekommen. Und dass wir allen anderen Menschen helfen, um Frieden zu schaffen.“
Die Geschichten der Kinder über die Flucht vor dem Krieg, die Integration in Deutschland, die Freundschaft mit den alten Menschen und den Armen zeigten eindrucksvoll, dass jeder Mensch, egal ob jung oder alt, arm oder reich, Brücken bauen kann. Zum Abschluss ließen die Kinder und Jugendlichen Luftballons in den Himmel steigen und sendeten so auch symbolisch ihre Botschaft von Neukölln in die Welt: Lasst uns Brücken bauen, keine Mauern!


Gebet für die auf der Flucht verstorbenen Flüchtlinge
Im Zuge des Weltflüchtlingstags 2018 hielt die Gemeinschaft Sant'Egidio gemeinsam mit „Asyl in der Kirche“, dem „Erzbistum Berlin“, der „Flüchtlingskirche“, dem „Jesuiten Flüchtlingsdienst“ und „Palotti Mobil“ einen ökumenischen Gottesdienst für alle, die auf den Wegen der Hoffnung im Mittelmeer ertrunken oder in den Wüsten umgekommen sind. In ihrer Predigt erinnerte Lissy Eichert an die Millionen Menschen, die auf verschlossene Türen und Mauern treffen und rief zu mehr Mitmenschlichkeit auf. In Gebeten und mit Kerzen wurde an die Menschen gedacht, die auf der Flucht gestorben sind. Es wurde auf das Projekt der Humanitären Korridore von Sant’Egidio als ein Ausweg für das Sterben hingewiesen. Das Gedenken möchte die eindringliche Botschaft vermitteln: Kein Name soll vergessen werden, das Sterben muss enden – wir brauchen Brücken, keine Mauern.