„Die einzige Zukunft ist das Zusammensein“: der Einsatz von Sant’Egidio für die Obdachlosen von Moskau

Fernsehsendung „Auf dem Weg nach Damaskus“

„Kommt her, Freunde, wir bringen etwas zum Essen!“ 

Marina: „Wir haben Brötchen mit Gemüse und warmen Tee vorbereitet. Wir sind am Bahnhof Kursky in Moskau, dort sind immer viele Menschen. Wir treffen sowohl unsere alten Freunde, die wir schon einige Jahre lang kennen, als auch neue Freunde, die wir vielleicht nie wiedersehen. Für mich ist es die Möglichkeit, nicht nur meinen Wunsch zu verwirklichen, Anderen zu helfen, sondern ihn auch mit anderen Menschen zu teilen. Ich bin überzeugt, dass die einzige Zukunft das Zusammenleben ist. Man kann auf dieser Welt nichts verändern, wenn man nicht aufmerksam ist für den, der in unserem Umfeld lebt. Die Begleitung der Armen bedeutet für uns, dass wir Menschen begegnen, die so sind wie wir, nur dass sie weniger Glück haben.“ 

Mira: „Ich habe meine Wohnung verloren und bin allein; ich bin in Moskau. Meine Familie starb vor zehn Jahren bei einem Unfall, ich lebe auf der Straße. Ich habe erfahren, dass Menschen hier Essen verteilen, daher bin ich gekommen und habe mich mit diesen Jugendlichen angefreundet. Sie machen etwas Wunderbares, ihre Hilfe baut mich auf. Sie ist meine Rettung! Jetzt sind die Zeiten hart, so gern hätte ich eine kleine Arbeit, vielleicht beim Roten Kreuz, damit ich Menschen helfen und Arme unterstützen kann. Ich träume davon, für das Rote Kreuz zu arbeiten bis zum Ende meines Lebens.“

Viktor: „Ich bin in einem Kolleg aufgewachsen. Vorher war ich im Waisenheim, dann habe ich Militärdienst gemacht, dann die technische Schule der Armee besucht und schließlich kam ich hierher nach Moskau. Durch verschiedene Umstände lebe ich seit ca. 10 Jahren auf der Straße. Diese Jugendlichen von Sant’Egidio sind die besten Freunde, die ich in Moskau habe. In dieser Stadt gibt es auch andere Einrichtungen, die Armen helfen, aber die Leute von Sant’Egidio sind ganz besonders, sie haben noch etwas Anderes, sie bringen Liebe mit.“

Marina: „Jeden Samstag sind wir hier mit diesen Frauen und Männern mit unterschiedlichen Geschichten zusammen, die ein einziges Schicksal vereint, nämlich die Straße und das Elend. Wir helfen ihnen nicht nur mit Essen, wir beraten sie, helfen bei Dokumenten, bei der Rückkehr zu ihrer Familie, bei der Wohnungssuche, wenn wir können. Was uns Halt gibt, ist nicht nur, dass wir jemandem zu essen geben, vor allem ist es die Möglichkeit, ein Leben zu retten.

Alessandro: „Hier sind wir an dem Ort, wo die Jugendlichen von der Gemeinschaft Sant’Egidio samstags Brötchen für Obdachlose vorbereiten. Sant’Egidio ist in den 90er Jahren durch eine Gruppe Moskauer Jugendlicher entstanden, die im Geist von Sant’Egidio das Evangelium leben wollen, indem die Armen, die Obdachlosen und alle Ausgegrenzten in den Blick nehmen. In dieser Stadt leben über 50000 Menschen auf der Straße. Sie haben verschiedenen Geschichten, einige sind nach einer Scheidung auf der Straße gelandet, viele sind Inlandsmigranten aus der Provinz, die hier in Moskau eine Arbeit suchen, aber nicht finden. Unsere Verbundenheit ist vor allem persönliche Zuneigung, wir möchten ein Netzwerk aufbauen, das in ihrem Leben zerrissen ist, um ihnen auch zu helfen, wieder von der Straße wegzukommen.“

Andrej: „Ich habe mich der Gemeinschaft Sant’Egidio vor neun Jahren angeschlossen, als ich im zehnten Schuljahr war, und habe meinem Leben einen Sinn gegeben in der Hilfe zu den Armen, indem ich zu den Studenden und Schülern der Oberschulen gehe und sie einlade, sich uns anzuschließen. Ich war nicht gläubig, ich war eine einfache Person, dann habe ich das Evangelium entdeckt und die Schönheit, nach dem Motto unserer Gemeinschaft „Gebet, Arme, Frieden“ zu leben, nachdem ich die Armen kennengelernt hatte.

Alessandro: „Sie ist eine schöne, eine ökumenische Gemeinschaft. Sie sind Jugendliche, die das eigene religiöse Leben und auch das von Sant’Egidio bereichern. Die Armen rufen uns auf, die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Orthodoxe und katholische Christen können in einer Stadt wie Moskau zusammenarbeiten. Das zeigt uns die Ökumene der Nächstenliebe, die uns zusammenführt.

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