Sant'Egidio und Mosambik, die Geschichte eines Friedens – und einer Freundschaft – die heute 26 Jahre alt wird

26 Jahre sind seit dem 4. Oktober 1992, dem Fest des Hl. Franziskus, vergangen. An diesem Tag haben der mosambikanische Präsident und Generalsekretär der FreLiMo, Joaquim Chissano, und Afonso Dhlakama, der Führer der ReNaMo, der Guerilla, die seit der Unabhängigkeit gegen die Regierung von Maputo kämpfte, ein Allgemeines Friedensabkommen unterzeichnet, das den 17jährigen Bürgerkrieg beendet hat (mehrere hunderttausend Menschen waren gestorben, 3-4 Millionen Inlandsflüchtlinge und Flüchtlinge in den Nachbarländern).

Die Unterschrift beendete einen langen Verhandlungsprozess von einem Jahr und mehreren Monaten, der am Sitz der Gemeinschaft Sant’Egidio stattfand, in nicht besonders großen, aber gastfreundlichen Räumen mit einem Garten, in dem ein Bananenbaum steht, der an Afrika erinnert, und ein großer Ölbaum, der sagt, dass nach der Sintflut des Feuers eines bewaffneten Konfliktes eine Zusammenarbeit wieder möglich ist. Dort in Trastevere haben einige Mitglieder der Gemeinschaft (der Gründer, Andrea Riccardi, und der Priester und heutige Erzbischof von Bologna, Matteo Zuppi), ein mosambikanischer Bischof (Jaime Gonçalves, Erzbischof von Beira, der vor kurzem verstorben ist) und ein Vertreter der italienischen Regierung als „Vermittler“ (Mario Raffaelli) geduldig einen Dialog zwischen den im Namen der Ideologie und der Macht kämpfenden Parteien gefördert. Sie haben einen Verhandlungsrahmen hergestellt im Zeichen der Einheit des mosambikanischen Volkes und auf der Suche nach dem, was vereint, und nicht nach dem, was trennt.

Durch das Allgemeine Friedensabkommen wurde die Abgabe der Waffen von Seiten der Guerilla an die UNO-Kräfte festgelegt, die Integration der ehemaligen Kämpfer in die reguläre Armee, die Minenräumung und die Befriedung der ländlichen Regionen, sowie eine Reihe von Schritten zur Umwandlung der bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den Parteien in einen Wettkampf auf der Grundlage der verfassungsmäßigen und demokratischen Regeln. Die Wahlen von 1994 waren die ersten wirklich freien Wahlen in der ehemals portugiesischen Kolonie. Sie festigten den Erfolg des gesamten Verhandlungsprozesses und leiteten in Mosambik eine neue Phase ein, die vor allem von Frieden geprägt war.
Der Friede hat die Lage normalisiert und zu einem wirtschaftlichen und sozialen Wachstum geführt. Dieser Weg war nicht einfach und gradlinig, doch er ist eine Erfolgsgeschichte, ein Beispiel dafür, wie ein Staat die enormen Schwierigkeiten und Leiden eines Bürgerkrieges hinter sich lassen kann, um die weiteren komplexen, jedoch kleineren und besser zu handhabenden Herausforderungen zu bewältigen, wie wirtschaftliche Fragen, internationale Beziehungen in der globalen Welt, soziale Ungleichheiten und Stärkung der Zivilgesellschaft.

Die Jahrzehnte der Nachkriegsgeschichte ist zwar von einer politisch harten Dialektik geprägt mit Episoden von offenen Konflikten – zwischen 2013 und 2014, als Dhlakama aufgrund mangelnder Sicherheitsgarantien wieder in den Busch zurückkehrte und die internationale Gemeinschaft zu neuen Vermittlungsbemühungen zwang – sowie von Ängsten in der Regierungspartei vor demokratischem Wechsel sogar auf lokaler Ebene, als könne dieser die Einheit des Landes untergraben. Es gab aber auch die Akzeptanz der Verfassungsvorschriften bei den aufeinanderfolgenden Präsidenten von Maputo: Nachdem 1999 Chissano die Wahlen gewonnen hatte, hat er auf ein drittes Mandat verzichtet; sein Nachfolger Armando Guebuza gewann die Wahlen von 2004 und 2009 und auch er zog sich am Ende des zweiten Mandates zurück, um die Präsidentschaft an den heutigen Präsidenten Filipe Nyuzi zu übergeben.

In der Zwischenzeit wurden die Wunden in diesem jungen Land geheilt, die Infrastruktur und die Kommunikationswege wieder aufgebaut, das Schul- und Gesundheitssystem mit all den Einschränkungen eines Landes südlich der Sahara gestärkt. In einigen Bereichen wurden sogar für den Kontinent hervorragende Standards erreicht. Beispielsweise durch das 2002 eingerichtete erste DREAM-Zentrum zur antiretroviralen AIDS-Therapie in Afrika in Machava, am Rand von Maputo. Das von Sant’Egidio getragene Gesundheitszentrum ist nicht privat, sondern an ein öffentliches angeschlossen. Es bietet unentgeltliche Behandlung mit Medikamenten, die im Westen das Leben vieler HIV-positiver Menschen retten. Das Recht auf Therapie wird oft verletzt und nicht anerkannt. Es wurde in Mosambik jedoch noch vor vielen anderen Ländern des Kontinents umgesetzt. Das DREAM-Programm hat sich dann im ganzen Land ausgebreitet: Mütter und Kinder leben ohne AIDS und sind heute ein Zeichen der Hoffnung und der Auferstehung.

Sant’Egidio ist mit Mosambik in all diesen Jahren verbunden geblieben, um nach dem Krieg auch die Herausforderung des Friedens zu gewinnen. Jetzt hat eine Generation niemals den Krieg kennengelernt, viele sind in den Schulen des Friedens von Sant’Egidio in zahlreichen Städten aufgewachsen. Es gibt eine große Bewegung der Jugend für den Frieden in Schulen und an Universitäten, die eine Kultur der Solidarität und der Unentgeltlichkeit für eine pluralistische und friedliche Gesellschaft verbreiten. Durch das BRAVO!-Programm hat Sant’Egidio Tausende mosambikanische Kinder beim Einwohnermeldeamt registriert, sie von der Unsichtbarkeit befreit und ihre Rechte geschützt.

Weitere Informationen

Der Friedensprozess >>

Die Initiativen von Sant'Egidio in Mosambik >>

SCARICA IN PDFEbook
A Paz. Como Moçambique saiu da guerra (Roberto Morozzo della Rocca)