Ökumenischer Gottesdienst für friedliches Zusammenleben ein Jahr nach ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz

Sant'Egidio unterstützt den Einsatz für ein gutes Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen

Am 26. August 2018 kam es während des Stadtfestes nachts zu einem Streit zwischen verschiedenen Gästen, bei dem ein deutscher Teilnehmer mit einem Messer schwer verletzt wurde, sodass er den Verletzungen erlegen ist. In den Streit waren verschiedene Gruppen von Einheimischen und auch Flüchtlinge involviert. Daraufhin kam es zu massiven ausländerfeindlichen Demonstrationen, die Hetze gegen Flüchtlinge verbreiteten und von populistischen Parolen gekennzeichnet waren. Viele Bürger wurden zu Wut aufgestachelt, sodass das gesellschaftliche Klima in der Stadt schwer geschädigt wurde. Chemnitz ist eine Stadt von über 300.000 Einwohnern und hatte besonders unter den wirtschaftlichen Problemen der Wendezeit zu leiden, die Arbeitslosigkeit erreichte auch unter den Städten der neuen Bundesländer Höchststände. Erst langsam kann sich die Stadt davon erholen, die schon zuvor nach dem Zweiten Weltkrieg massiv unter Bombardierungen und den Folgen der Besatzung zu leiden hatte.

Die Kirchen der Stadt haben mit ökumenischen Friedensgebeten geantwortet und zur Begegnung eingeladen. Ein Jahr nach diesen tragischen Ereignissen fand ein besonderer Ökumenischer Gottesdienst unter Beteiligung der verschiedenen Konfessionen und Vertretern der Stadt mit der Oberbürgermeisterin Ludwig und Angehörigen der Sicherheitskräfte in der zentralen evangelischen Kirche St. Jakobi auf dem Marktplatz statt. Die Gemeinschaft Sant'Egidio in Deutschland hatte sich sofort nach den Ausschreitungen nach Chemnitz begeben und Kontakt mit verschiedenen Vertretern aufgenommen. Das wurde mit großer Freude aufgenommen, denn viele kennen Sant'Egidio durch Begegnungen in Rom und wissen um den Friedenseinsatz der Gemeinschaft. Daher wurde Sant'Egidio eingeladen, dieses Gedenken mitzugestalten. Eine Delegation nahm am Ökumenischen Gottesdienst und gestaltete ihn mit. Am Ende zogen die über 500 Teilnehmer in einer großen Menschenkette auf den Marktplatz, um den Wunsch zu bezeugen, das Zusammenleben im Geist von Respekt und Menschlichkeit mitzugestalten. Spontan schlossen sich Passanten und auch muslimische Bürger dem Gedenken an und dankten für dieses wichtige Zeugnis, das eine Antwort auf die Wut und Vorurteile gibt.