Gebetsgedenken an die Menschen, die auf den Wegen der Flucht ihr Leben verloren haben - man darf nicht vom Weg der Humanität abkommen

Viele sind in die Basilika Santa Maria in Trastevere gekommen (unter Einhaltung der Anti-Covid-Vorschriften), an all derer zu gedenken, die auf der Reise nach Europa ihr Leben verloren haben. Sie haben sich von der Hoffnung auf ein anderes Leben ohne Krieg, ohne Bedrohung, ohne Hunger leiten lassen.
"Sterben auf dem Weg der Hoffnung" - so lautet das jährliche Gedenkgebet zum Weltflüchtlingstag, an dem in diesem Jahr neben Sant'Egidio auch die Caritas, der Bund der Evangelischen Kirchen in Italien, das Zentrum Astalli, die Vereinigung Johannes XXIII., die ACLI, die Skalabrinianer und die ACSE teilgenommen haben.
Das Kreuz von Lampedusa steht auf dem Altar, im Altarraum befinden sich zwei große Bilder von Überfahrten über das Meer und Menschen auf der Balkanroute mit ihren schlimmen Gefahren. Der gemischte Chor singt Lieder auf Italienisch, Arabisch und Englisch.
Kardinal Pietro Parolin leitete das Gebetsgedenken. Der Kardinalstaatssekretär kommentierte das Evangelium vom Seesturm, die sehr treffend das beschreibt, was er den "Schiffbruch der Zivilisation" unserer reichen Welt nannte. Das Mittelmeer befinde sich im "Seesturm", so der Kardinal weiter. "Zu viel Gewalt, zu viel Ausbeutung und Gleichgültigkeit. Das Mare Nostrum droht sich in ein Mare Mortuum zu verwandeln."
Auf der anderen Seite ist die aktuelle Lage auch so abweichend vom Bild des Evangeliums. "Jetzt scheint das Gegenteil zu passieren" von dem, was damals geschah: "Wir sind es, die schlafen, nicht Jesus. Und er ist es, der versucht, uns aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit aufzuwecken, damit wir uns als Brüder und Schwestern aller erkennen". Wenn die Versuchung darin besteht, "sich von den anderen zu distanzieren", "bietet uns der Herr im aktuellen Sturm einen Kompass an: die Geschwisterlichkeit. Das Jenseits Gottes verweist auf die Andersartigkeit der Geschwister. Damit wir nicht vom Kurs abkommen, weder vom menschlichen, noch vom göttlichen".
Parolin schloss seine Predigt, indem er insbesondere für das Erwachen unseres Europas betete, "damit die Frage der Migration eine solidarische Antwort findet" auf kontinentaler Ebene. Im Gebet waren "alte" und "neue" Italiener versammelt, Migranten und Flüchtlinge, die mit den humanitären Korridoren aufgenommen wurden, stimmten in dieses Gebet ein.
Die Gebete und das Lied "Amazing Grace" begleiteten das Gedenken an die vielen Schiffsunglücke in diesem Jahr und die Niederlegung von zwei Blumenkränzen vor die Bildern von den Migrationsrouten. Dieses Lied spricht über den Weg des Erwachens einer Gesellschaft, die die Sklaverei akzeptierte. Es sollte auch unsere Zeit aufrütteln, die zu vergesslich ist gegenüber dem, was nicht weit von uns allen geschieht.
Es ist ein Weg aus Erinnerung, Gebet, Barmherzigkeit, humanitären Korridoren, erinnerte der Präsident der Gemeinschaft, Marco Impagliazzo, in seinem Schlusswort. "Es ist notwendig, innezuhalten, wie wir es in diesem Gebet getan haben", sagte er, "nicht um anzuklagen, sondern um zur Übernahme von Verantwortung aufzurufen: Wenn keine legalen und unterstützenden Wege eröffnet werden, werden wir noch viele Todesfälle erleben müssen. Diese Versammlung spricht eine moralische Empörung über die Taubheit und Blindheit unserer Welt aus und einen Appell, dies alles zu ändern".