Zwei Jahre DREAM-Klinik in Bangui (Zentralafrikanische Republik) - die Geschichte von Davilla


Zum Geburtstag hat die "Clinique Dream" der Gemeinschaft Sant'Egidio in Bangui, Zentralafrikanische Republik, am 4. Juli 2021 die zweite Kerze an der Geburtstagstorge ausgeblasen. Das gesamte Team versammelte sich, um gemeinsam über diese zweijährige Tätigkeit nachzudenken, die intensiv, aber auch sehr schön waren, weil wir viele Erfolge für unsere Patienten erzielen konnten.

Wir sind sehr zufrieden, was die berufliche Tätigkeit betrifft, haben aber auch viel persönliche Freude erfahren, denn wir haben nicht nur Krankheiten geheilt, sondern auch das Leben vieler Menschen verändert, wir haben uns um viele Kinder gekümmert und sie großgezogen und aus diesem Grund möchten wir einige unserer Erfahrungen mitteilen.

Die DREAM-Klinik bietet kostenlose Hilfe für Patienten an, die an verschiedenen chronischen Krankheiten leiden: HIV (auch pränatale Betreuung für schwangere Frauen mit HIV-Prävention für Mutter und Kind), Diabetes, Bluthochdruck, Asthma und Nierenerkrankungen. In den letzten Jahren haben wir mehr als 3.500 Menschen einen Präventions- und Diagnoseservice für diese Krankheiten angeboten, 1.660 Patienten werden derzeit behandelt.

Daneben gibt es kulturelle Angebote und Gesundheitserziehung in einem Land, in dem die Menschen nicht über chronische Krankheiten aufgeklärt werden oder nicht in der Lage sind, diese zu behandeln. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Behandlung der Epilepsie. Während der intensiven Tätigkeit in diesen beiden Jahren haben wir erkannt, dass diese Krankheit beachtet werden muss, denn in der Zentralafrikanischen Republik gibt es in diesem Bereich keine kostenlose Behandlung und es gibt viele Menschen, die daran leiden.

Um besser zu verstehen, wie groß das Leid ist, das diese Krankheit hervorruft, erzählen wir die Geschichte einer jungen Patientin, die wir seit ca. einem Jahr behandeln.

Die 17-jährige Patientin Davilla lebt in einem Arbeiterviertel in Bangui und hatte eine sehr schwierige Kindheit aufgrund der Epilepsie, aber es war ihrer Familie nicht klar, dass es sich um eine behandelbare Krankheit handelt. Im Alter von sieben Jahren begann Davilla unter wiederholten Anfällen zu leiden, die ihr Leben und damit auch ihre Fähigkeit, zur Schule zu gehen, beeinträchtigten: Im zweiten Jahr der Grundschule ging sie nicht mehr zum Unterricht, weil die Anfälle so häufig waren, dass sie ständig zu Boden geworfen wurde.

Davillas Mutter erzählte uns ausführlich, wie das Leben der ganzen Familie aus den Fugen geraten ist. Niemand hier denkt, dass Epilepsie eine Krankheit ist. Viele meinen, dass sie ein Fluch und mit Hexerei verbunden ist, die vom Körper der Menschen Besitz ergreift, und dass es deshalb gefährlich ist, sich den Kranken zu nähern, die Anfälle haben, weil sie ihrerseits von Krämpfen und damit vom Fluch befallen werden können. Sie zwangen die ganze Familie, Hexendoktoren zu konsultieren, um eine Lösung zu finden, sie mussten sich speziellen Ritualen und seltsamen Diätvorschriften unterziehen, sie wurden schließlich vom Rest der Nachbarschaft isoliert. Aber Davilla hatte weiterhin Krämpfe, sogar mehr als sechs Anfälle pro Tag.

Irgendwann in ihrer Jugend zwang man Davilla, in die Psychiatrie zu gehen, weil man dachte, sie sei geisteskrank. Während all dieser Jahre hat niemand Davilla und ihrer Familie jemals gesagt, dass sie krank ist und dass es eine Heilung gibt - bis zum April 2020. Während dieser Zeit hat sich Davillas Gesundheitszustand weiter verschlechtert und sie wurde oft ins Krankenhaus eingeliefert. Zu dieser Zeit entdeckte ihre verzweifelte Mutter durch andere Eltern, dass es ein Zentrum gab, in dem ihrer Tochter geholfen werden konnte. Nur einen Monat nach Beginn der Behandlung in der DREAM-Klinik verbesserte sich Davillas Zustand entscheidend. Nach einem Jahr sind ihre Anfälle jetzt fast verschwunden!

Die Familie überlegt, Davilla wieder in der Schule anzumelden, weil sie trotz ihres Alters von 19 Jahren nicht lesen und schreiben kann.

Das Leben und die Hoffnung sind zurückgekehrt, es ist eine echte Revolution für die Familie, aber auch eine gute Nachricht für die ganze Nachbarschaft: Epilepsie kann geheilt werden und ist kein Fluch.

Davillas Familie dankt uns immer wieder, wir sind nicht nur das Gesundheitszentrum, in dem Krankheiten behandeln werden können, sondern ein echter Bezugspunkt für die Familie.

Diese Geschichte ist Davillas Geschichte, aber sie ähnelt der von vielen der Hunderten von erwachsenen und jungen Epilepsiepatienten, die wir betreut haben, aber es gibt immer noch viele, die an die Tür klopfen und uns um die gleiche Hoffnung für die Zukunft bitten, mit der Hilfe und Unterstützung vieler werden wir Erfolg haben.