Paul Schneider, ein Leben für das Evangelium im nationalsozialistischen Deutschland. Sein Todestag ist am 18. Juli 1939, seine Geschichte

Am 18. Juli 1939 starb der evangelische Pfarrer Paul Schneider im NS-Konzentrationslager Buchenwald.

"Im Bunker, wo die dunklen Isolierzellen waren, traf ich Pastor Schneider; er war in der Zelle neben meiner. Jeden Morgen hielt er ein Morgengebet für uns Gefangene, und dafür wurde er immer geschlagen und gefoltert [...]. Am Ostersonntag hörten wir plötzlich die kraftvollen Worte: "So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben". Die langen Reihen der Gefangenen standen stramm, tief beunruhigt durch den Mut und die Energie dieses unbezwingbaren Willens [...]. Er konnte nie mehr als ein paar Sätze sprechen. Dann hörten wir, wie die Stöcke der Wachen auf ihn einschlagen".

Die Erinnerung an einen Mitgefangenen zeigt, wie Paul Schneider sein Leben bis zuletzt dem Evangelium gewidmet hat.

Ein Brief, den er aus Buchenwald an seine Familie schrieb, wird am Gedenkort der neuen Märtyrer in der Basilika St. Bartholomäus auf der Tiberinsel in Rom aufbewahrt.

Das Leben von Paul Schneider (auf der Homepage sanbartolomeo.org)

Mitte der 1920er Jahre wurde Paul Schneider evangelischer Pfarrer in zwei kleinen Städten im Rheinland. In seiner seelsorgerischen Tätigkeit kam er in Konflikt mit dem Leiter der Ortsgruppe der NSDAP. Paul Schneider war 33 Jahre alt, mit Margarethe verheiratet und hatte bereits vier Kinder. Am 8. Oktober 1933 schrieb er nach einer ersten Beschwerde: "Letzten Sonntag predigte ich wieder über Römer 1,16. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist die Kraft Gottes zum Heil für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden und dann für den Griechen. Ich glaube nicht, dass unsere evangelische Kirche eine Konfrontation mit dem NS-Staat wird vermeiden oder noch lange hinausschieben können...". Im Februar 1934 wurde Paul Schneider, nachdem er sich von der Kanzel aus gegen Goebbels und die dem Führer hörige Vereinigung der Deutschen Christen ausgesprochen hatte, in die Dörfer Dickenstein und Womrath im Hunsrück (insgesamt 500 Gläubige) versetzt.

Seine evangelische Strenge brachte ihn dazu, deutlich mit dem Finger auf hochrangige Nazi-Hierarchen und auf Hitler selbst zu zeigen. In diesen Jahren setzte er sich öffentlich für die Juden ein, predigte, wandte sich gegen die Abschaffung der vom Regime geschlossenen Konfessionsschulen und übte die christliche Bußpraxis nach reformierter Tradition gegen ein Mitglied der nationalsozialistischen Partei aus, das das Leben der kleinen Gemeinden störte. Er unterstützte die Bekennende Kirche. Dann wurde er zunächst verhaftet, weil er sich einem örtlichen Naziführer widersetzte, der bei einer Beerdigung heidnische Ausdrücke verwendet hatte. Dieser Verhaftung folgten weitere bis 1937.

Die Stütze durch Margarethe, mit der er gerade sein sechstes Kind bekommen hatte, war ihm Halt, mit ihr teilte er eine tiefe Glaubenserfahrung. Die Seiten seines Tagebuchs sind voll von zärtlicher Liebe zu seinen Lieben. Am 31. Juni 1937 wurde er von der Gestapo für acht Wochen in das Gefängnis Koblenz gebracht, an dessen Ende ihm ein Ausweisungsbeschluss aus dem Rheinland zugestellt werden sollte. Seine bewusste und gewählte Nichtbefolgung des Dekrets, im Gehorsam gegenüber dem Evangelium und aus Liebe zu den ihm anvertrauten kleinen Gemeinden, führte zu seiner erneuten Verhaftung und Deportation nach Buchenwald. Aus seiner letzten Predigt, 50 Tage vor Ostern: "Liebe Gemeinde, heute gehen wir wieder einmal durch eine Tür, die Tür, die uns in die heilige Zeit der Passion führt: unser geliebter Herr und Erlöser will uns nämlich mitnehmen und uns sagen: 'Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem'... Für die Jünger und auch für die Gemeinde... kann der Weg zur Krone nur über das Kreuz führen... Ein Blick nach Russland sollte uns vieles lehren. Dort ist jede Art von offizieller kirchlicher Organisation zersplittert und aufgelöst, Pastoren sind verschwunden, sakrale Gebäude sind nahezu demontiert worden. Und doch ist die Kirche Jesu Christi lebendiger denn je... in denen, die sich hier und da in ihren Häusern versammeln, in Priestern, die auf den Laienstand reduziert sind, die nie aufhören, das Wort zu verkünden, und bereit sind, die Strafen auf sich zu nehmen, denen sie unterworfen sind... Und lasst euch nicht täuschen: denn ihr könnt nicht am Sieg und an der Herrlichkeit Jesu teilhaben, wenn ihr nicht um seinetwillen das heilige Kreuz auf euch nehmt und mit ihm auf dem Weg der Passion und des Todes geht. Deshalb ist der Glaube notwendig: weil es der Glaube ist, der die Macht und den Sieg des Kreuzes kennt. Dieser Glaube ist eine verborgene, stille und ruhige Kraft, die aber deshalb nicht untätig und träge ist, sondern im intensiven, leidenschaftlichen Gebet aktiviert wird". Im Lager Buchenwald, wo er starb, war Schneider besonderen Misshandlungen und Folterungen ausgesetzt, weil er sich weigerte, dem Hakenkreuz und Hitler zu huldigen."

Ab April 1938 wurde er in Einzelhaft im Bunker des Lagers eingesperrt, wo er die letzten vierzehn Monate seines Lebens verbrachte. Vom Bunker aus hörte er jedoch nicht auf, zu predigen, Verbrechen anzuprangern und Gefangene zu trösten. Ein Mitgefangener erinnerte sich: "Im Bunker, wo die Isolierzellen dunkel waren, traf ich Pastor Schneider; er war in der Zelle neben meiner. Er war in der Zelle neben meiner. Jeden Morgen hielt er ein Morgengebet für uns Häftlinge, und dafür wurde er immer geschlagen und gefoltert [...]. Am Ostersonntag hörten wir plötzlich die kraftvollen Worte: "So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben". Die langen Reihen der Gefangenen standen stramm, tief beunruhigt durch den Mut und die Energie dieses unbezwingbaren Willens [...]. Er konnte nie mehr als ein paar Sätze sprechen. Dann hörten wir, wie die Stöcke der Wächter auf ihn niederprasselten...".

Am 1. Februar 2003, während einer ökumenischen Andacht zum Gedenken an den evangelischen Pfarrer, an der auch Kardinal Walter Kasper, ehem. Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Pfarrer Ishmael Noko, ehem. Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, der ehem. Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, der Kirche, aus der der im KZ ermordete Pfarrer stammte, und zahlreiche weitere ökumenische Vertreter teilnahmen, übergab der Sohn von Pfarrer Schneider in Begleitung weiterer Familienangehöriger dem Gedenkort an die Märtyrer und Glaubenszeugen einen handgeschriebenen Brief seines Vaters aus dem Konzentrationslager Buchenwald.