Santegidiosummer: eine Schule der Freundschaft und Solidarität mit den Kindern aus dem Flüchtlingscamp Eleonas in Athen

Still war es und manch Träne floss, als die „Schule des Friedens“ mit Kindern des Flüchtlingscamps Eleonas in Athen mit der Überreichung von „Zeugnissen“ zu Ende ging. Den ganzen August über hatten zwei Teams von Sant’Egidio mit jeweils ca. 20 jungen Erwachsenen aus verschiedenen Städten Italiens und Deutschlands täglich 140-160 Kinder aus dem Camp abgeholt, um mit ihnen unvergessliche Stunden in den Räumen des armenischen Klosters zu verbringen.
Im Camp Eleonas, das in einem Industriegebiet mitten in Athen gelegen ist, leben momentan ca. 2.500 Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, dem Kongo, Angola und anderen afrikanischen Ländern. 700 davon sind Kinder. Zwar hat die Struktur des Camps einen für Griechenland vorbildlichen Charakter mit Containern und kleinen Baracken, doch füllte sich das Lager in den vergangenen Monaten und Jahren mit immer mehr Geflüchteten, die von den griechischen Inseln auf das Festland verlagert wurden, viele davon nach dem verheerenden Brand im Lager Moria auf Lesbos. So leben zahlreiche Familien in notdürftig errichteten Zelten oder behelfsmäßigen Konstruktionen aus Decken und Planen.
Betritt man das Lager, fällt die Stille auf, die wie die flimmernde Hitze über dem Camp lastet. Die Gesichter der Bewohner sind gezeichnet von Resignation. Kinder spielen verloren im Staub. Manche Familien leben seit fünf Jahren in Eleonas, alle haben lange und gefährliche Wege der Flucht hinter sich und berichten von häufig demütigenden Erfahrungen in anderen Lagern. Manche der Kinder haben aufgehört zu sprechen. Ein Mädchen aus Afghanistan, das nicht mehr laufen kann, wird von der Mutter in einem ausrangierten Kinderwagen geschoben. Afrikanische Frauen, häufig allein mit ihren Kindern, müssen nach mehreren Ablehnungen ohne Geld und Zukunftsperspektive irgendwie überleben. Nachts kommt es oft zu Streitigkeiten zwischen verschiedenen Ethnien, es herrscht das Gesetz der Gewalt. Die Kinder in Eleonas müssen schneller erwachsen werden als andere. Sie spüren die Verzweiflung der Eltern und lernen, dass sich nur der Stärkere durchsetzt.
Doch in den Tagen der „Schule des Friedens“ von Sant’Egidio veränderte sich das Klima spürbar. Für manche der Kinder war es die einzige Schule, die sie besuchen. Die Kinder zeigten einen enormen Wunsch, zu lernen, das Bedürfnis nach einem ruhigen Ort, nach Frieden und Nähe. Streitigkeiten konnten geklärt werden und es entstand eine freundschaftliche Beziehung zwischen den ehrenamtlichen „Lehrer*innen“ und den Kindern. Eine Attraktion bildete die Busfahrt, bei der viele der Kinder erstmals die Umgebung des Camps verließen. Neben Englisch und Mathe, Schreiben und Malen stand das Projekt „Rassismus“ auf dem Programm. Afrikanische Mädchen, die häufig abfällige Bemerkungen aufgrund ihrer Hautfarbe ertragen müssen, erstellten stolz ein Plakat mit dem Titel „Everyone is beautiful“.  Beim beliebten Fußballmatch machten sich die Kinder zu großen Befürwortern des Fair-Play. Zu Mittag servierten die Gastgeber des armenischen Klosters ein frisch gekochtes Mittagessen für alle. Ein Ausflug in einen großen Park und eine „Olympiade“ bildeten einen Höhepunkt.
Zu spüren war, wie sehr die Kinder die Zuwendung ihrer „großen Freunde“ von Sant’Egidio genossen, und so war beim Abschiedsbesuch im Camp, bei dem alle Kinder ein kleines Geschenk erhielten, Dankbarkeit und Freude zu spüren. „Mit euch habe ich mich wieder als Mensch gefühlt, es ist wie ein neuer Beginn für mich“, kommentierte eine Mutter.
Sicherlich war der „Sommer der Solidarität“ 2021 nicht der letzte Einsatz von Sant’Egidio im Camp Eleonas. Denn „Die Freundschaft endet nie“. Ein Same der Freundschaft ist gesät, der weitere Früchte bringen wird.