Seit 20 Jahren lädt Sant’Egidio zum Gedenken an Wurzelsepp und alle Freunde ein, die auf der Straße und in Armut gestorben sind

Vor zwanzig Jahren, im Januar 1998, starb Fritz Marschner auf der Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Er war obdachlos. Viele Würzburgern kannten ihn durch seine Kontaktfreudigkeit und sein fröhliches Akkordeonspiel in der Fußgängerzone. Damals gab es auf Initiative der Gemeinschaft Sant’Egidio mit anderen Organisationen eine große Anteilnahme, sodass ein Grab für Wohnsitzlose eingerichtet werden konnte, damit niemand anonym verschwindet, wenn er in Armut und Verlassenheit oder auf der Straße verstirbt. Seitdem lädt Sant‘Egidio jährlich zu einem Ökumenischer Gottesdienst ein, um vor allem an die ärmeren Geschwister zu erinnern, die verlassen und nach einem harten Leben auf der Straße gestorben sind.
In der voll besetzten Marienkapelle, wo sich Sant’Egidio täglich zum gemeinsamen Abendgebet und zur sonntäglichen Eucharistiefeier versammelt, wurden mehrere hundert Namen der Freunde vorgelesen und viele Lichter entzündet. Im Licht der Auferstehung der österlichen Zeit war es für viele Teilnehmer ein Trost, die Freundschaft zu den Menschen weiterzuleben, die kein einfaches Leben hatten und häufig nicht einmal im Tod begleitet wurden. Das Gedenken ist auch ein Zeichen und ein Wunsch dafür, eine menschliche Stadt aufzubauen, in der niemand im Leid allein gelassen wird. Die am Ende verteilten Blumen als Zeichen der Freundschaft brachten zum Ausdruck, dass die Freundschaft immer möglich ist, auch wenn man arm oder schwach ist, und dass jeder mithelfen kann, dass niemand allein und einsam leben muss.
Sant’Egidio unterhält seit vielen Jahren in Würzburg eine Mensa für bedürftige und obdachlose Menschen, in der zweimal in der Woche unentgeltlich eine warme Mahlzeit angeboten wird, in der vor allem aber das beste Gericht aufgetischt wird: die Freundschaft, die nie aufhört.