Das Gedenken an die einsam Verstorbenen in Deutschland als Zeichen der Menschlichkeit in einer Gesellschaft mit großer Einsamkeit

Über 1800 Menschen werden allein in München jährlich tot in ihren Wohnungen aufgefunden

Alljährlich gedenkt Sant'Egidio auch in München an die Menschen, die auf der Straße oder allein und verlassen gestorben sind. In St. Sylvester mitten im reichen Schwabing, wo regelmäßig das Abendgebet der Gemeinschaft stattfindet, hat Weihbischof Graf zu Stolberg einen bewegenden Gottesdienst gefeiert. Viele Freunde aus der Mensa von Sant'Egidio, die jeden Samstag im dortigen Pfarrsaal ein Zufluchtsort der Menschlichkeit, der Freundschaft und des Zuhörens für Alleinstehende und Bedürftige geworden ist, waren zum Gottesdienst gekommen. Die Namen ihrer Lieben und vieler anderer Freunde wurden vorgelesen. Für jeden wurde eine Kerze als Zeichen der Hoffnung auf ein besseres Leben bei Gott entzündet.

Weihbischof zu Stolberg dankte Sant'Egidio für dieses wichtige Zeichen in der Stadt München, wo über 1800 Menschen oft erst nach Wochen tot in der eigenen Wohnung aufgefunden werden. Die große Einsamkeit im Tod ist auch ein Zeichen für eine schreckliche Einsamkeit im Leben. Daher sei es zu wünschen, dass dieser Einsatz von Sant'Egidio viele Nachahmer in einer Stadt finde, wo über 50% der Haushalte Singlehaushalte sind. Die am Ende verteilten Blumen brachten die Schönheit der Freundschaft zum Ausdruck, die auch im Leid und im Sterben niemals endet und sogar über den Tod hinweg fortdauert, weil die Liebe des Herrn niemals endet. Nach dem Gottesdienst wurde beim festlichen Abendessen die Feier der Freundschaft fortgesetzt in der festen Überzeugung, dass hier schon die Einsamkeit überwunden ist.

Auch in Würzburg versammelten sich zahlreiche Freunde aus der Mensa und aus verschiedenen Altenheimen, um dieses Gedenken zu feiern. Sant'Egidio hat seit dem Tod von Wurzelsepp, einem Freund von der Straße, im Jahr 1998 ein Grab auf dem Hauptfriedhof eingerichtet, in dem Menschen eine würdige Bestattung bekommen und ihre Namen aufgeschrieben werden, die sonst in der so sehr verbreiteten Anonymität verschwinden würden. Das Grab ist ein Zeichen für das Leben und die Freundschaft, die auch der Tod nicht unterbrechen kann.