„Einen Stift nur brauche ich. Sieben Jahre zum Lesen” – in der Poesie von Gennarino die Stadt Bologna aus der Sicht eines Obdachlosen

Eine gute Nachricht von der Gemeinschaft Sant’Egidio in Bologna

Unsere Freundschaft mit Gennarino begann 2014 in Bologna auf dem Bürgersteig von Borgo di San Pietro, wo er seit über zwanzig Jahren lebte. Hier verbrachte er alle Tage in Erwartung, dass jemand stehenbleibt. Er stammte aus Palermo und hatte als Jugendlicher seine Stadt auf der Suche nach einer besseren Zukunft verlassen. Zunächst kam er nach Florenz, wo er als Hilfskoch arbeitete, dann nach Bologna.

Gennarino „Goldstift“ kannten viele im Viertel, wenn auch nur flüchtig. Sein Schicksal war scheinbar an diese Straßenecke gefesselt. Seit 2014 entstand dann die Freundschaft mit Sant’Egidio, die sehr eng wurde und ein fester Halt für ihn. Vor allem mit einer Person der Gemeinschaft, die er sehr oft mit Mama anredete.  

Auf diese Weise konnte er in einem Schlafsaal unterkommen und die Stadt besser kennenlernen: Piazza Maggiore, den Wallfahrtsort Madonna di San Luca, wohin er oft zum Gebet ging. Gennarino liebte die Poesie sehr. Daher entschied er sich, ein Buch mit dem Titel „Nur einen Stift brauche ich. Sieben Jahre zum Lesen“: eine Sammlung poetischer Schriften aus verschiedenen Zeiten, die von der Härte seines Lebens sprechen. Doch in all dem Leid weiß Gennarino, dass er nicht allein ist, und dadurch schöpft er Hoffnung. Einmal sagte seine Mutter Elisabetta zu uns am Telefon: „Seit vielen Jahren sehe ich meinen Sohn nicht, doch ich stelle mir vor, dass er im Mantel der Madonna behütet wird. Vielen Dank, dass ihr euch um ihn kümmert.“

Heute konnte Gennarino endlich zu seiner Familie nach Palermo zurückkehren. Für uns ist dies ein Zeugnis, denn durch Freundschaft und Zuneigung ist die Straße keine Verurteilung für niemanden unserer Freunde, die auf der Straße leben.