Gebet für den obdachlosen Freund Michael auf einem zentralen Platz mitten in Bremen, der vor einigen Tagen auf der Straße gestorben ist

Am 5. Juni ist Michael, einer unserer obdachlosen Freunde in Bremen, auf tragische Weise auf der Straße gestorben, genau an dem Platz wo er immer saß und bettelte. Dort hatten wir ihn samstags regelmäßig besucht und ihm ein warmes Mittagessen gebracht, besonders auch in diesen Monaten der Pandemie, während die Stadt leergefegt war und viele Einrichtungen geschlossen hatten.

Michael wurde nur 52 Jahre alt und hinterlässt seine Mutter und Freunde von der Straße, die ihm sehr nahe standen und auch anwesend waren, als er starb. Aus dem Kreis dieser Freunde entstand das Bedürfnis nach einer würdigen Verabschiedung. Die Gemeinschaft Sant'Egidio in Bremen hat daher ein bewegendes Gebet auf dem Platz mitten in Bremen organisiert, wo Michael lebte und auch gestorben ist. Die Botschaft lautet: Niemand soll in unserer Stadt allein sterben und einfach verschwinden, ohne dass seiner gedacht wird! Über 30 Freunde und Bremer Bürger hatten sich versammelt, auch viele Freunde von der Straße, für die das Gebet ein großer Trost war, dass sie nicht verlassen sind. In diesen Wochen der Pandemie ist durch die besondere Essensausgabe in einem Zelt mitten in der Stadt die Freundschaft zu unseren Freunden von der Straße sehr gewachsen. Das Gebet schenkte allen den Trost des Herrn, dass bei Gott jeder mit neuer Würde bekleidet wird und wir alle Bettler nach Liebe und Barmherzigkeit sind. Uns trägt die Überzeugung, dass Michael jetzt ein schönes Zuhause gefunden hat, einen Platz im Haus des Herrn, in der er die Tragik seines irdischen Leben für immer hinter sich lassen darf. Schließlich haben Blumen niedergelegt, bemalte Steine und Kerzen an der Stelle aufgestellt, die Michaels Platz war. Im Laufe des Tages kamen - eingeladen durch eine Anzeige im Weserkurier - noch viele Menschen an diesem Gedenkort vorbei, um Michael die letzte Ehre zu erweisen. Mitten in dieser Krise war es ein Zeichen, um eine menschlichere Stadt aufzubauen, die ihre bedürftigen Mitbürger nicht vergisst.