Durch die Erfahrungen bestärkt: Vorschläge von Sant'Egidio im Bereich der Immigration

Die Pandemie hat nicht nur die Dynamik der Einwanderung in Italien vor der Pandemie auf den Kopf gestellt, sondern ganz allgemein die gesamte Lage auf dem Arbeitsmarkt zwischen neuer Armut auf der einen Seite und andererseits der Nachfrage nach Arbeit, für die sich keine Arbeitskräfte finden. Aus all diesen Gründen macht die Gemeinschaft Sant'Egidio, die seit Jahrzehnten im Bereich Migration und Immigration und in den letzten Jahren auch durch die Initiative der selbstfinanzierten humanitären Korridore engagiert ist, auf der Grundlage einer gründlichen Analyse der Daten einige Vorschläge für die italienische Regierung im Hinblick auf den nächsten Europäischen Rat.

Erstens: die Praxis der humanitären Korridore sollte ausgeweitet und verallgemeinert werden, die durch von der Regierung anerkannte NGOs unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft Flüchtlinge eine Einreise ermöglichen und sie bei der Integration begleiten, um Leben zu retten und gleichzeitig Reisen auf unsicheren Booten zu vermeiden und die Integration zu fördern; zweitens: die Wiedereinführung von privat sponsorship (für namentlich genannte Begünstigte, die aus Krisengebieten kommen), die neben anerkannten NGOs auch Unternehmen, Familien europäischer Bürger oder langfristig ansässige Ausländer übernehmen könnten, sofern sie angemessene finanzielle Garantien anbieten können; drittens: die dringende Wiederherstellung der regulären Einreise zur Förderung der Beschäftigung in strategischen Sektoren, die der Marktnachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften entsprechen, insbesondere in Bezug auf die Kategorien, in denen auf dem italienischen Markt ein Defizit besteht:  Krankenpflege, Altenpflege, Landarbeiter, Arbeiter in der Tourismusbranche. Und schließlich sollte über Dublin hinausgehend die komplexe Dynamik von Sekundärbewegungen gelöst werden.

Wenn solche Maßnahmen unterlassen werden, so erklärte der Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, auf einer Pressekonferenz, wird der Teufelskreis einer ganzen Reihe von Problemen weiter verschlimmert, die mit der Welt der Immigration zusammenhängen, einschließlich der "Schattenwirtschaft", weil "es an politischem Mut fehlt, einfache Entscheidungen zu treffen, die eigentlich schon seit einiger Zeit in der Luft liegen und die, wenn sie sofort umgesetzt würden, die Lage der Migranten, aber auch der Italiener verbessern würde, angesichts des großen Potenzials, das eine Regularisierung der Migration auf die Steuereinnahmen und damit auf den italienischen Wohlstand im Allgemeinen hätte". Der Präsident der Gemeinschaft sprach über die "Kosten der Illegalität". "Wir haben die im letzten Jahr gestartete Regularisierungsmaßnahme, die 220.000 Menschen in Anspruch genommen haben, mit Zufriedenheit begrüßt. Nach einem Jahr droht dieses Verfahren jedoch aufgrund verschiedener Arten von Langsamkeit zu versagen. In Rom wurde nach einem Jahr für 16.000 Anträge aus bürokratischen Gründen keine Aufenthaltserlaubnis erteilt". Schließlich "gab es laut der Stiftung Leone Moressa im Jahr 2019 in Italien 630.000 Ausländer ohne regulären Arbeitsvertrag. Eine kleine Armee, die zum größten Teil aus Einwanderern ohne Aufenthaltsgenehmigung besteht, die einen (nicht deklarierten) Reichtum in Höhe von 15 Milliarden Euro produziert, das ist ein Teil des BIP". Sant'Egidio betonte dann, dass "Schwarzarbeit einen ernsthaften Verlust für die Staatskasse in Form von entgangenen Steuereinnahmen von 7,2 Milliarden Euro verursacht", "während der Saldo des italienischen Rentendefizits 90 Milliarden Euro beträgt".

"Wir haben festgestellt", erklärt Marco Impagliazzo, "in welchen Bereichen die größten Schwierigkeiten auftreten, die eine Öffnung der regulären Migrationsströme erforderlich machen. Allein in Rimini fehlen etwa 7.0000 Beschäftigte (Kellner, Hotelangestellte und Mitarbeiter von Badeanstalten). Das gleiche Bild ergibt sich in Trentino und Apulien. Die größte italienische Jobvermittlungsplattform, LavoroTurismo.it, schätzt einen Personalmangel von 20 % für allgemeine Arbeiten und 30 % für qualifizierte und gut bezahlte Arbeiten. Dann ist da noch der Agrarsektor. "Laut Coldiretti fehlen auf dem Lande 50.000 Arbeitskräfte, vor allem wegen des auslaufender Aufenthaltsgenehmigungen für Einwanderer". Ein weiterer Sektor ist das Gesundheitswesen, hier besteht ein Mangel an Krankenpflegepersonal. "Laut nationalem Verband der Pflegeberufe (Fnopi) fehlen in Italien mehr als 63.000 Pflegekräfte".

"Die Anwesenheit von Immigranten in Italien - so Marco Impagliazzo - ist nicht als Problem zu betrachten, sondern, wenn sie richtig verwaltet wird, eine der Ressourcen, die unserem Land helfen können, nach dem harten Schlag der Pandemie neu anzufangen, und die entscheidend für eine einschneidendere soziale, demographische und wirtschaftliche Planung ist".


Quelle: ANSA