Der Einsatz der Gemeinschaft Sant'Egidio für die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge: ein Netzwerk, um neue Hoffnung zu schenken

Artikel im Osservatore Romano

 
 

 Der Einsatz der Gemeinschaft Sant'Egidio für die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge: ein Netzwerk, um neue Hoffnung zu schenken

Die Tragödie, die sich derzeit in Afghanistan abspielt, ist für alle sichtbar: Die Bilder vom Flughafen in Kabul mit den Toten, der fliehenden Bevölkerung, den Kinder, die Fremden anvertraut wurden, dem Schicksal der Frauen, die wieder einmal zur Domäne der Taliban geworden sind, den Familien, die zerstreut oder durch humanitäre Flüge getrennt wurden, gehen über den Bildschirm unserer Fernsehgeräte hinaus und werden zu einer greifbaren Realität, die die Herzen aller erreicht; dabei spielt es keine Rolle, ob man Christ ist oder nicht, denn sind so viele wie nie zuvor betroffen und es geht alle Glaubensrichtungen etwas an.

Es ist kein Zufall, dass die Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom Anrufe von Menschen aus ganz Italien erhält, die jede Art von Unterstützung anbieten wollen, um diesen Menschen zu helfen, die durch Informationen und Bilder "betroffen" sind, durch diese Gesichter voller Verzweiflung, die über jede Zugehörigkeit zu Ländern, ethnischen Gruppen, Religionen überschreitet. Alle müssen sich zusammentun: "Es gibt sowohl die Empörung und den Wunsch nach Beteiligung von uns Christen als auch von Personen, die keinerlei Verbindung zu irgendeiner Form von Religion oder Vereinigung von Ehrenamtlichen haben", erklärt Daniela Pompei, die in der Gemeinschaft Sant'Egidio in Italien und Europa für alles zuständig ist, was mit Migration und Integration zu tun hat. "Wir haben Menschen, die Wohnungen zur Verfügung stellen oder Menschen bei sich zu Hause aufnehmen wollen, Hilfsangebote und ehrenamtliche Arbeit, um das ganze komplexe Netz der Unterstützung von Jung und Alt zu organisieren. Ebenso läuft die Sammlung von Kleidung, Lebensmitteln und Spielzeug für die Kleinen sehr gut, oder auch Geldspenden, die über die Hinweise auf unserer Website eingehen", sagt sie weiter.

Die Gemeinschaft Sant'Egidio war bei der Ankunft der Flüge anwesend und hat auf Ersuchen der Behörden und des italienischen Militärs eine aktive Rolle in dieser humanitären Notsituation gespielt, indem sie die zuständigen Institutionen über die Namen der Personen informieren konnte, mit denen sie im Laufe der Jahre in Afghanistan Kontakt hat und die nun in Gefahr geraten sind. Es sind Menschen, die sich für den Schutz der Menschenrechte eingesetzt hatten, der in der vorherigen Regierung eine Rolle gespielt hatte, Journalisten, Freiwillige, Krankenhauspersonal oder Menschen mit Kontakten in Italien, die auf eine Zusammenführung warteten: "Es waren natürlich auch andere Vereinigungen anwesend, von denen uns einige wiederum Namen genannt hatten, wie die Veronesi-Stiftung. Hundertzehn Menschen wurden uns anvertraut", sagt Daniela Pompei, "darunter einige Familien, die wir in unseren Einrichtungen aufnehmen oder für die wir andere Lösungen finden, die von Organisationen, mit denen wir bereits im Bereich der humanitären Korridore zusammenarbeiten, von Kirchengemeinden und von Menschen, die ihre Bereitschaft für die Aufnahme anbieten möchten.
Neunundsechzig Personen wurden in Rom und Latium aufgenommen, aber es gibt noch weitere, "für die wir nach möglichen Verbindungen zu ihren Familien suchen, von denen einige seit Jahren in Italien oder im Ausland leben. Außerdem teilen wir dem Innen- und dem Außenministerium nach Rücksprache mit unseren afghanischen Kontakten in Italien die Identität derjenigen mit, die in den Tagen vor der Abreise von ihnen getrennt wurden, damit sie aufgespürt und auf legalem Wege aus Afghanistan oder den Nachbarstaaten, in die sie geflohen sind, herausgeholt werden können.

Der Einsatz der Gemeinschaft Sant'Egidio für die Aufnahme - sie hat in den letzten Tagen Dankesbotschaften der afghanischen Gemeinden für die Durchführung der schwierigen und komplexen Operationen bekommen - soll die vielen verschiedenen Geschichten hinter den einzelnen Personen, die aufgenommen wurden oder für die sie in Afghanistan und den Nachbarländern arbeiten, ans Licht bringen: "Zum Beispiel", so fährt sie fort, "schreiben uns viele Afghanen, die bereits um die Erlaubnis gebeten hatten, ihre Frauen und Kinder nach Italien zu bringen und nun dort festsitzen; für sie bitten wir die italienischen Botschaften in Pakistan, Iran und Kasachstan, wohin sie gehen könnten, die Verfahren für die Zusammenführung in Gang zu setzen".

Es gibt viele verschiedene Geschichten, aber sie alle haben die gleiche Dringlichkeit: eine davon ist die eines jungen Afghanen, der regelmäßig in Italien lebt und in sein Land zurückkehrte, um die beiden minderjährigen Kinder seines ermordeten Bruders, für die er der Vormund ist, zu holen, aber dort stecken blieb. Hinzu kommen organisatorische und bürokratische Aspekte wie Dokumente, Gesundheitsfürsorge, Sprachkurse, Einschulung von Minderjährigen, Zugang zu Impfungen: Einige wurden beispielsweise bei ihrer Ankunft geimpft, während andere die chinesische Impfung erhalten hatten, die in Italien nicht anerkannt wird. Für einige, die sich bereits rechtmäßig hier aufhalten, besteht auch die logistische Schwierigkeit, plötzlich eine Gruppe von sieben bis acht Personen aufzunehmen: "Der Enthusiasmus der Leute ist sehr schön, doch ich möchte erklären, dass man zumindest für mehrere Monate niemanden aufnehmen kann, wenn man nicht über ein Netz der Zusammenarbeit und Hilfe verfügt oder ein solches Netz nicht aufbaut" - schließt Daniela Pompei - "das durch das Ansprechen von Freunden, der Gemeinde oder Vereinen geknüpft werden kann".


[Susanna Paparatti]