Diakonenweihe in Santa Maria in Trastevere von zwei jungen Männern der Gemeinschaft Sant'Egidio in Nigeria. Homilie von Erzbischof Vincenzo Paglia

 Am Samstag, 2. Juli, fand in der Basilika Santa Maria in Trastevere die Diakonenweihe von Charles Ezeji und Isaias Isesele von der Gemeinschaft Sant'Egidio in Nigeria statt.

Die Liturgie wurde von Erzbischof Vincenzo Paglia geleitet und von zahlreichen Priestern der missionarischen Bruderschaft von Sant'Egidio mitgefeiert.

In seiner Homilie, die sich hier in voller Länge findet, erinnert Erzbischof Paglia die beiden neuen Diakone daran, dass "das Evangelium der Liebe und des Friedens unsere einzige Stärke ist. In diesem Augenblick der Geschichte erscheint der Auftrag, das Evangelium zu verkünden, noch dringlicher", und er lud sie ein, "auf den Schrei der Menschenmassen zu hören, die in so vielen Teilen der Welt nach Barmherzigkeit, Trost, Gerechtigkeit und Frieden rufen".

Jes 66,10-14; Antwortpsalm aus Ps 65; Gal 6,14-18, Lk 10:1-12.17-20

Homilie von Erzbischof Vincenzo Paglia

Liebe Schwestern und Brüder
die heilige Liturgie dieses Sonntags nach Pfingsten wird bereichert durch die Diakonenweihe von Charles und Isaiah, zwei Söhnen der Gemeinschaft, beide aus Nigeria, die wir heute, wie wir gehört haben, nach Jahre langer Ausbildung hier in der Gemeinschaft von Rom in der missionarischen Bruderschaft dem Herrn vorstellen, damit sie zu Diakonen geweiht werden, das heißt zu Dienern der Kirche und ihrer evangelisierenden Sendung in der Welt.
Dies ist eine große Freude für die Gemeinschaft, die in dieser Zeit zu größerer Großzügigkeit im Dienst aufgerufen ist, auch weil die Anfragen gewachsen sind. Diese Weihe stärkt die Diakonie der Gemeinschaft, die die erste Dienerin des Evangeliums für die Rettung der Welt ist.
Das Evangelium, das wir heute Abend gehört haben, könnte diese Feier in die Szene des Evangeliums einschreiben, in der Jesus die 72 Jünger nacheinander aussendet. Zuvor hatte der Evangelist Lukas von der Aussendung der Zwölf zu den Stämmen Israels berichtet, nun richtet sich die Mission an alle Völker der Erde. 70, 72 waren die Völker, die damals auf der Erde lebten.
Die Bedeutung der Entscheidung Jesu ist jedoch klar. Die christliche Verkündigung ist nicht nur Israel vorbehalten, sondern richtet sich an alle Völker, die nicht ausgeschlossen sind. Und unter diesem Blickwinkel erscheint die Mission der Verkündigung des Evangeliums in diesem Augenblick der Geschichte noch dringlicher.
Wir sehen leider eine wachsende Resignation, was den Krieg in der Ukraine betrifft, der den meisten unvermeidlich erscheint, während andere Konflikte, die ganze Völker mit Blut beflecken, auf Gleichgültigkeit stoßen und weitergehen. Und so steigt die Zahl der Opfer, der Flüchtlinge und der Armen weiter an, in dem allgemeinen Glauben, dass nur Waffen das Böse besiegen und Konflikte lösen können. Und der Schrei der Menschen, die in vielen Teilen der Welt um Barmherzigkeit, Trost, Gerechtigkeit und Frieden bitten, wird immer lauter.
Wir kennen ihren Schrei gut, wenn wir einige dieser Völker hören. Die von Mosambik, Südsudan, Kongo und Nigeria, derer wir heute in unseren Gebeten mit besonderer Intensität gedenken. Sie alle, all diese Menschenmassen, sind wirklich müde und erschöpft wie Schafe ohne einen Hirten. Und mit dem Bild der ersten Lesung, das wir gehört haben, ohne einen, der sie in seine Arme nimmt, sie tröstet und liebkost.
Das Evangelium sagt den Jüngern und auch uns heute Abend: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter; darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.
Wir danken dem Herrn heute Abend. In aller Armut, aber mit großer Freude, übergeben wir diese beiden Söhne dem Vater, damit er sie mit seiner Barmherzigkeit und Gnade erfülle und sie zu seinen Dienern weihe, damit sie der Gemeinschaft helfen, den Auftrag, das Evangelium bis an die Enden der Erde zu verkünden, noch großzügiger zu erfüllen.
Das Weiheamt, lieber Charles und Isaias, das ihr heute Abend empfangt, verankert euch in diesem Charisma der Gemeinschaft. Ein Charisma, das euren diakonischen Dienst heute und den priesterlichen Dienst, wenn ihr ihn empfangen werdet, kennzeichnen muss. Und die Tatsache, dass diese Weihe mit dem Evangelium der Aussendung jewweils zu zweit zusammenfällt, ist wie eine Aufforderung an euch, den evangelischen Geist der Gemeinschaft in dieser Feier zu bewahren. Und wir haben den Grund schon so oft gehört.

Das Evangelium der Liebe und des Friedens, das euch heute Abend bei dieser Feier anvertraut wird, ist euer erstes Zeugnis, ja eure einzige Ausrüstung. Nehmt keine Tasche, keinen Geldbeutel, keine Sandalen mit, sondern nur das Evangelium. Das Evangelium der Liebe und des Friedens ist unsere einzige Stärke.

Natürlich kennen wir die Macht des Bösen. Es ist kein Zufall, dass Jesus von Wölfen spricht, und heute scheint jeder zu ihrem Wachstum aufzurufen und dabei das alte und traurige Sprichwort homo homini lupus zu vergessen. Denn die Menschen fressen sich gegenseitig auf. Jesus warnt uns: Seht, ich sende euch aus wie Schafe inmitten von Wölfen.
Es mag unmöglich erscheinen, dass das Lamm den Wolf besiegt, dass die Liebe die Gewalt besiegt, dass die Sanftmut den Hass besiegt, deshalb warten so viele auf Wölfe. Der Herr bittet uns, wie Schafe zu sein.
Und wir wissen, liebe Schwestern und Brüder, wie stark die Macht der Liebe und des Evangeliums ist. Wenn wir die Geschichte der Gemeinschaft im Laufe der Jahre betrachten, sind wir direkte Zeugen der Macht des Evangeliums der Liebe und des Friedens, das trotz unserer Schwäche das Böse besiegt hat. Und wir können uns die Freude jener 72 zu eigen machen, die bei ihrer Rückkehr zu Jesus sagten: Herr, selbst die Dämonen gehorchen unserem Befehl in deinem Namen! Und auch Jesus wiederholt uns gegenüber: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.
Ja, liebe Schwestern und Brüder, wir haben gesehen, wie Mauern, die fest zu sein schienen, gefallen sind und wie viele zu neuem Leben auferstanden sind, Arme, Kinder, alte Menschen, Gefangene, Flüchtlinge, Ausländer, die sich mit uns gefreut haben und sich immer noch mit uns freuen wegen der befreienden Kraft des Evangeliums.
Diese heilige Liturgie der Priesterweihe vereint unsere Freude und unseren Jubel mit dem vieler armer Menschen und mit dem Jesu selbst, der in den vergangenen Jahren viele Dämonen vom Himmel fallen sah. Und Jesus ermahnt uns erneut, das Evangelium der Liebe und des Friedens als unsere einzige Kraft anzunehmen und es zu zweit mit größerer Großzügigkeit in die Randgebiete unserer Welt zu tragen.
Und er fordert uns auf, uns zu freuen. Und es ist eine Aufforderung, die wir beherzigen müssen, denn sie ist auch voller Dankbarkeit, sie sagt uns, dass wir uns vor allem deshalb freuen sollen, weil unsere Namen in Gottes Himmel geschrieben stehen, d.h. bewahrt, beschützt, geliebt werden, in seinem Herzen, das uns nie verlässt und das uns immer trägt.
Und er möge euch heute mit den Gaben seiner Gnade erfüllen, damit ihr überall Diakone, Diener des Evangeliums, sein könnt.