Die Toten im Meer sind keine vergangene Geschichte, sondern ein heutiges Drama. Gedenken an den tragischen Schiffbruch von Lampedusa als Verpflichtung zur Hilfe, Aufnahme, Integration

Der Opfer bei der Immigration gedenken

Wir erinnern an den 3. Oktober 2013, als 368 Migranten vor der Insel Lampedusa den Tod im Meer fanden. Es war der erste große Schiffbruch, der das Gewissen so vieler Menschen aufgerüttelt hat. Seitdem sind jedoch weiterhin Menschen im Mittelmeer gestorben. Die Zahl der Toten und Vermissten auf See seit diesem Tag ist erschütternd: 25 652, in weniger als 10 Jahren.
Die Strecken haben sich geändert, aber nicht die Tragödien. Erst vor wenigen Tagen starben 80 Menschen bei der Flucht aus dem Libanon.

Sant'Egidio sammelt und bewahrt ihre Namen und Geschichten und feiert eindringliche Gedenkgebete zum Thema "Sterben auf dem Weg der Hoffnung" in vielen europäischen Städten zusammen mit anderen Vereinigungen und religiösen Gemeinschaften. Durch dieses Gedenken und die Fürbitte, soll das Bewusstsein für dieses Drama der Migranten wachgehalten werden, die auf ihrer Reise nach Europa ihr Leben verlieren.
Der drei Jahre nach dem schrecklichen Schiffbruch von 2013 in Italien eingeführte nationale Gedenktag an die Opfer der Einwanderung soll Anlass zum Nachdenken und zu dringenden Entscheidungen sein: Die Seenotrettung darf nicht gestoppt werden, es müssen legale Wege, wie z. B. humanitäre Korridore, geschaffen werden, und die Migranten müssen aufgenommen werden. So viele, die in Europa ankommen und aufgenommen werden, sind zu einer Ressource für unseren Kontinent geworden.

Unter den Hunderten von Geschichten, die man erzählen könnte, sei an Tadese erinnert, der am 3. Oktober als letzter aus dem Schiffswrack vor Lampedusa gerettet wurde. In dieser Nacht gelang es einem Fischer, ihn am Hosenbund zu packen und ihn auf das Boot zu hieven, was ihm das Leben rettete. Tadese stammt aus Eritrea, wo er 1985 geboren wurde. Er war durch Äthiopien und den Sudan gereist und hatte dann einen schrecklichen Zwischenstopp in Libyen eingelegt. Von dort aus fuhr er zusammen mit 500 anderen Menschen auf einem Boot nach Italien. Die Überfahrt ist als eine der tragischsten im Mittelmeer in die Geschichte eingegangen.

Heute lebt Tadese in Rom und arbeitet als Pfleger für einen älteren Mann, der mit ihm die menschliche Nähe einer Familie wiederentdeckt hat. Er bezeichnet sich selbst gerne als "neuer Europäer". Mit der Bewegung "Menschen des Friedens" der Gemeinschaft Sant'Egidio hilft er anderen Flüchtlingen, die seine Geschichte heute erleben, insbesondere denen, die in Libyen festgehalten werden, einem Land, in dem vor kurzem humanitäre Korridore eingerichtet wurden.

Wenn man ihn fragt, warum er das tut, antwortet er: "Gestern wurde ich gerettet, heute muss ich andere retten. Ich konnte nicht anders handeln. Man darf nicht mehr im Meer sterben, weil man seinem Land im Krieg entkommen will."