Ein bedeutendes Zeichen der Erinnerungskultur in der Stadt Würzburg: eine Straße wird nach Theresia Winterstein benannt, Sintezza und Opfer des Porajmos

Zeichen gegen Rassismus

Bewegt und dankbar nahm Rita Prigmore das Straßenschild mit dem Namen ihrer Mutter, der Sintezza Theresia Winterstein in die Hand, nach der am 29. März 2023 in Würzburg eine Straße benannt wurde. 80 Jahre nach der Ermordung ihrer Zwillingsschwester Rolanda, die wie sie Opfer der entsetzlichen Zwillingsversuche der Nationalsozialisten in der Würzburger Universitätsklinik geworden ist, wurde ihrer Mutter nun diese verdiente Ehrung zuteil. Seit Jahren setzt sich Rita Prigmore besonders für eine lebendige Erinnerungskultur ein und berichtet von ihrer tragischen Geschichte, denn die medizinischen Versuche beeinträchtigen bis heute ihr Leben. Sie spricht vor allem vor Jugendlichen, um sie gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu sensibilisieren.

Theresa Winterstein, ihre Mutter, war als begabte Sängerin und Tänzerin am Würzburger Stadttheater tätig, bis ihr aufgrund der Nürnberger Rassegesetze ihr Deutschsein und damit ihr Beruf, ihre Lebensgrundlage und schließlich ihr Recht auf Familie und Leben entzogen wurden. Zahlreiche Verwandte wurden in Auschwitz ermordet, die Überlebenden waren dem Zwang der Sterilisation unterworfen. Dass zum ersten Mal in der Geschichte Würzburgs eine Straße nach einer Angehörigen der Sinti und Roma benannt wurde, ist ein wichtiges Zeichen für diese Stadt. Bei einer morgendlichen Veranstaltung im Rathaus mit 150 Schülerinnen und Schülern mit Rita Prigmore hatte Oberbürgermeister Schuchardt bereits betont, dass allein das Erinnern an die Geschichte davon bewahren kann, sie zu wiederholen. Daher müsse der 30 Sinti aus Roma, die in das KZ Auschwitz deportiert wurden, in gleicher Weise wie der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gedacht werden. Auch Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der Roma und Sinti in Deutschland, nahm an der Gedenkstunde teil und dankte für das wichtige Zeichen der Aufmerksamkeit gegenüber einer Minderheit, die leider auch heute noch in vielen Ländern disminiert wird. Rita Prigmore sprach ihren besonderen Dank der Gemeinschaft Sant’Egidio aus, ihrer „Familie“, mit der sie seit über zehn Jahren in zahlreichen Konferenzen, an Schulen und Universitäten in ganz Europa und darüber hinaus ihre Geschichte erzählt. Es ist ein wichtiger Einsatz, um an die tragischen Ereignisse des Porajmos zu erinnern, des Genozids an den Roma und Sinti unter den Nationalsozialisten.