Seit 2002 wird der Aktionstag der „Cities for Life“ mit Veranstaltungen durchgeführt, die der Sensibilisierung der Zivilgesellschaft dienen. Sie stärken eine Kultur, die das menschliche Leben auch in schwierigen Umständen achtet. Diese weltweit größte Mobilisierung von Städten lenkt die Aufmerksamkeit gerade in diesen von Kriegen und deren dramatischen Folgen geprägten Zeit auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens. In Krisenzeiten benötigen die Menschenrechte besondere Unterstützung, da sie allzu oft anderen Prioritäten wie beispielsweise der Sicherheit oder dem Eigeninteresse untergeordnet werden. Umso größere Bedeutung hat der internationale Aktionstag, um den Einsatz für die Achtung der Menschenwürde zu unterstützen. In Deutschland sind fast 300 Städte im Netzwerk der „Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe“ engagiert (u.a. Berlin, Stuttgart, Bremen, Leipzig, Schwerin, Rostock, Nürnberg, Düsseldorf, Dortmund, Würzburg).
Mehrere Male hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, den Einsatz gegen jede Form von Gewalt und somit auch gegen die Todesstrafe zu vergrößern. Er bezeichnet die Todesstrafe als „eine unmenschliche Maßnahme, die in jeglicher Weise ihrer Anwendung gegen die persönliche Würde verstößt“. Am 18. November 2024 nahm der Dritte Ausschuss der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution zum Moratorium gegen die Todesstrafe mit 131 Ja-Stimmen, 36 Nein-Stimmen, 21 Enthaltungen und 5 Abwesenheiten an. Dies ist ein historisches Ergebnis, denn es gab fünf Ja-Stimmen mehr als im Jahr 2022 und die Zahl der Abwesenden und Enthaltungen verringerte sich auf insgesamt 26. Seit der ersten Abstimmung im Jahr 2007 mit 104 Ja-Stimmen und 54 Nein-Stimmen hat sich der weltweite Konsens deutlich erhöht, was auf einen Gesinnungswandel in vielen Ländern zurückzuführen ist. In diesem Jahr stimmten erstmals auch Sambia, Kenia und Simbabwe für das Moratorium - ein wichtiges Zeichen für die wachsende Dynamik der Abschaffung der Todesstrafe in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, die weiterhin eine wichtige Triebkraft für den weltweiten Wandel sind. Im Dezember wird dann auch die Generalversammlung über die Resolution abstimmen. Auch in diesem Jahr fand wieder der internationale Kongress der Justizminister (28. November in Rom) statt, um die Länder auf dem Weg der Abschaffung zu unterstützen.
Nach der Zentralafrikanischen Republik und Sambia hat 2023 das Parlament von Ghana für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt. Im Juli trat in Pakistan die Abschaffung der Todesstrafe für Drogendelikte in Kraft und die obligatorische Abschaffung der Todesstrafe in Malaysia. In Japan ist der 88jährige Iwao Hakamada in diesem Oktober nach 45 Jahren im Todestrakt entlassen worden, was die Debatte um eine Abschaffung fördern könnte.
Leider bleiben besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Insbesondere sind in Krisengebieten steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren, auch die Zahl der Todesurteile hat zugenommen. Todesurteile werden häufig wegen Drogendelikten verhängt und sind nicht selten von Diskriminierung der Ärmsten und Schwächsten geprägt. Auch können regimekritische Äußerungen zu Todesurteil und Hinrichtung führen, wie dies in Myanmar geschehen ist. In Alabama/USA wurde in diesem Jahr Kenneth Smith mit einer Methode hingerichtet (Stickstoff-Erstickung), die nicht einmal für Tiere erlaubt ist. In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Todesstrafe leider wiedereingeführt. Im Iran hat die deutsche Staatsangehörigkeit Djamshid Sharmahd nicht vor der Hinrichtung bewahrt, auch wenn er kurz zuvor verstorben ist. Diese Tatsache weist darauf hin, dass es keine Skrupel gibt und man Proteste weniger fürchtet. Daher bleibt die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine Kultur des Lebens dringend erforderlich.
Seit 1998 engagiert sich Sant'Egidio mit der „World Coalition against the Death Penalty“ für die universale Abschaffung der Todesstrafe. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert.
Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.santegidio.org bzw. http://nodeathpenalty.santegidio.org/en
Video von der Veranstaltung in Rom am Kolosseum