Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag
Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags

Homilie

Die Antithesen der Bergpredigt enthalten auch die bekannte Frage nach der Rache und der Feindesliebe. Zu den bekanntesten Antithesen gehört der berühmte Ausspruch „die andere Wange hinhalten“. „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“ Jesus bezieht sich auf das alte „ius talionis“, das Recht der Vergeltung. Diese biblische Vorschrift war im Gegensatz zur allgemeinen Meinung eine auf ihre Art hilfreiche Regelung, da sie nämlich die Rache abmildern und regulieren wollte. In der Antike war die Rache uneingeschränkt, unversöhnlich und grausam, und leider zeigt sie sich manchmal auch heute so. Um Genugtuung herzustellen, konnte die Rache unterschiedslos gegen den wirklichen oder angeblich Schuldigen, seine Angehörigen oder eine Person aus seiner Sippe verübt werden. Sie zeigte sich zweifellos als eine der verkommensten Formen der menschlichen Beziehung. Muss man sie nicht, um einen Sprung in unsere Zeit zu machen, mit den Strafen der Mafia oder der Camorra vergleichen? Das Gesetz wollte eine Grenze sehen und führte das Prinzip der Verhältnismäßigkeit ein. Es sollte Gerechtigkeit geschaffen werden, in dem ein Ausgleich für verletzte Rechte zu leisten war. Ein Schaden sollte durch eine angemessene Entschädigung wiedergutgemacht werden, ein Zahn für einen Zahn, ein Auge für ein Auge, ein Fuß für einen Fuß und so weiter. Alles in allem zügelte dieses Gesetz den wilden Instinkt des Menschen.
Doch auch bezüglich dieser Gesetzgebung, die auch ihren Sinn hatte, verändert Jesus alles und zeigt eine vollkommen andere und neue Sicht. Es wird nicht nur jede Rache untersagt, sondern man darf einem Feind nicht einmal Widerstand leisten. Wie verhalten wir uns? Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, was besonders beleidigend ist, reagierst du instinktiv, also sofort, und vergiltst die Beleidigung. Jesus gebietet dir Einhalt und sagt zu dir: „Nein! Halte auch die andere Wange hin, und du wirst sehen, dass der andere aufhört. Antworte zumindest nicht mit einer anderen bösen Tat, denn sonst wird das Böse unendlich weitergehen.“ Diese Haltung ist vom Vorbild des „leidenden Gerechten“ bei Jesaja geprägt, der sein Gesicht nicht vor Schmähungen und Speichel verbirgt (Jes 50,6). Jesus möchte eine Mentalität bekämpfen, der Recht auf Rache zugrunde liegt. Dieses „Recht“ entspricht im Grunde genommen einer fest im Herzen eines jeden von uns verwurzelten Überzeugung: wie du mir, so ich dir. Diese perverse Logik hat mit ihrer Gleichmacherei noch nie Ungerechtigkeiten beseitigt und wird dies auch niemals tun. Wenn du nämlich jemandem mit gleicher Münze heimzahlst, was er dir angetan hat, wirst du die Ursache der Feindschaft niemals beseitigen. Sie wird im Gegenteil nur noch verfestigt. Das Böse behält seine ganze Macht, auch wenn es gerecht verteilt wird. Das Böse – und darin liegt die Stärke dieses Abschnitts im Evangelium – besiegt man, wenn es an der Wurzel, im Herzen des Menschen beseitigt wird.
Deshalb schlägt Jesus einen Weg zur Überwindung des Bösen durch eine überreiche Liebe vor. Das Böse kann nicht durch Böses besiegt werden, sondern nur durch das Gute. Das zeigt Jesus durch einige Beispiele aus dem Alltagsleben. Hast du einen Streit, und jemand möchte dir das Hemd wegnehmen, gibt ihm alles und auch den Mantel; wirst du gezwungen, eine Meile mit jemandem zu gehen, geh spontan aus reinem Entgegenkommen zwei Meilen mit; will jemand von dir leihen, verweigere es nicht. Diese Ratschläge erscheinen uns allen völlig unmöglich. Sich auf die andere Wange schlagen zu lassen scheint eine Berufung für Masochisten zu sein oder für engelgleiche Wesen, die keine Wangen haben. Wer ist schon bereit, seine Kleidung herzugeben? Wer will schon mehr Zeit mit jemandem verlieren, der einen bereits bittet, ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen? Wieder kommt uns der gewohnte Einwand in den Sinn: Das Leben des Evangeliums ist nichts für mich. Es ist höchstens etwas für besondere Menschen – das können wir zugestehen, weil es uns nicht betrifft. Doch das ist nicht wahr. Wer versucht, diesen Abschnitt des Evangeliums zu leben, entdeckt den menschlichen Reichtum dieser Worte des Herrn. Was Jesus über die neue und überströmende Gerechtigkeit sagt, wird noch mehr bestätigt, wenn wir das fünfte Kapitel von Matthäus weiter lesen.
Jesus sagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde.“ Durch einen Satz streicht der Prophet aus Nazaret das Wort „Feind“ aus seinem Wortschatz und möchte, dass es auch aus dem Wortschatz seiner Jünger gestrichen wird, damit nur noch das Wort „Nächster“ stehen bleibt. Damit ist gemeint, dass es für den Christen keine Feinde gibt, alle sind Nächste. Zweifellos ist ein Evangelium, das dazu aufruft, alle Beleidigungen zu vergeben, seltsam und anders als das allgemeine Empfinden. Wenn es nun sogar zur Feindesliebe aufruft, scheint es wirklich zu seltsam und nicht praktizierbar. Jesus fügt noch hinzu, dass man sogar für die Verfolger beten soll. In der Leidensgeschichte gibt er selbst ein Beispiel dafür: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Im Alten Testament steht eigentlich gar nicht geschrieben, dass man den Feind hassen soll, auch wenn die fundamentale Pflicht zur Nächstenliebe nur auf die Angehörigen des Volkes Israel und auf die Bewohner Palästinas einschließlich der Fremden beschränkt war. Schon von dieser alttestamentlichen Vorschrift können wir angesichts der Härte und Ungastlichkeit unsere Länder gegenüber den Ausländern lernen. Wenn man sogar den Feind lieben soll, um wie viel mehr muss man diejenigen lieben, die durch Hunger oder Krieg gezwungen sind, ihre Heimat, ihre Familie und ihr Land zu verlassen.
Jesus möchte das Herz der Menschen weit machen bis zu den Grenzen der Erde und auch die Grenzen überwinden, die uns gegenseitig zu Feinden machen. Diese Liebe wird in gewisser Weise zum Kriterium für das Verständnis der neuen Lehre Jesu. Sie berührt das Geheimnis Gottes, sein Wesen und sein Handeln. Jesu geht genau von diesem Handeln Gottes aus, wenn er seine Lehre erklärt. Jesus sagt, dass Gott seine Sonne über Böse und Gute aufgehen lässt und über Gerechte und Ungerechte regnen lässt, ohne auf Verdienste oder Versäumnisse der Einzelnen zu achten. Allen gibt er von seinen Gaben, niemanden lässt er es an etwas fehlen, unabhängig von Rasse, Volk und Religion. Es steht geschrieben, dass Gott „ohne Ansehen der Person“ richtet (Röm 2,11). Wir dagegen machen Unterscheidungen. Der Herr belohnt die Guten nicht mit Gutem und bestraft die Bösen nicht mit Bösem. Über alle lässt er seine Sonne aufgehen. Damit hebt er die Logik einer gruppenbezogenen und eigennützigen Liebe zugunsten einer unentgeltlichen und universalen Liebe auf, die sich den Außenstehenden und denen, die anders sind, öffnen kann. Jesus sagt weiter: „Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?“ Der Anspruch Jesu ist hoch: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“ Die Vollkommenheit wird von Jesus mit der Nächstenliebe verbunden, mit einer grenzenlosen Liebe. Dafür hat er selbst ein Beispiel gegeben. So wird die Nachahmung Christi, des neuen Menschen, der ein Vorbild für wahre Menschlichkeit ist, zum einfachen Weg, den das Evangelium für uns alle möglich macht.

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika