Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag
Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags
Sonntag 9 Dezember

Homilie

Umgeben von einer lärmenden Gesellschaft, einer Vielfalt von Nachrichten, von einem verwirrenden Chaos und von einer Art kurzlebigem Vergnügungspark ist es für uns moderne Menschen nicht einfach, die Person Johannes des Täufers zu verstehen. Als ein im Grunde seines Wesens kräftiger und ernsthafter Mann ist Johannes ein guter Gefährte, um den wahren Sinn des Lebens wieder zu entdecken. Nach Jesus und Maria ist er einer der am meisten verehrten Persönlichkeiten in der weltweiten Christenheit. Sein Ruf wurde noch größer durch die Verbreitung von Reliquien und drang weit über die christliche Welt hinaus. Dies gilt auch für den Islam: Im Inneren der großen Omaijaden- Moschee fast in der Mitte des Bauwerks befindet sich das Grab Johannes des Täufers, um das sich auch heute noch arme Menschen versammeln. Johannes ist eine vielschichtige Gestalt. Schon von Anfang an regte er zu Diskussionen an. Jesus sagt vorwurfsvoll zu den Aposteln in Bezug auf Johannes: „Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid?“ (Mt 7,11). Johannes der Täufer hat eine herausragende Charaktereigenschaft: Er ist ein Mann, der spricht. Er spricht mit lauter Stimme von der Kanzel eines strengen und auf das Wesentliche ausgerichteten Lebens und ruft jedem Menschen zu, dass er den Herrn erwarten soll.
Johannes spricht aber nicht aus eigener Initiative, sondern weil „das Wort“ in genau jenem Jahr, im 15. Jahr, und an einem bestimmten Ort, nämlich in der Wüste, an ihn erging, wie Lukas anmerkt: „Es war im 15. Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius … Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias“. Das Wort ist nichts Verschwommenes, es ist keine vage spirituelle Erfahrung, kein Mythos und auch nicht nur eine Idee. Es ist vielmehr geschichtliche Wirklichkeit, die in das Leben der Völker eintritt und mit der Geschichte der Menschen, nicht nur des Volkes Israel, sondern auch des Römischen Reiches und unserer Zeit in Verbindung tritt. Auch die Wüste ist für uns kein ferner Ort, es gibt sie in unseren Städten, in denen ein Leben, das diese Bezeichnung wirklich verdient, oft schwierig ist. Die Wüste gibt es auch in der Welt, wo Sünde und Einsamkeit zu Verbitterung und Tod führen. Johannes ist ein Zeuge und Prediger, der frei ist von verwöhnten und luxuriösen Spielereien, von den Intrigen der Königspaläste und vom Spott der fein gekleideten Leute. Johannes ist arm. Seine Kleider zeigen seine Armut, denn er trägt ein Gewand aus Kamelhaar und einen ledernen Gürtel um seine Hüften. Er isst auch wie ein Armer: „Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung.“ Aber in seiner Armut ist er frei.
Johannes spricht kraftvoll und wendet sich gegen Pharisäer und Sadduzäer, indem er aufdeckt, wie geschickt sie Reue vortäuschen und sich doch nie ändern. So prangert er mit seinem Wort auch furchtlos an, was im Palast des Königs geschieht, auch wenn ihm dieser Mut das Leben kosten wird. Johannes rechtfertigt nicht den Stolz derer, die sich in Sicherheit wiegen, weil sie in den Palästen oder in ihrer unmittelbaren Umgebung wohnen. Er billigt auch nicht den Stolz derer, die sich wegen irgendwelcher Verdienste sicher fühlen, weil sie vielleicht Kinder Abrahams sind. Stolz liegt dem Herzen des Johannes vollkommen fern: „Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren“ (Joh 1,27), sagt er im Hinblick auf Jesus. Dieser demütige Mann versteht es mit großem Nachdruck, Stolz und Selbstzufriedenheit anzuklagen. Demut bedeutet weder Angst noch Schweigen oder Mäßigung noch ist sie mit einer Haltung der Anpassung gleichzusetzen. Der Demütige setzt sein Vertrauen auf den Herrn und nur auf ihn.
Doch Stärke und Nachdruck machen Johannes nicht unmenschlich und lebensfremd. Johannes kann zuhören, sprechen und Gesten der Vergebung gegenüber vielen Menschen zeigen, die zu ihm kommen, um ihre Sünden zu bekennen und von ihm die Taufe der Buße zu empfangen. Er ist ein Prophet, der ruft. Er ruft, um in der chaotischen Wüste dieser Welt Raum zu schaffen für ein neues Leben. Er will dem Herrn den Weg in der Wüste bereiten. Der Evangelist Lukas greift die Worte des anonymen Propheten (Deuterojesaja) auf, der die Rückkehr des Volkes Israel aus dem babylonischen Exil beschreibt und von einer großen ebenen Straße spricht, auf der man freudig und singend voranschreitet, ähnlich wie auf den alten Prozessionsstraßen, die zu Wallfahrtsorten führten. Viel durch Stolz und Arroganz entstandene Härte muss gemildert werden. Viele Hügel aus Kälte und Gleichgültigkeit müssen eingeebnet werden, um dem kommenden Herrn den Weg zu bereiten. Johannes ist die Stimme, die mit Strenge spricht: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Es ist eine einfache und radikale Botschaft. Wer sein Ohr schon an solche Worte gewöhnt hat, könnte sie als bekannt einordnen. Doch wenn man die Worte des Propheten als schon bekannt ansieht, macht man sich nur zu einem der Pharisäer, die versuchen, sich dem „Gericht Gottes“ zu entziehen. Vielleicht wird auch von uns verlangt, zu Johannes in die Wüste zu gehen und die Taufe der Umkehr zu erbitten, damit wir für eine andere Welt hoffen und arbeiten. So werden wir sehen, wie sich in der Wüste eine breite Straße auftut, auf der es nur den einen frohen Zug der Armen, Schwachen und all jener gibt, die auf der Suche nach einem Wort des Heils sind.

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika