Recht der Kinder auf Bildung. Marco Impagliazzo in La Nuova Sardegna

Es ist September, die Schule hat wieder begonnen, mit ihren Freuden und Schwierigkeiten. Millionen Kinder in Europa und weltweit kehren an ihre Schulbänke zurück und nach zweieinhalb Schuljahren, die von der Pandemie geprägt waren, hofft man, dass der Beginn unter dem Zeichen der Normalität steht. Leider bedeutet Normalität auch, dass 250.000 Kinder nicht zur Schule gehen. Vor allem in Afrika südlich der Sahara und in Zentralasien. Und Normalität bedeutet - leider -, dass Zehntausende Jungen und Mädchen auch in Europa ihre Ausbildung abbrechen werden, wodurch unsere Schulabbrecherquote zu hoch bleibt.
Der September - und vielleicht in besonderer Weise dieser September vor den Wahlen in Italien - ist die Zeit, um über die Schule nachzudenken und zwar über eine Schule, die für alle da ist, die niemanden der Unwissenheit, der Perspektivlosigkeit oder der Ausbeutung überlässt. "Wer die Schule besucht, berührt die Zukunft", schrieb jemand. Die Zukunft aller Kinder hat ein Recht darauf, berührt, begleitet und gestaltet zu werden. Die Schule hat einen Auftrag zu erfüllen, sowohl im historischen Zentrum einer Stadt als auch in einem abgelegenen Land- oder Bergdorf, in einem kultivierten und ruhigen Umfeld als auch in einem gefährdeten Stadtrandviertel.
Italien kämpft seit langem gegen den vorzeitigen Schulabbruch, auf einem Weg, auf dem in jüngster Zeit einige zaghafte Fortschritte zu verzeichnen waren, der aber vor allem aufgrund der Pandemie zunächst einen Rückschritt und dann eine Stabilisierung erfahren hat. Der Anteil der Kinder, die ihre Schul- oder Berufsausbildung vorzeitig abbrechen, liegt in Italien bei etwa 13 % der Gesamtbevölkerung. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern liegt Italien bei der Zahl der Schulabbrecher an drittletzter Stelle. Die Schulabbrecherquote ist vor allem im Süden hoch, aber nicht nur dort. Dies gilt vor allem für Jungen und insbesondere für Jungen ausländischer Herkunft, wodurch die Gefahr besteht, dass die Integrationsbemühungen zunichte gemacht werden.
Im Laufe der Zeit scheinen sich die Dinge zu bessern, sagten wir früher, aber wie sehr sie auch zurückgehen mögen, das Phänomen ist nach wie vor sehr gravierend und hält die Ungleichheit aufrecht. Dieser Verlust der jungen Menschen ist ein Damoklesschwert, das über einem großen Teil einer ganzen Generation hängt, ein großer Nachteil für das zivile, kulturelle und wirtschaftliche Wachstum des Landes. Aber es gibt auch bürokratische Schwierigkeiten: z. B. der fehlende Abgleich zwischen Schul- und Gemeinderegister (wer nicht im ersten Jahr der Schulpflicht angemeldet ist, fällt aus der Liste heraus, was bei vielen Roma-Kindern der Fall ist) oder die Notwendigkeit, dass die Eltern über Möglichkeiten verfügen müssen, um ihre Kinder online anzumelden, was bei vielen ausländischen Familien dazu führt, sich zu spät anzumelden, mit allen damit verbundenen Folgen.
Von Don Milani wissen wir, dass "die Schule nur ein Problem hat: die Kinder, die sie verliert". Im "Brief an einen Lehrer" sprechen die Jugendlichen von Barbiana eine sehr deutliche Sprache: Ihr (Lehrer) solltet "für das Kind kämpfen, das es am meisten braucht", "es zu Hause besuchen, wenn es nicht zur Schule kommt".
Nun ist der Schulabbruch ein komplexes Phänomen, das von verschiedenen Faktoren abhängt. Man kann nicht nur mit einer Selbstaufopferung der Lehrer gegensteuern, die sicherlich größer ist als vor fünfzig Jahren. Man sollte auch bedenken, dass es in der Schule nicht nur um Lehrer oder Eltern geht. Wir alle müssen die Wunde spüren. Unsere gesamte Gesellschaft bekommt den Stachel zu spüren, wenn unseren Kindern diese Chande genommen und ihnen die Zukunft gestohlen wird, ohne dass es eine Veränderung gab, um sie offener und besser zu machen.
Erforderlich ist ein synergetische Handeln, das die Schule nicht allein lässt. Diese besteht aus Ideen und Investitionen, Experimenten und der Umsetzung bewährter Verfahren, die bereits im Gange sind. In diesem Sinne ist es positiv, dass sich der Nationale Plan für Wiederaufbau und Widerstandsfähigkeit im Bildungswesen in Italien nach einer ersten Phase, die den Schulgebäuden gewidmet war, nun auf die zweite Phase konzentriert, die der Bildungsarmut gewidmet ist und 1,5 Milliarden zur Bekämpfung des Schulabbruchs und zur Überwindung territorialer Unterschiede bereitstellt.

(Marco Impagliazzo)