FRIEDEN

New York. Marco Impagliazzo: "Ich stelle der UNO unseren Stil der guldigen Dipolomatie vor"

Der Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio traf sich mit Generalsekretär Guterres. Heute wird er vor dem Sicherheitsrat sprechen. "Frieden entsteht durch Zuhören"

Der Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio traf sich mit dem Generalsekretär Guterres. Heute wird er vor dem Sicherheitsrat sprechen. "Frieden entsteht durch Zuhören"

"Wer Frieden schaffen will, darf es nicht eilig haben", sagt Marco Impagliazzo nach seiner Landung in New York, wo er sich zu einem zweitägigen Treffen im Glaspalast aufhalten wird. Gestern das Treffen mit Generalsekretär Antonio Guterres, heute wird der Präsident von Sant'Egidio vor dem Sicherheitsrat über die Vermittlungsarbeit der Gemeinschaft im Konflikt im Südsudan sprechen. Eine "geduldige" Aktion, "die das Ergebnis eines genauen Hinhörens auf die Realität ist", denn es gibt keine andere Möglichkeit, die immer komplizierter werdenden Knoten der aktuellen Konflikte zu entwirren.

Frieden ist immer ein "Handwerk", wiederholt Marco Impagliazzo in Anlehnung an Papst Franziskus. Deshalb wird er mit der Zeit innerhalb der Gesellschaft geschmiedet, und jeder Anspruch, ihn von oben herab zu schaffen, ist eine flüchtige Illusion. Sant'Egidio hat dies in den 55 Jahren seines Engagements gelernt, in denen die Gemeinschaft Versöhnung und Hoffnung in die blutigsten Ecken der Welt gebracht hat. "Ständige Präsenz ist die andere Seite der Geduld", fügt er hinzu: "Frieden wird nicht mit Koffern in der Hand gemacht. Vor Ort zu sein ist von grundlegender Bedeutung. Dadurch kann man die Gesellschaft und die verschiedenen Akteure kennenlernen, so dass man, wenn sich ein Verhandlungsfenster öffnet, dieses nutzen kann".

Aus diesem Grund ist die Gemeinschaft ständig in über siebzig Ländern tätig, wo sie eine geschwisterliche Diplomatie von unten betreibt, die zu wichtigen Durchbrüchen geführt hat, wie das Beispiel Mosambiks zeigt. Diese Arbeit ist komplementär zu der der Vereinten Nationen. "Um Frieden zu schaffen, muss jede Realität ihren Teil dazu beitragen. Die großen Organisationen brauchen eine Beziehung zur Zivilgesellschaft, deren Stimme wir sammeln. Allerdings erst, nachdem man zugehört hat, lange zugehört hat, ohne die Angst, sofort Lösungen vorzuschlagen, denn die Konfliktparteien sind seit dem Zusammenbruch des Bipolarismus zahlreich und die Krisen werden immer komplexer. Derselbe Stil, den Papst Franziskus durch die Mission von Kardinal Matteo Zuppi in der Ukraine-Krise anwendet".

Bei dem Treffen mit Guterres wurden viele Themen besprochen, von der Rom-Initiative für den Südsudan über die Eskalation der Spannungen in Zentralafrika bis hin zum Drama im Tschad, ohne jedoch den Migrationsnotstand zu vergessen. "Wir dürfen nicht länger akzeptieren, dass sich die schrecklichen Schiffbrüche im Mittelmeer wiederholen. In diesem Sinne brauchen wir einen starken Aufruf der UNO an die internationale Gemeinschaft". In einer Gegenwart, die durch die Vervielfachung von Mauern gekennzeichnet ist, kann der Glaube zu einer Brücke zwischen Nationen und sozialen Gruppen werden. Aus diesem Grund setzt sich Sant'Egidio stark für den ökumenischen und interreligiösen Dialog ein: Seit 37 Jahren organisiert die Gemeinschaft das Internationale Treffen der Religionen und Kulturen im Dialog, das von Johannes Paul II. mit dem historischen Gebetstag für den Frieden der Weltreligionen 1986 in Assisi einberufen wurde. Dieses Mal findet das Gipfeltreffen, das in Zusammenarbeit mit der katholischen und der evangelischen Kirche in der deutschen Hauptstadt durchgeführt wird, vom 10. bis 12. September in Berlin statt und steht unter dem Motto "Den Frieden wagen". Ein aussagekräftiger Titel in einer Zeit, in der der "Dritte Weltkrieg in Bruchstücken" vor den Toren Europas stattfindet.

Zwei Tage lang werden sich im September Zeitzeugen aus aller Welt - das vollständige Programm wird am Montag vorgestellt - in einer Reihe von Podiumsdiskussionen, die für alle offen sind, mit aktuellen Krisen auseinandersetzen, die noch nie so eng miteinander verflochten waren. Es ist das vierte Mal - nach Aachen (2003), München (2011) und Münster-Osnabrück (2017) - dass das Weltfriedenstreffen in Deutschland stattfindet, diesmal in der Hauptstadt, einer Stadt, die in ihrer von vielen Tragödien geprägten Geschichte in jüngster Zeit zu einem Symbol der Einheit und Versöhnung geworden ist.

[ Lucia Capuzzi]