Tägliches Gebet

Liturgie des Sonntags
Wort gottes jeden tag

Liturgie des Sonntags

30. Sonntag im Jahreskreis
Gedenken an das historische Treffen von Assisi 1986, zu dem Papst Johannes Paul II. Vertreter aller christlichen Konfessionen und der großen Weltreligionen eingeladen hatte, um für den Frieden zu beten.
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Libretto DEL GIORNO
Liturgie des Sonntags
Sonntag 27 Oktober

Homilie

„Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist.“ Die Worte aus dem Buch Jesus Sirach (Sir 35,21), die diesen Gottesdienst eröffnen, nehmen das wieder auf, was wir am letz-ten Sonntag gehört haben. Das Gebet ist weiterhin der Horizont, in den uns das Wort Gottes führen will. Doch nun geht es nicht mehr um die Inständigkeit, mit der man sich wie die arme Witwe vom letzten Sonn-tag an Gott wenden soll, sondern vielmehr um die innere Haltung, die der Mensch beim Beten einnehmen soll. Der Evangelist Lukas schickt seiner bekannten Gleichniserzählung vom Pharisäer und vom Zöllner einen Hinweis auf ihren Grund voraus: „Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel.“
In der Situation, die Jesus erzählt, können wir uns wirklich alle wieder-finden. Jeder von uns hat in seinem Innersten eine gute Meinung von sich selbst, die mit einer eher kritischen Sicht auf die anderen einher-geht. Ich denke, es ist richtig, dies in der heutigen Zeit hervorzuheben, in der es allzu leicht geworden ist, mit dem Finger auf andere zu zei-gen, ohne sich selbst zu betrachten. Abweichungen und Entgleisungen kommen oft auch daher, dass die jeweilige Umgebung sie erlaubt oder hinnimmt. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass wir alle, wenn auch in unterschiedlichem Maße, Mitverantwortung tragen für den Nie-dergang der moralischen Werte, und daher ist es schwierig, sich dem vollständig zu entziehen.
Das Gleichnis des heutigen Sonntags ist also sehr aktuell: Viele Menschen halten sich für gerechter als die anderen, und so könnte man sagen, dass der Tempel dieser Welt überfüllt ist mit Menschen, die „von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt sind und die anderen verachten“. Der Pharisäer, der aufrecht vor dem Altar steht und Gott für das gute Leben, das er führt, dankt, ist nicht allein, sondern viel-mehr von der Mehrheit umgeben. Er kann sich einiger Dinge rüh-men, die die meisten wohl kaum vorweisen können. Er hat auch etwas Beispielhaftes an sich: Es ist eine gute Sache, dass er zum Tempel geht. Es ist auch schön, dass er sich nicht in einem Winkel irgendwo hinten versteckt oder gleich ganz in der Nähe der Tür auf-hält, wie dies häufig in den Kirchen der Fall war und noch immer ist. Es ist auch wahr, was der Pharisäer sagt: Er ist weder ein Dieb noch ein Betrüger, er betrügt seine Frau nicht und ist anders als der Zöll-ner, der hinten stehen geblieben ist. Dann fastet er auch noch an zwei Tagen in der Woche und gibt Almosen. Das alles ist nicht we-nig, nicht alle tun dies. Und so ist es auch recht, Gott zu danken. Es scheint also alles in Ordnung zu sein.
Was den Zöllner angeht, trifft ebenfalls alles zu, wenn auch in umge-kehrtem Sinn. Dass er hinten stehen bleibt, ist gleichfalls emblema-tisch, und wenn er nicht den Mut hat, den Blick zum Himmel zu erhe-ben, wird dies sehr wohl seine guten Gründe haben. Wenn er sich an die Brust schlägt, hat er Grund dazu. Wenn er sich selbst als Sünder bezeichnet, tut er dies zu Recht. Er ist jedenfalls keine Person, die wir für gut halten könnten. Aber er ist sich dessen bewusst und tut Buße. Genau darin liegt der entscheidende Punkt, an dem das Gleichnis sich einer anderen Beurteilung zuwendet. Jesus sagt eindeutig, dass es vor Gott nicht auf die Werke ankommt, die jemand anhäuft, sondern auf die Haltung des Herzens.
Dieses Gleichnis ist nicht nur eine Unterweisung für das Gebet, son-dern vor allem für die Haltung, die wir vor Gott haben sollen. Die Sünde des Pharisäers liegt nicht im Bereich der praktischen Religionsaus-übung – hier beachtet er alles sehr genau – sondern in seiner Über-heblichkeit, Selbstzufriedenheit, Hartherzigkeit und Bosheit, die ihn dazu bringen, den sündigen Zöllner zu verachten und zu verurteilen. Dass der Pharisäer ein Sünder ist, erkennt man an der unbarmherzi-gen Art, mit der er den Zöllner verurteilt. Er steigt nicht zum Tempel hinauf, weil er um Hilfe oder um Vergebung bitten will – im Gegenteil: Er hat das Gefühl, dass er selbst Gott etwas darbringen kann. Sein Herz ist voll von sich selbst.
Der Zöllner dagegen, der es immerhin zu einigem Wohlstand in seinem Leben gebracht hat und der wohl auch gefürchtet ist, spürt, dass er etwas braucht. Auf dem Weg zum Tempel sind seine Hände nicht voll, sondern leer. Er kommt nicht, um zu geben, sondern um zu bitten. Sei-ne Haltung vor Gott ist die eines Bettlers, der seine Hand ausstreckt. Denken wir bei dieser Gelegenheit daran, dass die Bettler vor unseren Kirchentüren ein Zeichen dafür sind, wie wir vor Gott dastehen, wie der heilige Augustinus schreibt. Für den Evangelisten ist der Zöllner der Prototyp des wahren Gläubigen: Er vertraut nicht auf sich selbst und seine womöglich durchaus guten Werke, sondern auf Gott. Hier be-gegnen wir wieder dem Paradox im Evangelium: „Wer sich selbst er-höht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht wer-den“ (V. 14). Außerdem steht geschrieben: „Wer arm ist, sucht den Herrn“, nicht wer sich für gerecht hält. Heute schlägt uns das Evangeli-um vor, über diese große Wahrheit und diese große Weisheit nachzu-denken.

Gebetsintentionen
Herr Jesus, der Unglaube der Welt hat Dich nicht aufgehalten: Schenke uns die Gnade der Beharrlichkeit, damit wir unaufhörlich das Gebot der Nächstenliebe und die Sendung des Evangeliums leben.

Herr, wir beten für die Kirche: Lass sie weltweit ein Volk von Propheten sein, die Hoffnung aussäen und die Arbeiter für das Gute unterstützen. Begleite unseren Papst Franziskus immer durch die Kraft Deines Geistes.

Herr, wir beten für alle, die ihr Leben für die Weitergabe des Evangeliums einsezten, für alle Verfolgten, für alle, die das Martyrium erleiden, dass sie bei Dir und im Zeugnis der alten Propheten Kraft schöpfen, um in Treue und Beharrlichkeit zu leben.

Herr Jesus, Du bist gütig und von Herzen demütig, Du bist gekommen, um Deinem Volk Frieden zu bringen: Gib, dass alle Konflikte bald ein Ende nehmen. Gedenke aller, die entführt und überall auf der Welt Gefahren ausgesetzt sind.

Herr, wir bitten Dich für alle, die fern sind von Dir und die Dich ablehnen, dass sie Deine heilende Kraft spüren und Dein Wort der Befreiung vernehmen können.
 
Besondere Intentionen:
- für den Frieden auf der Welt
- für die Kranken
- für die alten Menschen
- für Afrika