Das Gedenken an die Shoah am Tag der Erinnerung ist kein Ritual: Gedanken von Andrea Riccardi

Das Gedenken an die Shoah am Holocaust-Gedenktag ist kein leeres Ritual. Der Gedenktag ist auch deshalb kein rituelles Ereignis, weil das Gedenken in den verschiedenen historischen Momenten, in denen es stattfindet, jeweils anders geprägt ist.
In dieser Zeit sind wir aufmerksam für die Ereignisse in der Ukraine und das Drama in diesem Land mit dem schrecklichen Krieg, der durch die russische Aggression ausgelöst wurde. Wir denken an die Orte, an denen die Shoah stattfand, bei der anderthalb Millionen ukrainische Juden vernichtet wurden, und hören deren Namen. Erinnern wir uns daran, dass der Krieg der Vater aller Übel ist und dass die Shoah von den Nazis und ihren Kollaborateuren, den Kollaborateuren aller Länder, gerade während des Krieges gewollt und durchgeführt wurde.
Man könnte sagen, dass es sich um schreckliche, aber weit entfernte Ereignisse handelt. Während jedoch die Generation der Zeitzeugen in allen Generationen verschwindet, denke ich an die eigene Generation in ganz besonderer Weise: Ich wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, ich kannte viele Menschen, die ihn erlebt hatten, ich kannte Zeitzeugen, ich kannte rechtschaffene Menschen, die das Leben der von den Nazis sinnlos verfolgten Juden beschützten und verteidigten.
Heute gibt es kaum noch Zeugen, und wir müssen die Zeugen sein, nicht nur meine Generation, die dem Krieg am nächsten war, sondern alle Generationen. Zeugen für diese entsetzliche Schrecken, das möglich wurde, werden gebraucht, weil sie nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Die Erinnung ist notwendig und das Gedenken ist dem Schmerz so vieler Menschen geschuldet, die nicht mehr hier sind und die auf diese sinnlose Weise ihr Leben verloren haben. Aber dieser Schmerz ist auch eine Warnung für die Zeit, in der wir leben, eine Warnung vor der Zerbrechlichkeit von Institutionen und der Frauen und Männern und vor der Verführung durch das absolut Böse ist eine Mahnung, damit es nie wieder geschieht.

Sich zu erinnern, das immer wieder zu tun und zu vertiefen, zu studieren, neue Fragmente dieses Dramas zu entdecken, über das die Nazis Schweigen legen wollten, halte ich für unsere Pflicht. Nein, der Gedenktag ist kein leeres Ritual, der Gedenktag ist eine grundlegende Tatsache, die Teil unserer staatsbürgerlichen Kultur ist und die unsere Gründe für unser Zusammensein und unsere Projektion in die Zukunft motiviert.

Im Jahr seiner zehnten Auflage -  sie ist dem Thema der Erinnerung gewidmet - feiert das Festival der Kommunikation den internationalen Jahrestag des Holocaust-Gedenktags, um der Opfer des Holocaust zu gedenken. Und zwar mit dem besonderen und unveröffentlichten Podcast "Der Sinn der Erinnerung: Geschichten, Stimmen, Identitäten", der die Gedanken und Überlegungen einiger der bedeutendsten Persönlichkeiten der italienischen Kulturszene zusammenführt.

Eine großartige, in Italien einzigartige Initiative, an der sich viele befreundete und langjährige Gäste des Festival der Kommunikation mit exklusiven Inhalten beteiligen. Aldo Cazzullo, Pietrangelo Buttafuoco, Furio Colombo, Gherardo Colombo, Roberto Cotroneo, Paolo Crepet, Marcello Flores, Federico Fubini, Miguel Gotor, Cinzia Leone, Stefano Massini, Massimo Recalcati, Andrea Riccardi, Mirella Serri, teilen mit ihrer eigenen Stimme Überlegungen und Zeugnisse zu einem Thema, das unsere Vergangenheit betrifft, aber auch dazu beiträgt, unsere Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Diese Vermischung und Kontaminierung des Wissens ist ein charakteristisches Merkmal der Initiativen des Festivals.

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