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12 September 2011 09:30 | Neues Rathaus, Kleiner Sitzungssaal

Post-Earthquake in Japan – Die Aufgabe nach der Erdbeben-Katastrophe in Ost-Japan, Nakagawa



Shoju Nakagawa


Buddhistische Soto-Zen-Schule, Japan

Die am 11. März dieses Jahres 2011 entstandene Katastrophe in Japan kann auf zwei verschiedene Arten betrachtet werden.

Die erste ist die Naturkatastrophe, das Erdbeben und der daraus entstandene gewaltige Tsunami.
Die zweite ist, die zwar wegen der Naturkatastrophe hervorgebrachte Katastrophe, aber die eigentlich wegen Menschen verursachte Katastrophe, nämlich die Atomkatastrophe.

Bei der Ersteren, der Erdbeben-Tsunami-Katastrophe gibt es zwar wegen des politischen Versagens eine große Bitterkeit. Aber zum großen weltweiten Erstaunen bemühen sich die Menschen in diesem Gebiet, mit dem Schicksal versöhnend weiter zu leben und von vorne anzufangen.

Nun möchte ich jetzt über die zweite Katastrophe, eben genauer aus der spirituellen Sicht sprechen. Die Sorge und Furcht in Tokyo und im Bannkreis des havarierten AKWs sind weiter aktuell sehr groß. In den Katastrophengebieten wird es täglich, wöchentlich klarer, dass die Situation der Atomkatastrophe überhaupt
ernsthaft ist und dass es so viel Zeit braucht, bis eine vorläufige Lösung geschaffen ist.

Nach der Katastrophe in Japan ist die wesentliche Frage für die Menschheit
insgesamt gestellt:
Wie leben wir Menschen auf dem Planet Erde heute überhaupt?
Was sollen wir, können wir überhaupt tun?

Haben wir bis heute nicht so gelebt, als ob die Welt  allein dann schon funktionieren würde, wenn wir dem Besseren von heute anstelle des Besten von gestern nachjagen. Andererseits wissen wir aber im Grunde ganz genau, dass solche Ansprüche einfach absurd sind und wir suchen einen Ausweg.
Aber was sollen wir tun? Was können wir tun?

Nochmal – hier möchte ich kurz über Dōgens Lehre für heutige Menchen sprechen. Trotz des großen zeitlichen Abstandes zwischen uns und Dogen, ist , so glaube ich, die erste und unumgängliche Aufgabe der heutigen Menschen die gleiche geblieben wie zu Dōgens Zeit: zu sich selbst wach werden; das heißt, sich selbst verstehen, durch das Aufwachen im Selbst die Welt verstehen, und von dieser Basis her in der Welt sein. In diesem Erwachen ist die „Welt“ mit dem „Selbst“ identisch.

Es ist genau unsere „moderne“ Lebenseinstellung, die grenzenlos die Natur zerstört und uns Menschen des 21. Jahrhunderts in die heutige Not gebracht hat. Wir wissen genau, dass sie uns keinen endgültigen Ausweg daraus weisen kann. Deshalb müssen wir diese „moderne“ Lebenseinstellung und „Weltanschauung“ radikal in Frage stellen, gerade wie wir mit Atomenergie umgehen.

Dōgen, der im 13. Jahrhundert tätige japanische Zen-Meister, der heute weltweit bekannt ist, spricht mit einer Konsequenz, die wir, im 21. Jahrhundert lebende Menschen, uns zu Herzen nehmen könnten. Viele der Aussprüche und Unterweisungen von ihm, berühren uns auch heute noch ganz unmittelbar, weil sie aus dem Wesen des Menschseins gesprochen sind. Man spürt beim Lesen Dōgens Persönlichkeit, seine kompromißlose Entschlossenheit zur Wahrheit, zur Übung des Buddha-Dharma, aber auch sein tiefes und tätiges Mitgefühl für die Mitmenschen. Der Kern seiner Lehre aber ist das Zazen.

Die Praxis des Zazen ist nach Dōgens Verständnis das Wesen des Selbst, die Wirklichkeit des Selbst; sie kann daher wesentliche Praxis auch für uns heutige Menschen sein, denen die Probleme der Gegenwart, von Mensch und Welt, bewußt sind. Das Zazen in diesem Sinne ist eine Konsequenz im Leben, es ist das Erwachen der einzelnen Person und der Gesellschaft gesamt, zu sich selbst in sich selbst. Dieses Erwachen praktizieren und verwirklichen wir in der Form des Sitzens, im Zazen. Es ist eine Vollendung und gleichzeitig eine völlig neue Gestaltung der eigenen Existenz.
Wir haben im täglichen Leben viele Probleme, und im Zazen kehren wir in den Ursprung unserer eigenen Existenz zurück. Von diesem Ursprung her können wir uns dann dem Alltag mit seinen Problemen, gerade z.B. mit der AKW-Frage, stellen.

Dōgen Zenji sagt im Buch „Gyōji“ des „Shōbōgenzō“: „Die Praxis des Weges (Zazen-Praxis) ist kein Ort, den die Weltleute lieben, aber sie ist die echte Heimat für alle.“ Wie kann ein Mensch und Menschen überhaupt, die die eigene Heimat in sich selbst verloren haben, auf dem Lebensweg richtig handeln? Leben wir aber in der echten Heimat der eigenen Existenz, sowohl individuell, als auch gesamt gesellschaftlich, dann können wir bereit werden, uns der Aufgabe zu stellen, die persönlichen und die allgemeinen Probleme zu lösen. Die Praxis des Zazen erweckt uns konkret zur Grund-Ursache des Elends dieser Welt in uns. Das heißt wir wachen in uns selbst zur grundlegenden allgemeine Blindheit und Gier auf.

Das Zazen ist nicht nur die Verwirklichung des wahren Selbst in uns selbst, sondern auch die Weisheit, prajnā an sich, das Licht im Leben zum Leben, die Weisheit, die uns führt. Wer sich selbst erforschen will, braucht einen aufrechten Geist. Das Aufrechtsein in Geist und Körper ist die Praxis des Zazen.

Die Welt ist eng geworden, und wir müssen für die Tatsache wach werden, dass der globale trostlose Zustand dieser Welt in der uns allen innewohnenden blinden Lebens-Gier (Skt. Trisna) seine letzte Ursache hat. „Arm-Sein“ bei der Lehre Dōgens bedeutet nach dem Sutra des Vermächtnisses Buddhas (jap. Yuikyōgō)  „mit geringen Ansprüchen Zufriedenheit lernen“. Die Aufforderung von Buddha – und von Dōgen –  in diesem Sinne ist kein moralischer Appell – das wäre ein grobes Mißverständnis.
Buddhas „Mit geringen Ansprüchen Zufriedensein“ und Dōgens „Arm-Sein“ - das ist nichts anderes als die Aufforderung, wirklich wach zu werden dafür, dass die sozialen und wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit in jener blinden Gier eines jeden einzelnen von uns wurzeln. Diese Aufforderung zum Arm-Sein hat – folgt man ihr ernsthaft – einschneidende Konsequenzen: eine radikale Lebensphilosophie, ein neues Menschenbild, eine tiefe Bewußtseinsveränderung und einen absoluten Gegensatz, ja eine innere Revolution gegen jenes „Konsum-Gesetz“ des Immermehr- und Besser-Habenwollens.

In der Situation der heutigen Gesellschaft müssen wir in uns selbst tief erwachen. Dieses Erwachen bedeutet nichts anderes, als unsere heutige Existenzsituation und unsere Verantwortung für die Welt und für unsere Mitmenschen zu erkennen. Ohne eine solche innere Revolution in jedem einzelnen von uns gibt es keine Chance.

Dieses Erwachen und dieses Erkennen sind bereits eine heilsame „Tat“ in uns Einzelnen und kollektiv in der Gesellschaft. Sie wirken gegen die globalen Probleme. Wir sind nicht tatenlos. Wir dürfen uns nur nicht blind im Strom des samsara-Elends dahintreiben lassen.

Dies ist die entschlossene Sicht in der spirituellen Dimension, dies ist der heilsame Weg, gerade nach der nie endenden AKW Katastrophen-Probleme in Japan.

Diesen Weg zu praktizieren heißt, auf dieser Erde gerade jetzt miteinander den Frieden zu verwirklichen.

(Rede von Nakagawa Roshi beim Kongress „The Community of Sant'Egidio“. München, den 12. September 2011)


München  2011

Botschaft
von Papst
Benedikt XVI


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