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Unterstützung der Gemeinschaft

  

Dankgottesdienst zum 50. Jahrestag der Gemeinschaft Sant’Egidio

10. Februar um 17.30 Uhr in der Lateranbasilika des Hl. Johannes

Die ersten Personen sind 2018 durch die humanitären Korridore in Italien angekommen. Die neue Phase des Projektes, das zum Modell der Gastfreundschaft und Integration für Europa geworden ist


 
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12 September 2011 09:00 | Neues Rathaus, Großer Sitzungssaal

Immigration: Zusammenleben unsere Bestimmung Ein Blick aus Perspektive der Weltkirche, Klaus Krämer



Klaus Krämer


Präsident von missio in Aachen, Deutschland

Einführung
Wenn wir in Deutschland über Migration sprechen, dann haben wir sehr schnell Schlagzeilen wie „Ansturm der Armen“ vor Augen, die immer wieder – auch von seri-ösen Medien – gesetzt werden. Als Präsident des Internationalen Katholischen Mis-sionswerks missio ist es mir ein Anliegen, diese Perspektive zu weiten, sie internati-onaler zu machen. In der gesamten Diskussion um Migration und Flüchtlinge müs-sen wir, von der eurozentristischen Perspektive wegkommen und einen globalen Blick einnehmen.

Zahlen und Einstieg und globale Einordnung
Weltweit leben 213,9 Mio. Menschen in Staaten, in denen Sie nicht geboren sind  und können somit als Migranten bezeichnet werden. Weltweit haben die Migranten damit einen Anteil von 3,1 Prozent an der Weltbevölkerung.
Eine besondere Gruppe unter den Migranten sind die gewaltsam vertriebenen Per-sonen, dazu zählen nach der Definition des United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene.
Ende 2009 lag die Zahl der gewaltsam vertriebenen Personen bei 43,3 Millionen. Davon waren 15,2 Millionen Flüchtlinge, 983.000 Asylsuchende und 27,1 Millionen Menschen, die innerhalb ihres Landes vertrieben wurden (Binnenvertriebene).
Immer wieder wird in Europa das Bild vermittelt, dass ein Ansturm der Flüchtlinge nach Europa strömen würde. Dies entspricht allerdings nicht den Fakten.  Denn 80% aller Flüchtlinge bleiben in den so genannten Entwicklungsländer (also über 7 Mio.). Dazu müssen noch die Binnenvertriebenen aus den Entwicklungsländern gezählt werden, die per Definitionem ja nicht in die entwickelten Staaten wandern, sondern innerhalb der Staatsgrenzen ihrer Heimat flüchten.

Herausforderung für die Kirche
Wie können und sollen wir als Christen dieser Herausforderung begegnen. Denn wir sollten niemals vergessen, dass sich hinter diesen schlichten Zahlen unzählig viele Schicksale und persönliche Geschichten verbergen.
Ein deutlicher Appell erging diesbezüglich vom seligen Papst Johannes Paul II in seinem nachsynodalen Schreiben Ecclesia in Africa: „Eine der bittersten Folgen der Kriege und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist das traurige Phänomen der Flüchtlinge und Vertriebenen, eine Erscheinung, die, wie die Synode ausführt, tragi-sche Dimensionen erreicht hat. Deswegen erlasse ich einen dringenden Appell, da-mit diesen Menschen überall, wo sie sich befinden, in Afrika oder auf anderen Konti-nenten, materielle Hilfe gewährt und pastoraler Beistand geleistet werde.“

Ähnlich stellt auch die Deutsche Bischofskonferenz fest, dass jeder Mensch seine Würde als je einzigartige Person wahrnehmen können muss.  Denn in jedem Men-schen sehe ein Gläubiger das Antlitz Gottes. Deswegen sei die Kirche berufen, sich für Menschen zu engagieren, die in Not sind. Mit Blick auf Menschen ohne Aufent-haltsrecht und Duldung in Deutschland müsse deswegen der Zugang zu medizini-scher Versorgung, die Möglichkeit für Minderjährige, einen Kindergarten oder eine staatliche Schule zu besuchen, der Anspruch auf ein menschenwürdiges Existenz-minimum und der Rechtsschutz in Fällen vorenthaltnen Lohns gewährt werden.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass ein Engagement für gewaltsam Vertrie-ben ein wichtiges Handlungsfeld für die Kirche weltweit ist. Allerdings stehen die Kir-chen des Südens vor der vergleichsweise sehr viel größeren Herausforderungen, trotz ihrer begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen gewaltsam vertriebe-nen Menschen Materielle Hilfe zu gewähren und vor allem pastoralen Beistand zu leisten.

Als Beispiel möchte ich hier auf die Demokratische Republik Kongo eingehen.
In der Demokratischen Republik Kongo leben nach Zählungen des Hochkommissa-rats der Vereinten Nationen für Binnenflüchtlinge derzeit über 1,7 Mio. Menschen, die aufgrund des Bürgerkriegs als Binnenvertriebene auf der Flucht sind. Hinzu müs-sen wir die über 160.000 Menschen zählen, die vor Krieg und Gewalt aus Nachbar-ländern in das Land geflohen sind.  Diese Zahlen machen bereits deutlich, dass das Entwicklungsland DR Kongo eine sehr hohe Anzahl von gewaltsam vertriebenen Menschen auffangen muss. Diese Herausforderung wird geradezu dramatisch, wenn wir uns vor Augen führen, dass die Wirtschaftskraft des vom Bürgerkrieg gezeichne-ten Landes äußerst gering ist.  Auch für die Kirchen ist das natürlich ein großes Problem. Denn sie haben für ihre Aufgaben nur äußerst begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen. Zusätzlich müssen sie noch die materielle und natürlich auch seelsorgerliche Hilfe für die gewaltsam Vertriebenen Menschen leisten. Dies ist wahrlich eine Herkulesaufgabe.

Unterstützung durch die deutsche Ortskirche
In dieser Situation ist die Kirche in den Entwicklungsländern zweifelsohne auf die So-lidarität der europäischen Kirche angewiesen. missio hat mit der Unterstützung von Spenderinnen und Spendern in den letzten zehn Jahren in Afrika und Asien insge-samt 51 Projekte im Bereich Flüchtlingspastoral unterstütz mit einem Volumen von über 1,8 Mio. Euro.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein Beispiel für die wichtige Arbeit der Kirche vor Ort geben. Der Osten der Demokratischen Republik Kongo ist seit Jahren von hefti-gen Kämpfen zwischen verfeindeten in- und ausländischen Truppen und Milizen er-schüttert. In diesem Umfeld ereignen sich tagtäglich schreckliche Menschenrechts-verletzungen, die auch erfahrene Kriegsberichterstatter erschüttern lassen. Zu dem schrecklichsten, was sich in dieser Situation regelmäßig ereignet, sind systematische Vergewaltigungen von Mädchen und Frauen, die nicht nur einzelne Frauen sondern gezielt die gesamte Familien- und Dorfgemeinschaft zerstören wollen.
Und die Frauen, die das Martyrium trotz allem überleben, bleiben gedemütigt und verletzt zurück. Für viele gibt es kein Zurück in ihre Dörfer mehr.

In dieser Situation hat es sich die Kirche in der Diözese Bukavu im Ostkongo zur Aufgabe gemacht, die Gewaltopfer psychosozial zu betreuen. In verschiedenen loka-len Büros schafft sie „Orte des Zuhörens“, in denen betroffene Frauen Rat und Hilfe bekommen und schlicht und einfach jemandem, der ihnen zuhört und hilft, das Erleb-te zu verarbeiten.

Damit wird natürlich kein Verbrechen ungeschehen gemacht. Und auch der Bürger-krieg im Ostkongo wird nicht gestoppt. Aber verwundeten und verletzten Frauen kann geholfen werden, sie erhalten neuen Lebensmut und die Kraft, einen Neuan-fang zu wagen. Letztlich hilft die Kirche damit, verwundeten Frauen und ihren Famili-en wieder zurück ins Leben.

Schluss
Die Schilderungen dieses Beispiels des Kongos zeigt uns die ganze Dramatik der Si-tuation von Flüchtlingen und ihrem Schicksal weltweit auf. Damit sollen die Probleme und Herausforderungen für Flüchtlinge in Europa nicht heruntergespielt werden. Al-lerdings plädiere ich nachdrücklich dafür, bei der Diskussion um Migration die welt-weite Dimension immer mit im Blick zu halten. Das, was wir in Deutschland tun und tun müssen ist wichtig und richtig. Aber die Ortskirchen in Ländern Afrikas oder Asiens leisten oftmals das vielfache von dem, was wir tun.


Prälat Dr. Klaus Krämer
Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio und des Kinder-missionswerks „Die Sternsinger“ in Aachen


München  2011

Botschaft
von Papst
Benedikt XVI


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