Santa Maria in Trastevere, 14. Februar 2009
Lev 13,1-2.44-46
1Kor 10,31-11,1
Mk 1,40-45
Liebe Brüder und Schwestern,
wir feiern die Sonntagseucharistie als Gedenken des Todes und der Auferstehung des Herrn. Für uns Christen ist es die wichtigste und bedeutungsvollste Feier unseres christlichen Leben und auch für die Intentionen der Kirche.
Wir feiern in dieser wunderschönen Basilika von Santa Maria in Trastevere mit der Pfarrgemeinde, mit den Mitgliedern der Gemeinschaft Sant'Egidio und mit einer großen Gruppe von Bischöfen aus der ganzen Welt, die in diesen Tagen hier im Geist der Gemeinschaft Sant'Egidio zusammengekommen sind. Wir danken der Gemeinschaft für dieses Treffen.
Das Wort Gottes, das wir heute gehört haben, spricht über die Barmherzigkeit, über die Liebe Gottes und sein Heil. Jesus heilt, reinigt einen Aussätzigen. Der Aussatz war, wie wir wissen, eine schmerzhafte, physische und moralische Krankheit: sie isolierte den Aussätzigen von der familiären und sozialen Gemeinschaft. Er musste sich nach dem Gesetz des Mose fernhalten und "unrein, unrein" rufen. Dadurch sollte die öffentliche Gesundheit geschützt und Ansteckung vermieden werden. Heute haben wir das im Abschnitt aus dem Buch Levitikus gehört.
Das Evangelium zeigt uns die Begegnung eines Aussätzigen mit Jesus. Wie glücklich ist dieser Mann, dass er dem Herrn begegnet ist! Wie viele Dinge sagt man über diesen kurzen Abschnitt am Begin des Markusevangeliums, als Jesus gerade anfängt, über seinen Dienst in Galiläa und damit über den Weg zum Reich Gottes zu sprechen. Der Aussätzige suchte Jesus, es war keine zufällige Begegnung, sondern der Aussätzige hatte den Wunsch, dem Herrn zu begegnen, weil er geheilt und rein werden wollte. Das war auch der Wunsch von Zachäus, er wollte Jesus sehen, anders als Herodes bei seiner Suche nach Jesus. Der Aussätzige suchte und glaubte, dass der Herr sein Retter sein konnte.
Was sagt der Aussätzige bei seiner Begegnung zu Jesus? "Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde". Diese Frage ist mit großem Respekt gestellt und unterstreicht die Hochachtung vor dem Willen Jesu, dem Willen Gottes. Dieser Respekt muss unterstrichen werden, denn der Aussätzige wollte und suchte mit all seinen Kräften seine Reinigung, doch trotzdem ordnete er seinen Willen dem Willen Jesu unter. Das ist für uns, liebe Brüder und Schwestern, ein Vorbild, wenn wir unsere spirituellen und materiellen Bitten vor den Herrn bringen. Im Evangelientext ist die Reaktion Jesu sehr zentral: das Evangelium sagt, dass Jesus Mitleid hatte, den Aussätzigen berührte und ihm seinen Willen mitteilte, dass er ihn rein machen und heilen wolle. Dieses Handeln Jesu zeigt verschiedene Aspekte der Heilssendung des Herrn. Jesus, Gott und Mensch, liebte alle ohne Grenzen. Sein menschliches Herz war voller Liebe, deshalb gab er sein Leben am Kreuz hin.
Jesus hat Mitleid angesichts des Bösen, der Krankheit, des Todes. Jesus hat Fleisch angenommen, um gegen all das anzukämpfen. Wenn es wahr ist, dass das göttliche Heil weder Krankheit noch Tod beseitigt, hat er jedoch das alles besiegt, weil sie durch das Kreuz und die Auferstehung des Herrn eine andere Bedeutung haben. Sie sind Zeichen des Lebens und der Weg, der zur authentischen Liebe und zum ewigen Leben führt, das das Glück mit Gott im himmlischen Jerusalem ist.
Jesus berührt den Aussätzigen, er nähert sich und berührt ist. Pater Damian tat dasselbe, Jahrhunderte später. Diese Nähe und dieser physische Kontakt Jesu mit dem Aussätzigen heilte schon das moralische und spirituelle Leid dieses Menschen: es ist die heilende Kraft der Liebe, obwohl die Krankheit weiterging.
Das geschieht auch im DREAM-Programm der Gemeinschaft Sant'Egidio in Afrika mit den AIDS-Kranken: die Medikamente sind notwendig, aber sie reichen nicht aus. Es wird Liebe, Nähe, Freundschaft gebraucht, wie es Jesus tat, wie es der barmherzige Samariter tat, wie es Pater Damian tat. In dieser Heilung erscheint der Sinn der Kostenlosigkeit des Heiles Jesu und auch die Kraft und Wirkung der Kostenlosigkeit vieler Dinge, die die Gemeinschaft Sant'Egidio und viele viele andere kirchliche Gruppen für die ganze Welt aus Liebe kostenlos leben.
Diese Kostenlosigkeit heilt, begleitet, schenkt dem Leben der Menschen Sinn und beseitigt Armut und Einsamkeit, Ungerechtigkeit und Böses. Die Kostenlosigkeit unserer Liebe in den Händen Gottes vollbringt hier viele Wunder: in unserer Welt von heute, mitten im Materialismus, wie Andrea Riccardi sagte. Die Kostenlosigkeit der Liebe Gottes und der Liebe von uns Christen evangelisiert, sie ist eine gute Nachricht. Jesus reinigt diesen Aussätzigen vom Aussatz. Es ist die wirksame heilende Liebe unseres Heilands. Die Freude dieses armen Aussätzigen war riesengroß; er war geheilt, er war erlöst, er war gereinigt, er konnte wieder zur Familie zurückkehren, in seine menschliche Gemeinschaft.
Auch wir, liebe Brüder und Schwestern, müssten dieselbe Freude, Heiterkeit und dasselbe Glück empfinden, wenn der Herr uns seine Vergebung für unsere Sünden schenkt. Denn die Sünde mindert unsere spirituelle Beziehung zum mystischen Leib Christi, sie entfernt uns. Wenn wir das Sakrament der Vergebung empfangen, sagen wir wie der Aussätzige "Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde, dass mir vergeben wird". Und der Herr sagt: "Ich will es - werde rein. Dir sei vergeben". Wie der Aussätzige müssen auch wir unsere Reinigung und die wunderbaren Taten, die der Herr in unserer Mitte und durch uns vollbringt, verkünden und verbreiten. Wir müssen evangelisieren und in diesem paulinischen Jahr den Hl. Paulus nachahmen, denn er hatte eine große Leidenschaft für die Evangelisierung.
Der Apostel fordert uns in der Lesung, die wir gehört haben, auf: "Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme". Wenn wir den Armen und Kranken dienen, lassen wir den Herrn gegenwärtig werden, wie der Aussätzige, der die ganze Sache verbreitete und verkündete, sodass, wie wir gehört haben, Jesus bekannter wurde. Durch diese Eucharistiefeier geben wir unserer Liebe zu Gott und zu unseren Brüdern Nahrung, besonders zu den Schwächeren, die in größerer Not sind als wir, zu den Armen und Kranken. |